Jugoslawien, Griechenland und Türkei
1.8. - 2.10.1970

Teil 2

Jetzt sind wir also in Griechenland. Es ist merkwürdig, bei Dunkelheit in ein unbekanntes Land zu fahren.

Fast gespenstisch sind die überall brennenden Stoppelfelder, ohne dass man irgendwelche Leute dabei sieht.

Bei Kosani stellen wir unser Innenzelt auf eine Wiese, und dann pennen wir hier.


Camping auf dem Stoppelfeld


         Abenteuerliche Brücke in Nordgriechenland

Bis Kalambaka geht es weiter auf unbefestigter Piste und über abenteuerliche Brücken.

Dann durchqueren wir Westgriechenland in südlicher Richtung, und kommen über Ioannina und Arta nach Antirrion, am Golf von Patras.  (Karte)

Eine Autofähre bringt uns hinüber auf den Peloponnes, nach Rion.

Nach einem kurzen Besuch der Stadt Patras folgen wir der Landstrasse nach Südwesten, auf der Suche nach einem schönen Campingplatz.

So kommen wir zum Camp Kourouta, das direkt an einem herrlichen Sandstrand liegt.  (Karte)


Mit der Fähre setzen wir über auf den Peloponnes

 
                              Der Campingplatz Kourouta liegt sehr schön an einem herrlichen Sandstrand

Da wir hier eine Weile bleiben wollen, bauen wir das komplette Zelt auf, und gehen erst mal eine erfrischende Runde schwimmen. In der nahen Ortschaft Savalia landen wir dann in einem Lokal an der Hauptstrasse, in der "Café-Bar Oasis", nicht zuletzt angelockt durch eine Grillbude, in der sich vermeintlich gegrillte Hühner drehen.

Ich bestelle mir solch einen Flattermann, und was bekomme ich stattdessen vorgesetzt? Einen blöden, gegrillten Hammelkopf!! Wie bin ich gefrustet, essen kann ich das nicht! Den Schock bekämpfe ich dann sehr wirksam mit Ouzo und Retsina.

 
                Café Bar Oasis wird unser Stammlokal                                 Wir zelten im Schatten eines Bambusgehölzes

Trotz dieses Debakels wird Georgios unser Freund, und die Café-Bar Oasis unser Stammlokal. Hier kann man gut essen, und Georgios ist sehr spendierfreudig. Und wenn wir uns über den dicken Kopf vom Vorabend beklagen, steht schwupps ein Ouzo vor uns. "Ouzo kalo fármako", Ouzo sei eine gute Medizin, meint unser grosszügiger Freund dazu.

Nach fünf Tagen Strandleben lockt wieder die Kultur. Wir besichtigen die ausgegrabenen und teilweise wieder aufgerichteten Reste des antiken Olympia, mit seinen Kolonnaden, Tempeln und Heiligtümern. Auf der steinernen Startlinie des antiken Stadions begeben wir uns in Startposition wie einst die alten Athleten.

 
                            Im heilgen Hain von Olympia                                                       Das Eingangstor zum Stadion

Abschied von Georgios, wir setzen die Reise fort, durch den gebirgigen Peloponnes. Den Tag beenden wir kurz vor Tripolis, wo wir auf einem Stoppelfeld unser Schlafzelt aufstellen.   (Karte)

Gegen 10.00 Uhr fahren wir zum Frühstücken hinein nach Tripolis, und hier sitzen wir gemütlich in einer Strassenkneipe, bei Kaffee und Zitronenlimonade. Auch hier hängt im Zentrum ein riesiges Propagandaschild der faschistischen Militärjunta, mit dem Soldaten vor dem "Phönix aus der Asche".

 
                                     Frühstück in Tripolis                                               Propaganda der Militärjunta allerorten

In Argos bummeln wir über den grossen, bunten Markt, überragt von dem Burgberg Lárisa. Dann  machen wir einen Abstecher zu dem 50 Km entfernten Epidauros. Auf dem Weg liegt die antike Burganlage von Tiryns, auch hier machen wir kurz Halt, und bestaunen die gewaltigen Zyklopenmauern.

 
                                    Auf dem Markt von Argos                                                     "Zyklopenmauern" in Tyrins

In dem weltberühmten Theater von Epidauros bevölkern etliche Reisegruppen die Szenerie, dazwischen auch Einzelreisende vom Typ Oberlehrer, die ihrer humanistischen Bildung gemäss hierher gepilgert sind, um Homer im altgriechischen Original zu rezitieren und deklamieren.

Die Sitzreihen sind noch nahezu vollständig erhalten, doch vom Bühnenhaus existieren nur noch Grundmauern.  (Karte)


Im Amphitheater von Epidaurus

Am späten Nachmittag treffen wir an den Ruinen von Mykene ein, und schreiten durch das berühmte Löwentor. Auch die Besichtigung dieser Anlage ist hochinteressant. Endlich sieht man mal all diese Orte, von denen im Geschichtsunterricht so oft die Rede war.  (Karte)

 
                                                       Den Eingang zur Burg von Mykene ziert das bekannte Löwentor

An diesem Abend fahren wir noch bis nach Korinth, um dort am Strand zu übernachten.  (Karte)


                                   Apollontempel in Korinth

Der neue Tag beginnt mit einem Besuch des antiken Korinth, mit den Resten des Apollontempels und der weitläufigen Agora.

Von soviel Altertum inspiriert, posieren wir auf ehrwürdigen Säulen für die Kamera, dabei sind Ähnlichkeiten mit bekannten Vorbildern unvermeidbar.

     

Wir nähern uns der Stadt Athen, die Akropolis grüsst aus der Ferne. Ich finde es aufregend, diesen mythologischen Hügel nun mit eigenen Augen zu sehen.  (Karte)

Doch sie muss auf unseren Besuch noch etwas warten, denn wir fahren direkt zum Hafen von Piräus. Wir haben nämlich beschlossen, für eine Woche nach Kreta überzusetzen, aus Kostengründen allerdings ohne Auto.


Ein grosser Moment: Die Akropolis ist zu sehen


   Im Hafen von Piräus packen wir unsere Reisetaschen

In Piräus kaufen wir Billets für die Fähre nach Heraklion, dann stellen wir das Auto auf einem Parkplatz ab, und packen das Notwendigste für eine Woche in Reisetaschen. Oben drauf schnallen wir die Schlafsäcke.

Es ist bereits dunkel, als wir, begleitet vom Blinken und Leuchten der Neonreklamen, mit der Fähre "Kolokotronis" den Hafen von Piräus verlassen. Das Schiff ist kleiner als ich es erwartet hätte.  (Karte)

Wir nehmen noch einen Drink, und rollen uns dann zum Schlafen auf dem Deck in unsere Schlafsäcke.


Wir verbringen die Nacht oben an Deck


                      Tischfussball auf Seemannsart

Das Meer ist tiefblau und trägt weisse Schaumkronen.

Der Kahn schwankt und schlingert ganz beachtlich, trotzdem vergnügen wir uns eine Weile mit einem Tischfussballgerät an Deck.

   "Überfahrt nach Kreta"

Allmählich kommen Kretas Berge in Sicht, und um die Mittagszeit laufen wir schliesslich in den Hafen von Heraklion ein, den einst eine Festung aus venezianischer und türkischer Zeit schützte.  (Karte)


Die türkisch-venezianische Festung im Hafen

  
          In der Pension "New Hellas" haben wir das Vergnügen, wieder einmal in einem richtigen Bett zu liegen


          Teilansicht der Palastanlage von Knossos

Wir finden schnell ein billiges Zimmer, machen dann einen Rundgang durch die Stadt, und besuchen wir das Archäologische Museum.

Danach fahren wir mit dem Bus einige Kilometer ausserhalb, zu der Ausgrabungsstätte von Knossos, um dort auf den Spuren der minoischen Kultur zu wandeln.

Die 3.600 Jahre alte vermeintliche Palastanlage des Königs Minos umfasste einst über 1000 Räume, von denen einige in Beton und Gips restauriert wurden.

 

Nach drei Tagen in Heraklion nehmen wir den Überlandbus, der uns in den Westen Kretas, nach Hania, bringen soll. Auf der Fahrt kommen wir mit einem jungen Kreter ins Gespräch, der etwas englisch spricht.   (Karte)

Er will uns unbedingt zu sich nach Hause einladen, seine Familie hat einen kleinen Bauernhof in der Nähe Hanias. Eine Bleibe brauchen wir sowieso, darum nehmen wir die Einladung gerne an.


Mit dem Bus fahren wir nach Hania

 
                             Bei einer kretischen Bauernfamilie finden wir zwei Tage lang herzliche Aufnahme

Nach einem längeren Fussmarsch kommen wir dann zu der einfachen, ländlichen Idylle, wo wir nun zwei Tage lang echt kretische Gastfreundschaft erleben dürfen. Besonders gut gefällt uns der venezianische Hafen von Hania, unser junger Freund führt uns aber auch zu einer romatisch gelegenen Wallfahrtskapelle, und zum Schluss gibt es noch ein Fussballmatch am Strand von Kalamaki, wo sich besonders der schussgewaltige Meister hervortut.   (Karte)

  
              Im Venezianischen Hafen von Hania                                           Ausflug zur Küste westlich von Hania

Dann wird es Zeit zum Hafen zu gehen, wo gerade die "Philippos" einläuft, die uns nach Piräus zurückbringen wird.

Das Schiff ist grösser, und vor allen Dingen schneller, so dass wir bereits am nächsten Morgen in Piräus ankommen, wo wir unser Auto unberührt vorfinden.
                         
(Karte)


Unser Auto steht noch unversehrt am Hafen

Wir fahren wir zum Athener Stadtteil Dafni, wo es einen Campingplatz gibt. Und direkt daneben, oh welche Versuchung, liegt das Gelände des gerade stattfindenden Weinfestes (Yiourti Krassiou). Das kann ja heiter werden!