Spanien, Portugal und Marokko
4.8. - 10.10.1971

Reisedauer: 68 Tage           Strecke:  12.800 Km

Route:  Wiesbaden - Bordeaux - Irun - San Sebastian - Santander - León - Benavente - Chaves - Vila Real - Porto - Figueira da Foz (Coimbra) - Fatima - Lisboa - Faro - Ayamonte - Sevilla - Cádiz - Algeciras - Ceuta - Tetouan - Rabat - Casablanca - Marrakech - Tizi n’Test - Taroudant - Tiznit - Goulimine - Tan Tan - Fahrt Richtung Tarfaya und El Aiun - umgekehrt, nach Tan Tan - Goulimine (Abaynou) - Tiznit - Taroudant - Tazenakht  - Ouarzazate - Boulmane - Tinerhir  - Todhra-Schlucht - Ksar el Souk - Erfoud - Dünen von Merzouga - Rissani - Meski - Ksar es Souk - Midelt - Azrou - Fes - Taza - Melilla - Fahrt zum Cabo Tres Forcas - Melilla - Al Hoceima - Chechauen - Tetouan - Ceuta - Fähre Algeciras - Fuengirola - Málaga  - Valencia - Cambrils - Tarragona - Barcelona - Gerona - Figueras  - Rosas  - La Junquera - Narbonne - Nimes - Lyon - Bourg - Besançon - Mulhouse - Neuenburg - Freiburg  - Karlsruhe - Mannheim - Wiesbaden   (Karte)

Teil 1

Im Sommer 1971 lockten uns wieder Spanien und Portugal, sowie noch einmal Marokko als abenteuerliche Zugabe. Allerdings hatten wir kleine Varianten gegenüber der Route von 1969 vorgesehen. Auf der Hinreise wollten wir die spanische Nordküste von San Sebastián bis La Coruña bereisen, und im Süden Marokkos lockte uns eine Wüstenfahrt bis zum spanischen El Ayoun, in Spanisch-Sahara. Von dort wollten wir einen Ausflug zu den vorgelagerten Kanarischen Inseln unternehmen.

Wenn von "uns" die Rede ist, so sind das "Meister" (Günter S.), der als bewährter Mitfahrer feststand,und ich, doch zunächst war nicht klar, wer noch mit dabei sein würde. Bernd O. bot sich an, ein ehemaliger Schulkamerad, er wurde er der "Dritte Mann".

In zwei Tagen reisen wir an, fahren quer durch Frankreich nach Bordeaux, um bei Biarritz und Irún ins spanische Baskenland einzureisen.

Im Regen fahren wir an Bilbao und San Sebastián vorbei nach Santander, zum Camping Municipal Bellavista.
                        
(Karte)


Bernd O., unser dritter Mann. Übernachtet haben wir auf der grünen Wiese

 
Campingplatz in Santander, mit dem gewohnten Hauszelt, und mit meinem Ford Escort


                    In der Innenstadt von Santander

Vier Tage bleiben wir in Santander, während denen sich das Wetter zum Glück zusehens bessert. Wir besichtigen die sehenswerte Stadt Santander, treiben uns am Hafen herum und besuchen den Fischmarkt.

Wir schauen uns auch ein wenig diesen Küstenabschnitt an, neben überwiegend felsiger Steilküste gibt es auch herrliche Sandbuchten zum Baden, aber das Wasser ist für unseren Geschmack zu kalt.

 
             Markanter Leuchtturm, westlich Santander                       Hier überwiegt schroffe und felsige Steilküste

Eigentlich haben wir vor, über Gijón, La Coruña und Vigo weiter zu fahren, um so die ganze Atlantikküste und die Nordwestecke Spaniens kennenzulernen. Doch es ist wieder trüb, kühl und regnerisch.  (Karte)

Hier sieht es fast aus wie in der Schweiz: Grüne Wiesen, Kühe, dunkle Wälder, Nebelschwaden... Ganz interessant, und ein grosser Kontrast zu dem Spanien, das man sonst so kennt. Aber wir haben keine Lust mehr, die Küste wie geplant noch weiter abzufahren. Camping in einem nassen Zelt macht keine grosse Freude.

Wir wollen endlich Sonne haben! Kurz entschlossen verlassen wir bei Unquera die Küste, und fahren landeinwärts über Potes und Cistierna durch die Bergwelt der "Picos de Europa".

Je höher wir kletterten desto nebliger wird es, und schliesslich stecken wir regelrecht in den Wolken!


Wir nähern uns den "Picos de Europa"

Die Strasse ist schmal und kurvenreich, natürlich ohne Begrenzung und Mittelstreifen. Zudem stehen die Scheinwerfer des Autos durch die Zuladung im Heck zu hoch, wodurch der Nebel zusätzlich blendet. Es hilft nichts, wir müssen anhalten, und mit einem Schraubenzieher die Lampen ganz herunterdrehen. Erst dann können wir im 1. Gang langsam weiterfahren, immer den rechten Strassenrand im Auge behaltend, wo ein steiler Abgrund lauert.

Kurz vor der Passhöhe sind wir plötzlich über den Wolken! Das ist ganz schnell gegangen, ohne Übergang, und von da ab können wir endlich entspannter weiterfahren.

So gelangen wir nach dieser abenteuerlichen Fahrt wohlbehalten nach León, wo wir auch übernachten.  (Karte)

 
            Die Südfassade der Kathedrale von León

Vor der Weiterfahrt besichtigen wir die Stadt León, beginnen bei den Stadtmauern, durchstreifen die Gässchen der Altstadt, und stehen schliesslich vor der gewaltigen Kathedrale.

Nach dem Mittagessen setzen wir dann die Fahrt fort, und folgen zunächst der N-630 bis Benavente. Ab hier wählen wir die 525, ein schmales Landsträsschen, welches durch langgezogene, ärmliche Dörfer in Richtung portugiesische Grenze führt. Den verträumten Grenzposten von Vila Verde da Raia erreichen wir im Schein der Abendsonne, kurz bevor die Grenze schliesst.  (Karte)

 
                                      Am Abend stehen wir am portugiesischen Grenzposten Vila Verde da Raia

Wir kommen nach Vila Real, eine hübsche Stadt mit zahlreichen barocken Gebäuden. Dann fahren wir weiter zu der Hafenstadt Porto, wo wir praktisch den ganzen Nachmittag verbringen. Wir schauen uns unter anderem den hübsch gekachelten Bahnhof Sao Bento an, und suchen danach das Altstadtviertel Ribeiro auf, wo die Frauen an ihren Verkaufsständen Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch anbieten.  (Karte)

 
             Vila Real, ein barockes Schmuckkästchen                                        Die Dom-Luís-Brücke in Porto

 
               Porto, am Freiheitsplatz, Praça da Liberdade                              Fischverkäuferin in der Altstadt

Am frühen Abend fahren wir dann noch über Coimbra nach Figueira da Foz, und suchen hier den bereits gut bekannten (von den Reisen 67 und 69) "Parque Municipal de Campismo" auf.  (Karte)

Sechs Tage verbringen wir in Figueira da Foz und Umgebung. Der Campingplatz hier ist schön angelegt. Es gibt viele schattenspendende Pinien, und vor allem ein sehr einladendes Schwimmbad.

 
                          Der Campingplatz in Figueira, mit viel Schatten und einem einladenden Schwimmbad

Im Meer gebadet haben wir nur einmal. Das Wasser ist uns einfach zu kalt. Aber wir unternehmen einen Ausflug nach Coimbra.   (Karte)

Es geht das Tal des Rio Mondego entlang, zu der Burg von Montemor-o-Velho, der wir einen kurzen Besuch abstatten. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Flussniederung und die Reisfelder, die es hier gibt.

Um die Mittagszeit sind wir dann in Coimbra.


In der Unterstadt von Coimbra


              Universitätsgebäude in der Oberstadt

Hier verbringen wir den Rest des Tages, mit der Besichtigung der Kathedrale und des Klaustrums, und mit Erholungspausen in den Strassencafés. Am späten Nachmittag streifen wir durch das Gelände der Universität, zum Denkmal von Joao III.

Zum Abschluss schauen wir uns dann noch „Portugal Pequenho" an, eine hübsche Parkanlage mit originellen Miniaturgebäuden.

Von Figueira da Foz fahren wir nach Lisboa, besichtigen unterwegs die Kathedrale von Batalha, und machen noch einen Abstecher zum Heiligtum von Fátima. In Lissabon suchen wir den bekannten Campingplatz auf, der auch sehr schön angelegt ist, mit einem Schwimmbad.   (Karte)

 
                         Lissabon, in der Rua Augusta                                                   Blick zum Praça do Comercio

In Lissabon haben wir sechs Tage Aufenthalt. Wir besuchen das Castelo Sao Jorge hoch über der Stadt, schlabbern "Ginja" (Kirschlikör) in der Pinte hinter dem Theater, und stöbern natürlich wieder auf dem Flohmarkt des Campo Santa Clara herum.

Ausserdem unternehmen wir einen Ausflug per Schiff nach Barreiro, auf die andere Seite des Tejo. Barreiro selbst hat nichts zu bieten, aber die Überfahrt ist schön wegen des prächtigen Ausblickes auf Lissabon vom Fluss aus. Zudem kostet die Fahrt nur Pfennige.

 
                Die Ponte Salazar über dem Rio Tejo                                        Spektakulärer Unfall im Stadtteil Belem

Auf der Fahrt zum Torre de Belem kommen wir an einem spektakulären Unfall vorbei. Auf einem Bahnübergang ist ein mit Kies schwer beladener Laster von einem Zug erfasst worden. Die Motorhaube und Teile des Fahrerhauses sind eingedrückt, die ganze Vorderachse hat es herausgerissen. Wir schauen eine Weile zu, wie die Feuerwehr den Laster birgt, und von den Geleisen zieht.

Es ist gerade Rushhour am Nachmittag, viele Schaulustige stehen umher, vollbesetzte Züge mit neugierigen Fahrgästen fahren langsam vorbei. Unentwegt schrillt die Warnglocke des unbeschrankten Bahnüberganges, bis sie endlich einer abstellt.

Da wir endlich mal schön im Meer baden wollen, fahren wir an die vielgepriesene Algarveküste. Bei Faro finden wir einen Zeltplatz, der uns aber überhaupt nicht zusagt. Alles voller Sand, voller Staub, ohne Schatten. So richtig ungemütlich! Der Strand ist zwar schön, aber das Wasser ist aber wiederum viel zu kalt, um sich darin länger aufzuhalten.

So fahren wir nach einem Tag enttäuscht weiter.             (Karte)


Fahrt über den Guardiana, Ayamonte in Sicht


                 Auf dem Campingplatz von Sevilla

An dem Grenzfluss Guardiana müssen wir ein wenig warten, bis die Autofähre kommt, die uns dann hinüber auf die spanische Seite des Ufers bringt, nach Ayamonte.

Von dort ist es nicht mehr weit bis nach Sevilla, wo wir unser Zelt auf dem uns schon bekannten Campingplatz aufstellen. Eine schöne Anlage mit grosszügigem Schwimmbad.  (Karte)

 
                     Ansicht von Giralda und Kathedrale                                                    Im Garten des Alcázar

Abends fahren wir nochmal in die Stadt, um ein Restaurant zu suchen. Aber irgendwie sind wir nicht im richtigen Viertel gelandet, jedenfalls finden wir absolut kein Lokal. Ich habe inzwischen ordentlichen Kohldampf, und bin ziemlich grimmig. Wir biegen in eine der engen Gassen der Altstadt, einige Leute sitzen vor einem Haus. Die rufen uns plötzlich etwas zu, doch ehe ich mich versehe, sackt das Auto ab, und wir verspüren einen harten Schlag an der Vorderachse. Die Warnrufe der Leute waren leider zu spät gekommen. Quer über die Gasse zieht sich ein tiefer, nicht allzu breiter Graben, und da sind wir reingerauscht! Kein Warnschild weist darauf hin, und zu sehen war er auch kaum.

Wir steigen aus, und sehen auch schon das Motoröl unten herauslaufen. Hier in der Nähe soll sich eine Werkstatt befinden. Während wir vorsichtig in die angegebene Richtung tuckern, rumort es fürchterlich vom Getriebe her im Kardantunnel. Es ist zwar bereits 22.30 Uhr, trotzdem werkelt noch jemand im Büro der Werkstatt herum. Wir können den Wagen da lassen, und ein Stück weiter finden wir dann eine Kneipe, wo wir unseren Schreck und Ärger erst mal mit ein Paar Bier und Cognacs herunterspülen. Es ist zwar kein Restaurant, aber ein paar Tapas gegen den Hunger bekommen wir hier wenigstens. Ein Taxi bringt uns dann schliesslich zum Campingplatz zurück.

Um die Mittagszeit nehmen wir einen Bus und fahren zur Werkstatt. Der Wagen ist fertig, Kostenpunkt 60 DM (1.331 Ptas). Sie haben die Ölwanne des Motors geschweisst, und wieder Öl aufgefüllt. Als ich jedoch den Motor anlasse zeigt sich, dass man das Rumoren im Kardantunnel nicht ernst genommen hat. Wir reklamieren das, und nach einigem Hin und Her erklärt man uns, dass sei zwar nicht normal, aber im Augenblick auch nicht gefährlich.

 
                                           Stierkampf, ein blutiges Spektakel, das ich nicht noch einmal brauche.

Am späten Nachmittag besuchen wir einen Stierkampf. Auf jeden Fall ein beeindruckendes Spektakel, aber die armen Stiere tun mir leid. Kraftvoll kommen sie in die Arena gestürmt, wo sie dann langsam zu Tode gequält werden, um am Ende als Kadaver rausgeschleift zu werden. Ich hab’s mal gesehen, aber ich brauche das nicht mehr.

   "Stierkampf in Sevilla"

Am frühen Nachmittag verlassen wir Sevilla und fahren nach Cádiz. Von dort geht es nach einer Rundfahrt weiter nach Algeciras. Hier kaufen wir Tickets für die Fähre nach Ceuta, um 21.30 Uhr schippern wir dann hinüber über die Meerenge von Gibraltar, zum afrikanischen Festland. In Ceuta finden wir zum Glück um halb 1 noch eine offene Pension. Wir nehmen ein Dreibettzimmer für 11 DM, und legen uns sofort schlafen.
                                                        
(Karte)