Jugoslawien, Griechenland und Türkei
1.8. - 2.10.1970

Teil 3

Inzwischen ist der 4. September, und so fahren wir zum Flughafen Hellinikon, um unseren neuen Reisegefährten Jean François L. abzuholen, der heute aus Paris angeflogen kommt.

Sein Flugzeug landet mit 20 Minuten Verspätung, und dann können wir unseren neuen Mitfahrer herzlich begrüssen.

Die nächsten vier Tage Aufenthalt in Athen stehen im Zeichen kultureller Erbauung, in mehrfacher Hinsicht.


Mit Jean sind wir nun zu viert

Tagsüber ergötzen wir uns an ganz altem und auch weniger altem Gemäuer, des Nachts frequentieren wir das direkt neben dem Campingplatz gelegene Weinfest.

Doch als Erstes statten wir endlich der Akropolis einenBesuch ab.

Hier bestaunen wir das Theater des Herodes Atticus, die Propyläen, und dann den berühmten Parthenon-Tempel und das Erechtheion.

 


Die Akropolis, Inbegriff des hellenistischen Athen

 
    Der Parthenon war der Pallas Athena geweiht                    Das Erechtheion ist bekannt wegen seiner "Korenhalle"


         Sehr gut erhalten ist der Theseion-Tempel

Am Fusse der Akropolis liegt das Zentrum des antiken Athen, die Agora mit dem gut erhaltenen Theseion-Tempel.

Dann kommt das moderne Athen an die Reihe, so zum Beispiel die Gegend um den Sintagma-Platz, mit Königspalast und der Evzonenwache, in dem heute das Parlament untergebracht ist.

Am Abend fahren wir hinauf auf den Hügel des Lykabettos, und von hier oben haben wir einen prächtigen Rundumblick über die ganze riesige Stadt Athen.


Evzonenwache vor dem Königspalast


    Der Lykabettos erhebt sich 277 m über Athen

Wir werden Zeuge, wie die Sonne hinter den Bergen versinkt, und die Nacht über dem alten und dem modernen Athen hereinbricht.

Tja, und das Weinfest von Dafni! Man zahlt Eintritt, kann sich einen Tonkrug oder Becher kaufen, und dann geht’s los. Überall auf dem weitläufigen Gelände sind Stände aufgebaut, mit grossen und kleinen Fässern.

Wo man möchte, zapft man sich ab was man möchte. So kann man sich durch alle Weinsorten Griechenlands hindurchprobieren. Nur bei sehr edlen und teuren Weinen steht jemand dabei, der darauf achtet, dass nicht zuviel abgefüllt wird, oder nimmt den Zapfvorgang gleich selbst in die Hand. Gut, dass der Campingplatz gleich nebenan ist!

Wir brechen unser Lager in Dafni ab, und fahren über Theben und Levádia nach Delfi. Ausgiebig besichtigen wir den Apollontempel, das Schatzhaus der Athener, das Amphitheater und auch das antike Stadion.

Über Lamia gelangen wir nach Lárisa. Dort in der Nähe verbringen wir, wie üblich, die Nacht auf einem Acker in unserem Zelt.   (Karte)


An der "Heiligen Strasse" liegt das
Schatzhaus der Athener

Nördlich von Lárisa kommen wir an dem Berg Olymp vorbei. Fast 20 Km von der Strasse entfernt liegt die Wohnstatt der Götter, ist trotz des Dunstes gut zu erkennen. Von hier sind es noch etwa 120 Km bis Saloniki, wo wir am frühen Nachmittag eintreffen.   (Karte)


    Wahrzeichen Salonikis, der Weisse Turm (16. Jh.)

Wir schlendern durch die breiten Prachtstrassen unten am Meer, kommen an der Parkanlage mit dem Weissen Turm vorbei, besichtigen anschliessend eine der byzantinischen Kirchen.

Als wir am Auto wieder eintreffen, suche ich verblüfft den Autoschlüssel, kann ihn nicht finden!

Bald stellt sich heraus, das ich den Schlüssel hatte steckenlassen, und die Türen sind alle verriegelt!

Da ist guter Rat teuer! Sollen wir eine Scheibe einschlagen? Sluch geht auf die Suche, findet ein Stück stabilen Draht, und damit gelingt es ihm, den Verriegelungsknopf hochzuziehen.

Das macht er mit solcher Routine und einer solch selbstverständlichen Miene, dass wir schon den Verdacht hegen, er sei wohl ein professioneller Autoknacker...


Sluch muss sich als Autoknacker betätigen


                 Jean auf der Zitadelle von Saloniki

Erleichtert darüber, dass diese blöde Situation so leicht gelöst werden konnte, fahren wir hinauf zur Zitadelle, hoch über der Stadt.

Von hier oben haben wir einen sehr schönen Ausblick über die ganze Stadt und das Meer, im Licht der Nachmittagssonne.

Wir fahren heute noch ein Stück weiter nach Osten in Richtung Kavalla, und campieren wieder "wild" in unserem provisorisch aufgebauten Schlafzelt.

Griechenland hat uns sehr gut gefallen, die Menschen, die Gastfreundschaft, das Essen, die Landschaft. Ob das in der Türkei auch so sein wird?  (Karte)


Wir haben wieder mal "wild" gecampt


       Voller Erwartung  kommen wir in die Türkei

Mit grosser Erwartung nähern wir uns der türkischen Grenze. Nachdem wir den Grenzfluss Evros auf einer Brücke passieren, stehen wir an der türkischen Zollstation, wo wir korrekt und auch einigermassen zügig abgefertigt werden.

Dann geht es in flotter Fahrt über Kesan und Tekirdag in Richtung Istanbul. Dort kommen wir am Nachmittag an, und richten uns auf dem Campingplatz Ataköy vor den Toren der Stadt ein.

Unser erstes Ziel ist die einstige Kirche, spätere Moschee und heutiges Museum "Hagia Sofia". Besonders der Innenraum dieses Bauwerkes beeindruckt mich sehr. Gegenüber liegt die Moschee Sultan Ahmet, auch Blaue Moschee genannt, welche wir anschliessend besichtigen. Ebenfalls sehr beeindruckend.                                                        (Karte)

 
          Die Hagia Sofia, einst Kirche und Moschee, ist                Gegenüber steht Sultan Ahmet, die Blaue Moschee 
                                    heute ein Museum 

Dann fahren wir hinunter zur Galatabrücke am Goldenen Horn. Hier ist Istanbul mit am interessantesten. Hier quirlt das Leben, und die Filme rattern nur so durch meine Kamera.

Die untergehende Sonne vergoldet die Szenerie, und schafft so eine bezaubernde Atmosphäre.


An der Galatabrücke pulsiert das Leben

Einen langen und ausführlichen Besuch statten wir auch dem berühmten "Top Kapi"ab. Eine faszinierende Anlage. Von der Terrasse aus bietet sich ein prachtvoller Ausblick auf den Bosporus.    (Karte)

Den befahren wir dann am Nachmittag mit einem der Dampfer, die dort regelmässig verkehren, und die von der Galatabrücke aus starten. Für wenig Geld buchen wir bis Rumeli Hisar, der engsten Stelle des Bosporus, und wieder zurück. Am Ufer sehen wir viele der alten traditionellen Holzhäuser, Ausflugsterrassen, und Sommerhäuser wohlhabender Leute.

  
            Die Festung Rumeli Hisar, an der schmalsten                          Traditionelle Holzhäuser säumen das Ufer
                                  Stelle des Bosporus

Im Zentrum weiterer Unternehmungen steht ein ausgedehnter Bummel durch den gedeckten Bazar und die umliegenden Viertel. Neben Kitsch und Ramsch gibt es hier auch sehr schönes Kunsthandwerk zu kaufen, aber meine Reisekasse gibt nicht viel her.

Ich kaufe mir einen der beliebten Puzzleringe, die aus vier Teilen bestehen, welche genau ineinander passen. Ausserdem kann ich nicht widerstehen, mir eine Lederjacke im Hippiestil zu kaufen, mit weissem Fellbesatz.


            Büyük Ada ist ein beliebtes Ausflugsziel

Wieder unternehmen wir eine Fahrt mit dem Dampfer. Heute geht es zu den sogenannten Prinzeninseln "Adalar", welch im Maramara-Meer liegen.

Auf "Büyük Ada" legen wir an, und schauen uns um. Alles in allem eine gepflegte Atmosphäre, viele aus Holz gebaute Villen, Pferdekutschen.

Die Inseln sind ein beliebtes Ausflugsziel, und viele wohlhabende Istanbuler Bürger haben hier ihre Sommerresidenz.

Zurück in Istanbul, besuchen wir nochmals den faszinierenden Bazar.

Anschliessend fahren wir hinunter zum Ufer des Bosporus, und besichtigen die Renaissance-Anlage des Dolmabahçe-Palastes.


Im Dolmabahçe-Palast residierte der Sultan

Sechs Tage nehmen wir uns für Istanbul und Umgebung, dann stellen wir uns an der Fähre an, die uns nach Üsküdar, auf der asiatischen Seite, bringt.

      
                    Eine Fähre bringt uns nach Üsküdar auf der anderen Seite des Bosporus, und somit nach Asien 

Schon nach kurzer Fahrt stehen wir in Kartal erneut an einer Anlegestelle, nämlich an dem der Fähre nach Yalova. Diese Überfahrt spart uns auf dem Weg nach Bursa den rund 140 Km langen Umweg über Izmit.  (Karte)

Von Yalova über Bursa fahren wir nach Eskisehir, und von dort noch bis Kütahya. Da wir in der Türkei nicht "wild" in der Landschaft campen wollen, suchen wir uns hier eine billige Unterkunft.

Wir landen in dem "Sehir Oteli", nicht gerade sauber, aber es wird wohl gehen, wenn wir in unseren eigenen Schlafsäcken schlafen.  (Karte)


Sehir Oteli in Kütahya, schmutzig und billig

Am nächsten Morgen steht unser Auto noch unberührt auf der Strasse vorm Hotel, und während wir das Gepäck einladen, werden wir von etlichen Neugierigen umstanden. Hier gibt es nicht viele Touristen.

  
                      Westanatolische Steppenlandschaft und ein alter Ziehbrunnen auf dem Weg nach Afyon

Von Kütahya aus führt die Strasse durch eine karge, steppenartige Landschaft. Nach 100 Km erreichen wir die Stadt Afyon, die wir bei sengender Hitze zu Fuss erkunden. Wir haben sogar den Ehrgeiz, den steilen Felsen zu erklimmen, der die Stadt überragt, und auf dessen Höhe die Ruinen einer seldschukischen Festung stehen. Einige Buben aus dem Ort begleiten uns auf der beschwerlichen Tour. Der Lohn der Mühe ist ein beeindruckender Ausblick auf die Stadt und die weite Ebene, in der sie liegt.    (Karte)

  
     Afyon lebt von Landwirtschaft und Mohnanbau                          Mühevoller Anstieg auf den Burgberg Karahisar

Auf der weiteren Fahrt  kommen wir nach Aksehir, und dann nach Konya, wo wir wieder auf die Suche nach einem billigen Hotel gehen. Wir finden das Hotel "Turing Palas", wo wir uns für eine Nacht einquartieren.   (Karte)

  
                            Unterwegs nach Konya                                                        In Konya übernachten wir im "Turing Palas"

Auch heute morgen ist das Auto wieder von Schaulustigen umringt. Von Konya aus fahren wir nach Westen, kommen allmählich in eine interessante Berglandschaft. 

Wir passieren den Ort Beysehir, und fahren dann ein gutes Stück am Ufer des gleichnamigen Sees entlang.  (Karte)

Kahle Hügel prägen die Landschaft, in denen Hirten mit ihren Schafherden umherziehen.


Die Strase führt am Beysehir-See vorbei


             Unbefestigte Strasse am Irmasan-Pass

Wir kommen nun in das Taurus-Gebirge, dessen Höhenzüge wir schon aus der Ferne ausmachen konnten.

Ein grosser Teil der Strecke ist unbefestigte Piste, die sich ganz gut befahren lässt.

An ärmlichen Dörfern vorbei klettert die Strecke hinauf auf über 1.500 m Höhe, und bei dem Dorf Akseki überqueren wir den Irmasan-Pass.

Hier machen wir eine Pause, und erfrischen uns an einer gefassten Quelle, die links der Piste sprudelt.

Das Wasser ist frisch und klar, und schmeckt ausgezeichnet.


Ein schöner Ferblick auf die Gipfel des Taurus

          
            Willkommene Erfrischung am Wegesrand                                                 Pause auf der Passhöhe

Je weiter wir fahren, desto lichter wird der Nadelwald, und weicht bald wieder überwiegend kahlen Hügeln. Im Dunst ist bereits die Küstenniederung zu erkennen, und dann erreichen wir bei Manavgat wieder die Mittelmeerküste.
                                                                                    (Karte)