Jugoslawien - Griechenland - Türkei - Persien

16.7. - 13.10.1974

Reisedauer:  90 Tage                            Strecke:  19.000 Km

Die Route:   Wiesbaden - Würzburg - Nürnberg - München - Wörgl - Kitzbühel - Mittersill Felberntauerntunnel - Lienz - Silian - Toblach - Misurina See - Cortina - Mestre - Chioggia Venedig  - Triest  - Jablanaç - Karlobag  - Zadar  -  Insel Pag  -  Novigrad  - Trogir  -  Split Dubrovnik - Kotor - Budva  - Titograd  -  Kolasin - Ivangrad - Pristina - Skopje Bitola - Kozani Grevená - Kalambaka - Lamia - Delfi - Athen - Fähre Kreta - Hania - Rethimnon - Agia Galini Phaistos - Matala - Mires - Agia Deka  - Pirgos - Agia Viános  - Ierápetra - Koutsourás - Sitia - Vaí  - Sitia  -  Agios Nikolaos  -  Hersonissos  -  Knossos  -  Heraklion  -  Rethimnon  -  Hania Fähre Athen - Saloniki  - Kavala  - Alexandroupolis - Ipsala - Kesan - Ataköy - Istanbul - Bolu - Ankara  - Samsun  -  Ordu - Trabzon  - Erzurum  -  Bazargan  - Täbris  - Teheran  -  Amol - Nowshar  - Chalus - Karadj  - Teheran  -  Ghom  -  Isfahan  -  Pasargadea  -  Persepolis - Naqsch e Rustam  -  Shiraz  -  Busher  - Shiraz - Abarqu - Yasd - Nain - Isfahan - Ghom - Teheran - Qasvin - Täbris - Bazargan  - Erzurum  - Erzincan - Rafahije  - Imranlik  - Sivas - Kayseri - Ürgüp  - Göreme  - Aksaray - Ankara - Bolu - Istanbul - Tekirdag - Kesan - Ipsala - Alexandroupolis - Kavala - Saloniki - Katerini  - Larissa - Lamía - Korinth - Patras - Savallias - Kourouta - Patras - Rion - Antirrion - Larna  - Ioannina - Igoumenitsa - Fähre nach Brindisi - Bari - Neapel - Rom - Firenze - Bologna  - Modena - Verona - Brixen - Innsbruck - München - Nürnberg - Würzburg - Wiesbaden    (Karte)

Teil 1

Dieser Reise gehen lange Planungen voraus, mit verschiedenen Varianten der Route und auch des Zeitplanes. So überlegen wir, von Athen die Fähre nach Izmir zu benutzen, und auch auf dem Rückweg vom türkischen Kusadasi aus über die Inseln Samos, Ikaria, Mykonos und Delos zurück nach Athen zu "springen".

Der Zeitplan muss nochmals überarbeitet werden, als wir mit meinen Freunden und deren Familien für den 8. August ein Treffen auf Kreta vereinbaren.

Dass uns dann aber die grosse Weltpolitik in Form des Zyperkonfliktes in die Quere kommen und drohen würde, all unsere Pläne zunichte zu machen, das ahnen wir bei der Abreise noch nicht!

Doch bevor es losgeht, wird mein Ford Escort Kombi noch etwas präpariert. Er hat nun eine Kilometerleistung von 150.000 Km, und obwohl der Motor noch gut läuft, tausche ich ihn sicherheitshalber gegen einen neuen Rumpfmotor aus. Das geschieht in Eigenleistung, mit Hilfe eines Bekannten. Und eingedenk unseres Federbruches im letzten Jahr in Algerien, besorge ich zwei verstärkte Federpakete, und baue sie ein.

Eine Neuerung ist ein selbstgebauter Küchenschrank, der hinten quer auf der Ladefläche steht, und bei offener Heckklappe zugänglich ist. Er beinhaltet ein Fach für die Campinggasflasche, und zwei Schubladen für Geschirr, Besteck und Kochutensilien. Oben drauf ist der Kocher befestigt, und eine ausziehbare Arbeitsplatte gibt es auch. Sehr praktisch, besonders unterwegs für die schnelle Küche!

Und dann haben wir auch endlich Vorhänge angebracht, damit wir bei Übernachtungen im Auto nicht mehr Handtücher vor die Fenster hängen müssen.

Im Übrigen nehmen wir die altbewährte Ausrüstung mit, also ein grosses und ein kleines Zelt, Lebensmittelvorräte, Ersatzteile und Werkzeug. Und dann kommt endlich der 16. Juli, der Tag der Abreise!

Die erste Etappe führt auf der Autobahn über Würzburg und Nürnberg nach München. Es geht weiter nach Österreich, über Kufstein nach Kitzbühel und Mittersill. Eine böse Überraschung für die Reisekasse: Die Durchquerung des Felbertauern - Tunnels kostet 24 DM!

Nach einem guten Zwiebelrostbraten übernachten wir in Lienz auf dem Campingplatz.  (Karte)


Kurze Pause bei Würzburg.  Endlich sind wir
wieder auf Tour!

Der Platz ist laut, denn er liegt direkt an der Strasse. Darum sind wir schon um 8 Uhr wach, was ja kein Nachteil ist. In gemütlicher Fahrt kommen wir bei Silian zur italienischen Grenze, und kommen nun in die Bergwelt der Dolomiten. Die "Drei Zinnen" sind leider hinter Wolken verborgen, am Misurina-See legen wir eine kleine Pause ein.

  
Die "Drei Zinnen verstecken sich hinter den Wolken.  Bald darauf erreichen wir den Misurina-See

Weiter geht es dann über Cortina d'Ampezzo bis wir bei Mestre die Adria erreichen. Dieser Umweg auf dem Weg nach Persien hat einen Grund: Wir wollen endlich einmal Venedig kennen lernen! Das wollen wir von Chioggia aus tun, wo wir bei strömendem Regen den Campingplatz "Isamar"suchen.   (Karte)


    Chioggia ist ein reizvoller Ort, mit wenig Touristen

Als wir den Platz schliesslich finden, hat der Regen bereits wieder aufgehört. So bauen wir schnell unser kleines Zelt auf, und fahren dann nach Chioggia hinein.

Das ist ein sehr reizvoller Ort, mit nur wenigen Touristen. Bei einem kleinen Bummel finden wir die Pizzeria „Il Foghero“ wo wir eine eine billige und dennoch gute Pizza bekommen (3,20 DM).

In einem der Strassenlokale trinken wir noch ein Bier, und legen uns gegen 1 Uhr schlafen, nachdem wir den Wecker auf 7.30 Uhr gestellt haben.


  Auch Chioggia ist von Kanälen durchzogen


 Erinnert auch an Vendedig:  Die "Ponte Vigo"

Leider versagt der Wecker seinen Dienst, daher kommen wir viel zu spät los, und natürlich fährt uns das Schiff nach Venedig am 9 Uhr vor der Nase weg! Wir tragen’s mit Fassung, dann gibt es heute eben einen Ruhetag! Den verbringen wir mit Fotorundgang, Faulenzen und Abendpizza, und wir gehen früh schlafen.

Am nächsten Morgen klappt es, und wir fahren um 9.00 Uhr mit dem Schiff "Rialto III" quer über die Lagune nach Venedig. Es ist aber recht kalt, und Wind und Regen machen die Überfahrt sehr ungemütlich. Schade.

  "Venedig"

 


  Über die Lagune geht es nach Venedig
 


 Der grosse Moment:  Ankunft am Markusplatz
 

Nach 40 Minuten legen wir an der "Piazza San Marco" an.

Als Erstes fahren wir mit dem Aufzug hinauf auf den Campanile, wo man einen phantastischen Überblick hat.

Es folgen Markusdom und Dogenpalast, und nach einer teuren Pizza besteigen wir die Bootslinie 4, um den Canal Grande hinaufzufahren.

  "Venedig"
 

  
  Die Fassade des Dogenpalastes
 


  Blick vom Campanile auf den Markusplatz
 


 Torre dell’Orologio, und rechts der Markusdom
 


 Ansicht des Markusdomes
 


 Der Campanile ist fast 100 m hoch
 


 Die Rialto-Brücke, eines der Wahrzeichen Venedigs


 Tradition und Attraktion: Die Gondolieres

 Um 20.30 Uhr finden wir uns wieder an der Anlegestelle ein, es liegt eine sehr schöne Abendstimmung über Venedig. Eine halbe Stunde später legen wir ab, sitzen am Heck, und freuen uns an dem wunderbaren Blick auf die entschwindende Stadt. In Chioggia trinken wir noch ein paar Glas Rotwein, bevor wir in unserem Zelt verschwinden.


                Tankpause auf der Autostrada bei Triest

Am nächsten Morgen ist das Zelt schnell verstaut, und in rascher Fahrt geht es auf der Autobahn von Venedig nach Triest.  (Karte)

Hinter Triest geht es auf Landstrasse weiter, und vor der jugoslawischen Grenze stehen wir in einem mehrere Kilometer langen Stau, so dass wir für die 4 Km über eine Stunde brauchen.

Heute hat Connie Geburtstag, und wir haben vor, diesen Tag bei einem Festessen auf "unserer" Insel Rab zu beschliessen. Doch es soll ganz anders kommen!

Nach dem Grenzübertritt gelangen wir in zügiger Fahrt nach Jablanaç, von wo die Fähre nach Rab verkehrt.  (Karte)


 Einreise nach Jugoslawien

Aber hier gibt es eine herbe Enttäuschung! Es sind geschätzte 400 Autos, die hier in der Warteschlange stehen, keine Chance für uns, da heute noch mitzukommen!

 
Eine herbe Enttäuschung:  Mindestens 400 Fahrzeuge warten in Jablanac an der Fähre nach Rab

Also lassen wir Rab schweren Herzens sausen, verspeisen frustriert den Inhalt einer Dose Ravioli, und beschliessen, nach Zadar weiterzufahren. Ein schöner Sonnenuntergang hält uns gefangen, und wir halten an, um ihn in Ruhe zu bewundern.


               Was wir gerade im Radio hören, schockt
                                               uns gewaltig

Ich stelle dabei das Autoradio an, der Bayerische Rundfunk aus München ist auf Mittelwelle gut zu empfangen. Gerade läuft das "Betthupferl", und um 19 Uhr kommen die Nachrichten.

Und was wir da hören, schockt uns gewaltig: Auf Zypern kam es zu Kampfhandlungen zwischen griechischem und türkischem Militär, und zum Einsatz von Fallschirmjägern!

Die Türken lassen an der Grenze Truppen aufmarschieren, während Touristen aus Griechenland evakuiert werden!

Damit steht plötzlich unsere ganze weitere Reise in Frage, wir können es kaum begreifen! Niedergeschlagen fahren wir weiter nach Zadar, essen hier teure Pleskawitza, und übernachten auf dem "Autocamp", das wir erst nach einigem Suchen finden.  (Karte)

Nach einem Rundgang durch die Altstadt von Zadar beschliessen wir am nächsten Morgen, uns erst einmal hier in Jugoslawien ein gemütliches Plätzchen zu suchen, um die weitere Entwicklung abzuwarten.

Wir hoffen, dass sich die Situation in ein bis zwei Wochen möglicherweise wieder entspannt.

    
    Zadar:  Die romanische Donatskirche (9. Jh.)

Wir versuchen unser Glück auf der Insel Pag, die vom Festland aus über eine Brücke zu erreichen ist. Der Osten der Insel ist eine riesige Steinwüste, übersät von zerklüftetem Kalkgestein. Auf gutem Asphalt erreichen wir schnell die Stadt Pag. Aber hier ist der Campingplatz total überfüllt, deshalb fahren wir weiter nach Kosljun. Nach 5 Km übler Piste kommen wir in das Kaff, das aus fünf Häusern besteht, ohne Geschäft, ohne Kneipe. Der "Campingplatz" liegt schön, hat aber überhaupt keine sanitären Einrichtungen!   (Karte)
 


 Kalksteinwüste im Osten der Insel Pag


 Auf Schotterpiste geht's nach Kosljun

Frustriert beschliessen wir, nach Novalja zu fahren. Nach 20 Km unbefestigter Piste erreichen wir das Autocamp, das jedoch auch völlig überfüllt ist. Wir finden wohl noch einen herrlichen Platz am Strand, aber als wir gerade am Auspacken sind, erhalten wir den freundlichen Hinweis, dass es sich hier um Parkplätze für badende Hotelgäste handelt. Uff! Schliesslich bauen wir das kleine Zelt direkt an der Zufahrt auf. Morgen wollen wir früh aufstehen und schauen, wo durch Abreise ein Platz frei wird.

Um kurz nach 7 Uhr (!!) raus aus dem Zelt, die Ohren geeicht auf das Geklapper von Zeltgestängen. Aber keiner reist ab! Wir gelangen zum angrenzenden FKK-Strand. An der Grenze ist ein Platz, direkt auf dem Kiesstrand. Sieht sehr schön aus, kein Mensch am Strand. Wir bauen hier unser grosses Zelt auf, Kopfschütteln und Tuscheln unter den Anrainern. Anschliessend fahren wir in den Ort zum Einkaufen. Überall stehen die Leute Schlange, alles ist überfüllt und hektisch. Hier fühlen wir uns nicht wohl.


       Im Autocamp Novalja werden wir nicht glücklich

Unser Zelt ist inzwischen umringt von Badegästen, die jetzt gelangweilt jeden unserer Handgriffe beobachten. Das langt jetzt!

Übermorgen fahren wir weiter, das wird uns langsam alles zu blöd hier! Selbst zum Pinkeln muss man Schlange stehen!

Als sich der Strand gegen halb 6 leert, sind wir heilfroh. Um 19.00 Uhr hören wir wieder die Nachrichten: Der Waffenstillstand auf Zypern wird laufend gebrochen, Radio Ankara berichtet vom Putsch royalistischer Kräfte in Athen. Der ADAC meldet, dass Griechenland und Türkei keine Ausländer mehr einreisen lassen! Das lässt nicht viel Raum für Hoffnung!

Nach einem Studium der Karte wollen wir unser Glück in dem Ort Novigrad versuchen. Während wir packen, liegen die ersten Gaffer schon wieder am Strand. Die Abfahrt verzögert sich dann doch, weil der Wagen partout nicht anspringen will. Der Motor ist wohl "abgesoffen", also Haube auf, Zündkerzen raus, trocknen lassen. Bei dieser Gelegenheit wechsele ich auch gerade den Luftfiltereinsatz, und auch das Schwimmernadelventil im Vergaser. Der Ventildeckel bekommt eine neue Dichtung. Danach springt die Karre an, und wir können endlich diesen ungeliebten Ort verlassen.

Der erste Anblick von Novigrad überrascht uns dann positiv.  (Karte)

Wir schauen hinunter auf ein friedlich wirkendes Fischernest, das sich dichtgedrängt an einer schmalen Bucht den Hang entlangzieht.

Hier gefällt es uns auf Anhieb.

  "Novigrad und Mali-Alan-Pass"


 


Novigrad, das sieht doch sehr hübsch aus!
 


                          In den Gassen von Novigrad

Der Campingplatz beginnt am Ende der Dorfstrasse. Wir finden einen schönen Standplatz, nicht ganz eben und auch steinig, dafür aber erhöht, mit einem wunderbaren Panorama auf die Bergketten entlang der Küste und die Bucht. Am Abend gehen wir in ein Lokal am Fischerhafen, und picheln 1 ½ Liter Rotwein.

Es gefällt uns ausgezeichnet hier. Endlich haben wir unser Eckchen gefunden!

 
Wir stehen am Hang in praller Sonne, doch der Blick auf die Bucht von Novigrad ist herrlich

Hier verbringen wir nun die nächsten sieben Tage. Wir lesen viel, spazieren durch den lauschigen Ort, werden zu einer Weinprobe eingeladen, und verbringen zwei sehr nette Abende mit unseren Zeltnachbarn aus Aalen.

Die einzige grössere Unternehmung besteht darin, über Obrovac zu dem über 1.000 m hohen Pass des Mali Alan zu fahren. Auf Schotterpiste schlängeln wir uns in Serpentinen den Berg hinauf, und erfreuen uns an den prachtvollen Ausblicken hinunter auf das Küstenland, und die Novigrader Bucht.   (Karte)

  "Novigrad und Mali-Alan-Pass"


 
Ein Schotterweg führt hinauf in die Berge, zur Passhöhe des Mali Alan

 
Blick auf die Küste und das Meer, auf der anderen Seite ein Ausblick ins kroatische Hinterland