Ägypten - Libyen - Tunesien
22.7.1976  -  15.10.1976

Reisedauer:  86 Tage            Strecke:  17.000 Km

Route:  Wiesbaden  -  Graz  -  Zagreb  -  Skopje  -  Athen  -  Fähre nach Alexandria  -  Kairo Luxor  -  Assuan  -  Kairo  - Tobruk  -  Benghazi  - Tripolis  -  Tunis  -  Kairouan  -  Sousse - Chott el Djerid - Tunis - Fähre nach Genua  -  Barcelona  -  Valencia  -  Malaga  -  Granada - Wiesbaden    (Karte)

Teil 1
Alexandria - Kairo - Gizeh - El Faiyum

Gleich nach seiner Rettung vom Schrottplatz muss unser VW-Bus eine grosse Nordafrika-Tour bewältigen, und dazu begeben wir uns am 22. Juli auf die 2.650 Km lange Anreise nach Athen.  (Karte)

Einen bangen Moment gibt es auf dem jugoslawischen Autoput kurz hinter Belgrad. In einer langen Steigung verlieren wir eine der Halteklemmen des Dachgepäckträgers. Ich halte an, hole das Teil, und sehe auf dem Weg zurück zum Auto, dass das Getriebeöl gerade dabei ist, unser Getriebe zu verlassen! Grosser Schreck!

An einer nahen Tankstelle schickt man uns in eine kleine Werkstatt an der Hauptstrasse: "Guter Meister!"

Der "gute Meister" zeigt jedoch wenig Interesse an unserem Fall, sondern vielmehr an unserem Geld. Erst meint er, da sei ein Loch im Getriebe, und das müsste geschweisst werden. Dann meint er, die Dichtungen müssten erneuert werden. Ich solle schon mal den Motor ausbauen, er selbst verlangt 200 DM dafür.

Angesichts der wenigen Zeit, die uns zur Verfügung steht, übermorgen geht die Fähre von Athen nach Alexandria, will ich mich darauf nicht einlassen. Wir beschliessen, erst mal eine vertrauenswürdigere Werkstatt aufzusuchen, denn der Kerl behagt uns nicht.

In Belgrad entdecken wir einen VW-Ersatzteilladen, und treffen dort auf einen Kunden, der selbst eine VW-Werkstatt hat. Er bietet uns an, nachzuschauen wo das Problem liegt.

Also fahren wir hinter ihm her, 16 Km lang bis zu seinem Betrieb. Und hier stellt sich zum Riesenglück heraus, dass tatsächlich nur einige Deckelschrauben lose sind. Er zieht sie fest, füllt noch Getriebeöl nach, und wir können erleichtert weiterfahren. Kosten: 25 DM...

Die weitere Fahrt von insgesamt drei Tagen verläuft ansonsten reibungslos, und wie verabredet, treffen wir uns mit unseren Freunden Ursel und Dieter auf dem Parkplatz im Hafen von Piräus. Die Beiden werden uns auf der Reise mit ihrer 2CV Camionette begleiten.  (Karte)


 Pünktlich treffen wir im Hafen von Piräus ein


 
Unser Bus rollt an Bord der Fähre

Am nächsten Tag gehen wir an Bord der Fähre "Espresso Cagliari", und um 14.30 Uhr legt sie ab, es geht nach Afrika! Die Überfahrt ist ruhig, das Wetter gut. Allmählich macht sich Langeweile breit, so spielen wir ein paar Runden „Malefitz“ in der Cafeteria. Des Nachts schlafen wir dann in bewährter „Kreta-Manier“ in den Schlafsäcken an Deck.  (Karte)

An nächsten Abend, gegen 18.30 Uhr, laufen wir im Hafen von Alexandria ein. Die Passformalitäten finden bereits an Bord statt. Als wir von der Fähre runterfahren, beginnt das stundenlange Zoll-Drama. Bis wir alle Papiere zusammenhaben, die Versicherung abgeschlossen haben, und auch die ägyptischen Zollkennzeichen angebracht sind, ist Mitternacht vorbei. Wir atmen auf, als wir den chaotischen Zollhof endlich verlassen können, und übernachten neben einer Tankstelle.


 
Häuser an der Corniche


 Schilder in Alexandria, Sadat ist allgegenwärtig

Am nächsten Tag stossen wir auf den Montassah-Palast, mit seiner grossen Parkanlage. Gegen ein Bakschisch zeigen sich die Wärter unseren Campierplänen geneigt, und man weist uns einen Platz an der Mauer zu. Auf der anderen Seite der Mauer tost der Stadtverkehr, aber sonst haben wir hier unsere "Ruhe".

Wir baden im Meer, trinken Tee und Coca Cola in einem der zahlreichen Strassencafés an der Meerespromenade "Corniche", und besichtigen den Serapis-Tempel.


 Die tadelos asphaltierte Desert Road nach Kairo


Wie Schiffe in der Wüste: Die Klöster von Wadi Natrun

Nach drei Tagen in Alexandria rollen wir auf der "Desert Road" in Richtung Kairo. Auf halbem Wege kommt der Abzweig zu den Klöstern von Wadi Natrun. Vor der Pforte des Klosters "Deir es Abba Pschoj“ müssen wir etwas warten, bis uns ein schwarz gekleideter, vollbärtiger Mönch öffnet. In einem Besucherzimmer tragen wir uns in ein Gästebuch ein, dann bringt man uns Tee. Schliesslich tritt ein anderer Mönch ein, der uns nun durch die Klosteranlage führt. Eine interessante Angelegenheit.  (Karte)

Wir fahren weiter nach Gizeh, campieren in Sichtweite der berühmten Pyramiden in "Sahara City". Das ist ein Ausflugslokal mit einigen Bungalows, wo es Wasser gibt und Toiletten, und einige andere Reisende stehen auch hier.

Unser erster Ausflug führt zum Ägyptischen Museum.

Jetzt im Verkehrschaos von Kairo offenbart unser Auto einen Mangel: Seine Hupe ist viel zu mickrig.

  Kairo

       
                                        Eine Ansicht von Kairo

In dem Museum verbringen wir dann fast 3 Stunden. Zwar ist es hochinteressant, doch sind wir nach den hohen Erwartungen auch ein wenig enttäuscht. Es ist unübersichtlich, verstaubt und düster.

Wesentlich besser präsentiert sich hingegen das Islamische Museum, das uns sehr gut gefällt.


  Die Mohammed-Ali-Moschee in ottomanischem Stil


Unterhalb der Zitadelle, die Sultan-Hassan Moschee (links) und die Sultan-en-Nasir-Moschee

Hoch oben auf dem Zitadellenhügel thront die Moschee des Mohammed Ali von 1857, und nach deren Besichtigung schauen wir uns auch noch die sich gegenüberliegenden Moscheen des Sultan en-Nasir und des Sultan Hassan an, aus dem 14. bzw. 15. JH. Sie sind auch Nichtmoslems zugänglich.


 Hier lohnt es sich zu stöbern und zu feilschen


 Zentralhof der Ibn-Tulun-Moschee aus dem 9. JH.

Lange stöbern wir in der Traditionsbuchhandlung "Lehnert & Landrock" herum, und streifen hinterher noch durch die Gassen des Khan-Khalili-Bazars, wo uns Kairo bis jetzt eigentlich am Besten gefällt.

  Kairo

Gut gefällt uns auch die Moschee des Ibn Tulun, die aus dem 9. Jahrhundert stammt, und die älteste original erhaltene Moschee Kairos ist. Leider befindet sie sich in einem traurigen Erhaltungszustand.

Höhepunkt ist die Besichtigung der Pyramiden von Gizeh. Gesehen haben wir sie ja nun schon oft, wir campieren ja in Sichtweite, aber nun gehen wir hinein!


 

 Die Pyramiden von Gizeh
 

Durch einen engen und niedrigen Gang kommen wir zunächst in die Grabkammer der Cheops-Pyramide. Hier drinnen ist es furchtbar schwül und beklemmend.

Dann in die Grabkammer der Chefren-Pyramide, dort ist’s genauso drückend. Keine Reliefs, keine Malereien, doch die Anlage als solche, und das Gefühl, mitten in der Pyramide zu sein, ist interessant und eigenartig.

      
          Cheops und Chefren-Pyramiden in der Abendsonne

 
Kamelführer vor bekannter Kulisse.  Geheimnisvoller Sphinx, auch ohne Nase eindrucksvoll

Dann entschliessen wir uns, zum Sonnenuntergang noch auf die Cheops-Pyramide zu klettern. Obwohl wir müde sind, reizt uns das sehr. Doch gleich kommt einer daher, das sei verboten. Nach 10 Piaster Bakschisch pro Person drückt er alle Augen zu. Plötzlich ist nichts mehr verboten.



 Die Pyramiden von Gizeh


 Ein einmaliges Erlebnis, wir stehen auf der
Cheops-Pyramide


Blick von der Spitze der Cheops zur Chefren Pyramide

Die gewaltigen Steinquader hinaufzukraxeln ist ganz schön anstrengend, um so überwältigender ist der Blick von hier oben, und das Gefühl, an einem ganz besonderen Ort zu sein.

Nach drei Tagen in Kairo und Gizeh fahren wir ein Stück südwärts, und besichtigen die antiken Stätten von Sakkarah Nord, der Nekropole des alten Memphis, am Rande der Wüste.
                       
(Karte)

Wir beginnen mit der Stufenpyramide des Djoser, kommen an weiteren kleineren Pyramiden vorbei, und steigen hinab in die Grabräume des Serapeums, wo man heilige Apis-Stiere in riesigen Granitsarkophagen beisetzte.

     
                    Typisches Dorf in der Nähe von Sakkarah

 


Die 4.600 Jahre alte Stufenpyramide des Djoser


Liegende Kolossalstatue Ramses II. in Memphis

Von der alten Residenz Memphis ist nicht mehr viel erhalten. Bedeutenste Funde sind der Alabastersphinx und der liegende Koloss, der in einer Halle untergebracht ist..

Wir verlassen das Niltal und halten uns nach Westen, erreichen so die Oase El Faiyum. Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz bringt uns Essam, ein freundlicher junger Mann, zum Gouverneursclub, und dort erhalten wir tatsächlich Erlaubnis, vorne am Eingang zu campieren. Gerade machen wir es uns gemütlich, da werden wir zum Clubhaus zitiert. Hier auf der Terrasse sitzt der Gouverneur von El Faiyum, zusammen mit zwei Freunden, und nach einleitenden Höflichkeiten erzählt der Gouverneur von seiner kürzlichen Reise nach Deutschland. Und er stellt uns Sondergenehmigungen für verschiedene Besichtigungen in Aussicht.   (Karte)

Zusammen mit Freund Essam sind wir am nächsten Morgen um 9.45 Uhr auf der Distriktverwaltung, Abteilung Tourismus. Als Gegenleistung für die Genehmigungen müssen wir erst mal einige Traktätchen über Berlin und seine Verwaltung vom Deutschen ins Englische übersetzen, und dann startet ein anstrengendes Programm.

Zunächst besuchen und besteigen wir die Hawara-Pyramide. Rund um die Pyramide erstreckt sich ein Gräberfeld, und Tausende von Menschenknochen liegen im Sand verstreut. Auch Mumienbinden liegen umher, und sogar ganze Mumienteile! Unfassbar!

  Die Pyramide von Hawara

 


 Gräberfeld vor der Hawara-Pyramide


Muifizierter Oberkörper aus Hawara

Unterwegs zur Pyramide von Illahun bewerfen uns Kinder mit Steinen. An einem Militärposten halten wir an, und ich zeige unsere Genehmigungen vor.

Amüsiert sehe ich, wie der Wachposten Wasser aus einem Blechbecher trinkt, auf dem in grossen Lettern "Insect Killer" steht.

Der Becher ist aus einer leeren Insekten-Spraydose angefertigt.

Zwei Soldaten steigen zu uns in den Wagen, und begleiten uns zur Pyramide. Sie sitzen hinten drin, und haben einen Mordsspass mit unserem Ventilator.

     
             Unser Bus und die "Ente" unserer Begleiter im                        militärischen Sperrgebiet von Hawara

Wir besteigen also die Pyramide von Illahun, dürfen aber von oben keine Aufnahmen machen, wegen der Nähe zu einem Flugplatz.

Wir wollen zu einer Grabkammer hinabsteigen, als wir plötzlich fürchterlich erschrecken. Essam war vorausgegangen, doch unverhofft stürzt er schreckensbleich aus dem Loch heraus, als sässe ihm der Leibhaftige im Nacken!

Auf seinem Rücken festgekrallt, sitzt eine Schleiereule, mindestens genauso erschrocken wie er. Als sich der Schreck legt, bricht natürlich ein allgemeines Gelächter aus, und Essam fühlt sich in seiner Ehre gekränkt. Wie wir anschliessend sehen, hat die Eule in ihrer Angst auch noch ihren Darm entleert.


     Im Zentrum El Faiyums drehen sich uralte Norias

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in El Faiyum trinken wir in der Stadtmitte, in einem Strassenlokal neben den Wasserrädern, einen Karkahdeh, einen kalten Aufguss aus Malvenblüten.

Dann verabschieden wir uns herzlich von Freund Essam, und schenken ihm zum Andenken ein kleines, englisches Wörterbuch.   (Karte)