Jugoslawien - Griechenland und Türkei
30.7. - 12.10.1972

Teil 2

Ab Kotor steigt die Strasse steil an, und die Küstenniederung bleibt tief unter uns zurück. Die Strecke ist nicht ungefährlich, und in etlichen Kurven und an so manchen Abhängen stehen Gedenktafeln und Kreuze im Andenken an jene, die hier mit dem Auto ihr Leben gelassen haben. Bei Budva wenden wir uns landeinwärts in Richtung Çetinje und Titograd.

 
              Hinter Kotor beginnt eine serpentinenreiche Pass-Strasse.  Und manchmal wird's ziemlich eng!

 
                                Hier ist höchste Aufmerksamkeit gefordert, und die Zahl der Opfer ist gross

Wir müssen Albanien umfahren, ein geheimnisvolles Land, von dem man wenig hört und weiss. Ab Kolasin folgen wir einer schlechten Gebirgsstrecke nach Ivangrad, und dann geht’s über Rozaje nach Pec. In Deçani übernachten wir im kleinen Zelt.  (Karte)


                    Orthodoxer Mönch im Kloster Decani

Nach dem Besuch des orthodoxen Klosters Deçani fahren wir über Prizren nach Brezovica.

Die Strecke ist gebirgig, und zudem schlecht bzw. unbefestigt.

Das hat man davon, wenn man sich auf der Karte immer die kleinen gelben Nebenstrassen aussucht!

Unterwegs machen wir eine Pause auf der grünen Wiese. Wir legen eine Decke aus, und vertilgen Fischkonserven mit Brot, dann gibt’s noch Kekse, und angerührten Zitronentee. Das Mahl ist frugal, doch der Ausblick auf die friedliche grüne Bergwelt ist sehr schön.

Ein grosser Schreck durchfährt uns dann allerdings, als bei der Ausfahrt aus einem der vielen Tunnels eine Schaufel von oben gerade vor uns auf die Piste knallt!

Woher sie kam, und ob das Absicht oder ein Versehen war, bleibt für immer ein Rätsel. Wollte man uns so vielleicht zum Anhalten zwingen, um uns auszurauben?


 Schotterpiste und zahlreiche Tunnels zeichnen diesen Streckenabschnitt aus


         Übernachtungsplatz in der Nähe Florinas

Wir kommen schliesslich nach Skopje, und von dort nach Prilep und Bitola.

Die griechische Grenze überqueren wir bei dem Grenzübergang Niki, und dann fahren wir noch in die Nähe von Florina, wo wir etwas abseits der Strasse unser kleines Zelt auf einer Wiese aufstellen.

Auf der Fahrt von Florina nach Kastoría überqueren wir einen Fluss auf einer Eisenbrücke, die entsetzlich klappert, als wir drüberfahren. Die weitere Route führt uns über Grevená nach Kalambaka, wo sich die gewaltigen Felsen erheben, auf denen sich die Meteoraklöster befinden. Doch die heben wir uns für ein anderes Mal auf, und wir fahren heute noch über Ioannina und Árta nach Agrinion und Messolongion, wo wir übernachten.

 
      Fahrt über eine Eisenbrücke mit Holzbohlen                             Kalambaka mit dem gewaltigen Sandsteinfelsen
                                           Das klappert!                                                                                                von Meteora

Bei Antirion kommen wir wieder ans geliebte Mittelmeer. Hier nehmen wir die Autofähre hinüber nach Rion, auf dem Peloponnes. Von dort ist es ein kurzes Stück bis zur Hafenstadt Patras, und bald darauf erreichen wir das "Camp Kourouta", in der Nähe des Städtchens Savallias. Hier bauen wir unser grosses Zelt auf, denn hier werden wir erst mal eine Weile bleiben.   (Karte)

 
               Camping Korouta. Wir stehen am alten Platz (1970), und wie man sieht, ernähren wir uns gesund

Wir verbringen zwölf sehr schöne, geruhsame Tage auf dem Campingplatz Kourouta, mit kleineren Unternehmungen. Der Campingplatz liegt direkt am Meer, und so geniessen wir hauptsächlich den schönen Sandstrand, und gehen viel baden

 

Und dann ist ja da noch mein Freund Georgios, mit seinem Lokal "Bar Oasis"in Savallias. 1970 bekam ich dort einen Hammelkopf serviert, und dann wurde es trotzdem unser Stammlokal.

Georgios erkennt mich sogleich wieder, erkundigt sich nach meinen Kumpels Meister und Sluch, von denen ich ihm herzliche Grüsse überbringe.


                                                   Unser Freund Georgios

Fortan muss auch Connie eine gewisse Trinkfestigkeit an den Tag legen ("Ouzo kalo fármako..."). Georgios führt uns stolz sein Söhnlein Blasis vor, ein properer Bursche von knapp zwei Jahren, ein sympathisches Kind.

In seiner etwas verlegenen, gutmütigen Art hat uns Georgios ins Herz geschlossen. Einmal müssen wir ihn auf seine Farm begleiten. Hier hat er einige prächtige Kühe stehen, die er uns stolz zeigt. Er klettert auf einen hohen Feigenbaum, und gibt uns reife Früchte herunter, und beschenkt uns auch sonst noch mit Weintrauben und Tomaten.

 
                    Georgios mit Söhnchen Blasis. Stolz zeigt er uns seine Farm, und beschenkt uns mit Früchten

An einem bedeckten Nachmittag machen wir zusammen mit ihm einen Ausflug zur Festung Chlemútsi, einer fränkischen Burganlage in Ruinen, mit einem Fernblick hinüber zu der der Küste vorgelagerten Insel Zakinthos.

So manchen Abend verbringen wir in Georgios' Lokal in Savallias. Hier sind auch stets sein Vater und einige Stammgäste anwesend, allesamt lustige und trinkfeste Brüder.


Die Festung Chlemútsi ist Ziel eines Ausfluges

An einem der Abende hat er was Besonderes vor. In seinem kleinen japanischen Pritschenwagen fährt er uns zu einem "Nightclub". Der macht den Eindruck einer ländlichen Kneipe, ist aber letzten Endes ein Puff.

Georgios will mir unbedingt eine der Damen spendieren, doch ich versuche ihm klarzumachen, dass ich sein Angebot nicht annehmen kann. Das versteht er nicht so recht. "Man kann doch nicht immerzu nur Brot essen, man will doch auch mal Kuchen", meint er kopfschüttelnd.

 
                     Olympia, dem Zeus geweihtes Heiligtum, und Austragungsstätte der antiken Olympischen Spiele

Am 29. August machen wir einen Ausflug zum 45 Km entfernten antiken Olympia, um die Ruinenstätte ausgiebig zu besichtigen. Am Abend sind wir wieder zurück.


           Festessen und Abschied in fröhlicher Runde

Der 30. August ist unser letzter Tag in Kourouta, und Georgios veranstaltet uns zu Ehren ein rechtes Festmahl, ein "Stifado" bestehend aus Hasenbraten mit Zwiebeln in einer Zimtsauce, das schmeckt uns hervorragend.

Der anschliessende forcierte Trinkbetrieb setzt mir allerdings etwas zu...

Am Tag der Weiterreise fahren wir zunächst nach Savallias, um uns von Georgios, von seinem Vater und seinen Freunden zu verabschieden. Während wir in der Bar einen Kaffee trinken, schmuggelt er uns eine grosse Tüte mit Geschenken ins Auto: 2 Beutel griechische Gewürze, eine Dose Pfirsiche, eine Dose Marmelade, zwei Flaschen Ouzo, und obendrein eine Melone! Er ist recht traurig, als wir dann abfahren. Wir kommen wieder!

Unsere heutige Route führt uns nach Pyrgos, und dann weiter die Küste entlang über Pylos nach Methóni, im Süden des westlichsten Fingers des Peloponnes. Hier gibt es auch einen schönen Sandstrand, wo wir unser kleines Zelt für die Nacht aufbauen.

Der nächste Vormittag steht im Zeichen der Besichtigung der venezianischen und späteren türkischen Festungsanlage von Methóni.   (Karte)


Die Stadt Methoni war von starken
Mauern umgeben


           Durch das Taygetos-Gebirge, unterwegs
                                           nach Sparta

Dann geht es wieder ein Stück zurück nach Pylos, und von dort über Kalamata ins Taygetos-Gebirge, welches wir um die Mittagszeit durchqueren. Die kurvenreiche Strasse ist teilweise unbefestigt und derzeit im Bau.

So gelangen wir nach Spárta. Die Überreste des antiken Spárta sind spärlich, deshalb fahren wir 6 Km weiter nach Mistras.

Die byzantinische Ruinenstadt Mistras liegt an einem steilen Hang, der von einer fränkischen Festung gekrönt wird. Es gibt hier viele Kirchen, Kapellen, Klöster und Paläste, doch die einst im Mittelalter blühende Stadt liegt heute in Ruinen.

Wir kraxeln den Berg hinauf, und der Umstand, dass der Himmel heute bedeckt ist, und es zeitweise sogar regnet, erleichtert dieses Unternehmen. Touristen sind hier kaum anzutreffen, nur ein Paar aus Luxemburg kreuzt unseren Weg.

 
              Neben vielen Ruinen gibt es auch noch                                               Überreste des Despotenpalastes 
                                        bewohnte Klöster

Von Spárta aus fahren wir dann am gleichen Tag noch über Tripoli nach Argos.

Dort besichtigen wir im Abendlicht die fränkische Festung auf dem Burgberg Lárissa. Besonders schön ist der Ausblick auf die Küstenebene und den Golf von Argolis.

Wir fahren noch ein Stück in Richtung Mykene, und campieren in der "Pampa".

  
           Auf dem Weg zur fränkischen Burg von Lárissa                       Tief unter uns liegt der Golf von Argolis

Heute tauchen wir tief ein in die griechische Geschichte. Zunächst besichtigen wir die 3.500 Jahre alten Reste von Mykene. Hier beeindrucken besonders die wuchtige Ringmauer und das berühmte Eingangstor, mit den Reliefs zweier Löwen. Im Burginneren befinden sich Ring- und Schachtgräber, wo Troja-Entdecker Schliemann spektakuläre Grabbeigaben gefunden hat, die allerdings im Nationalmuseum in Athen zu bewundern sind. Vom einstigen Palast und seinen Nebengebäuden nur noch die Grundmauern zu sehen.

  
        Schliemann grub die Burg von Mykene aus,                              Das berühmte Relief  von zwei Löwen über dem
      auf den Spuren des sagenhaften Agamemnon                                                                Eingangstor

Dann fahren wir zurück über Argos nach Tiryns, ebenfalls eine Burg aus mykenischer Zeit mit gewaltigen Mauern, die der Sage nach von Zyklopen errichtet worden sind.

Doch auch dieses Bollwerk bewahrte die Stadt nicht vor der endgültigen Zerstörung im Jahre 468 v.Chr.


Die Zyklopenmauern von Tyrins stammen auch aus mykenischer Zeit


   Theater von Epidaurus, in dem noch heute 15.000                                Zuschauer Platz finden

Von Tiryns aus ist es nicht allzu weit zu dem berühmten Amphitheater von Epidaurus.

Es bot und bietet Platz für 15.000 Zuschauer, und hat eine hervorragende Akustik.

Das Theater war Teil eines Asklepios-Heiligtums zu dem verschiedene Tempel gehörten, sowie auch ein Gymnasion und ein Stadion.

Wir verschaffen uns nur einen raschen Überblick, und nehmen dann ein kleines Strässchen über Nea Epidauros, welches ein Stück lang direkt am Saronischen Golf entlang führt.

Hier finden wir eine geeignete Stelle am Strand, und richten für die Nacht ein Luftmatratzenlager unter freiem Himmel ein.


Unser Übernachtungsplatz am Strand von Korinth

Ein Aachener Mercedes steht auch hier, mit einem netten Pärchen namens Uschi und Willi als Besatzung. Sie haben zwei französische Tramperinnen mitgenommen, die ebenfalls hier am Strand übernachten.


      Mittelalterliche Burganlage auf dem Akrokorinth
 

Am Morgen fahren wir alle nach Korinth, die Tramperinnen verabschieden sich, und zusammen mit Uschi und Willi fahren wir hinauf zum Burgberg Akrokorinth.

Wie erwartet, ist die Aussicht von hier oben beeindruckend, an klaren Tagen muss sie sogar phantastisch sein.


           Uschi und Willi aus Aachen begleiten uns


Tief unter uns die antike Stadt Korinth
 

Unten im Tal folgt ein Besuch des antiken Bezirks von Korinth, mit dem Apollontempel und der Ágora, dem Marktplatz aus römischer Zeit.


                  Apollon-Tempel in Korinth, Überrest aus
                                         archaischer Zeit

  
        Viele der Überreste stammen von den Römern                                     Das Brunnenhaus der Pereine

Dann fahren wir weiter zum Isthmus von Korinth, jener schmalen Landenge, welche die Halbinsel Peleponnes mit dem griechischen Festland verbindet.(Karte)