Jugoslawien - Griechenland und Türkei
30.7. - 12.10.1972

Teil 5

(Karte)

Am letzten Abend wollen wir alle zusammen schön gemeinsam essen gehen. Çanan, als Ortskundige, führt uns zu einem der etwas vornehmeren Lokale am Ufer des Bosporus. Es werden die verschiedensten Spezialitäten auf den Tisch gebracht, aber von jeder immer nur verhältnismässig kleine Mengen. Man nascht sich so durch verschiedene Leckereien. So weit, so gut, und es ist auch ein netter Abend. Bis wir die Rechnung bestellen!

Der Ober kommt, und wir amüsieren uns, wie er Seite um Seite seines Blocks vollschreibt. Der Spass hört aber auf, als er uns die astronomische Summe verkündet. Das ist der blanke Nepp!

Auf unseren Protest hin kommt der Oberkellner und will uns weismachen, das seien an unserem Tisch alles doppelte Portionen gewesen. Ist ja lächerlich! Wir verlangen, dass die Polizei kommen soll. Çanan ist völlig aufgelöst, und obendrein wird sie noch vom Kellner beschimpft, weil sie als Türkin mit Ausländern zusammen sei.

Es dauert eine ganze Weile, bis tatsächlich zwei Polizisten eintreffen, aber der Chef fängt sie gleich an der Tür ab, und sie palavern dort eine Weile herum. Wir haben inzwischen an Hand der Speisekarte unsere eigene Rechnung aufgemacht, und sind bereit, diese zu bezahlen. Im Endeffekt zahlen wir dann doch etwas mehr, aber wesentlich weniger, als man ursprünglich verlangte!

 
Abschied von Barnie und Abi, sie müssen nach Hause.  Wir haben noch 10 Tage

Am 2. Oktober nehmen wir Abschied von Barnie und Abi auf dem Parkplatz bei Sultan Ahmed. Sie fahren heute zurück in Richtung Heimat. Connie und ich müssen uns erst wieder daran gewöhnen, ab jetzt wieder alleine zu sein, und wir unternehmen nochmals einen Bummel durch die Stadt.

  
Wir besuchen den Gülhane-Park, wo es auch einen kleinen Zoo gibt

Wir besuchen den Zoo im Gülhane-Park, der aber eher einen armseligen Eindruck macht, da die meisten Tiere in viel zu kleinen Käfigen gehalten werden. An Sultan Ahmet und Hagia Sophia vorbei gehen wir zur Serailspitze, und dann hinunter an die Galatabrücke. Hier herrscht das übliche Getümmel, und für mich ist das einer der interessantesten Orte von Istanbul.


                 Die Fähre bringt uns über den Bosporus

Am nächsten Morgen beginnen wir unsere Kleinasien-Rundfahrt. Viel Zeit dafür bleibt uns nicht, denn in zehn Tagen müssen auch wir zu Hause sein. Mit der Autofähre überqueren wir den Bosporus, und betreten dann in Üsküdar asiatischen Boden.

Der Bau der Brücke über den Bosporus ist bereits erkennbar fortgeschritten, und aller Wahrscheinlichkeit nach ist dies wohl das letzte Mal, dass wir die Fähre benutzen müssen.

Über Izmit, Adapazari, Bilecik und Bozüyük fahren wir an diesem Tag noch bis Kütahya, und übernachten dort in dem billigen "Sehir Oteli", in dem ich schon 1970 abgestiegen war.   (Karte)

 
                                 Unterwegs nach Afyon                                           Afyon, wir fahren auf die Grosse Moschee zu

Von Kütahya aus führt unsere Route zunächst nach Afyon, dann machen wir einen Abstecher zu dem Burdursee, und folgen dann weiter der Strasse nach Denizli. Die Strecke führt uns an den versalzten Ufern des Sees Aci Gölü vorbei, und kurz vor Erreichen der Stadt Denizli zweigt nach rechts eine Stichstrasse ab zu dem antiken Hierapolis, dem heutigen Pamukkale.   (Karte)

 
                  Fahrt entlang des Salzsees Aci Gölü                                            Vor Denizli geht's ab nach Pamukkale

Es ist bereits späterer Nachmittag, der Himmel ist von grauen Wolken verhangen, und es nieselt vor sich hin.

Trotzdem sind die mit Wasser gefüllten Kalksinterterrassen von Pamukkale auch unter diesen Bedingungen sehenswert, obwohl sie ihren vollen Reiz erst bei Sonnenschein entfalten.

 

 
Trotz des Nieselwetters eindrucksvoll, die Kalksinterterrassen von Pamukkale

 

An Denizli vorbei setzen wir dann die Fahrt nach Osten fort. Die schwarzen Wolken reissen auf, und die tiefstehende Abendsonne lässt einen schönen Regenbogen entstehen, und taucht die Landschaft in ein strahlend goldenes Licht. Bei Sonnenuntergang passieren wir dann die Geothermische Station Kizildere. Hier schiesst Dampf unter hohem Druck und laut fauchend aus Rohren in der Erde. Etwas gespenstisch, weil keine Menschenseele in der Nähe zu sehen ist.

 
Die Wolken reissen auf, und im letzten Licht des Tages kommen wir zu der Geothermischen Station Kisildere,
wo heisser Dampf aus der Erde schiesst

An diesem Abend kommen wir noch bis Aydin, und nehmen hier ein billiges Hotelzimmer. Bald darauf geht ein kräftiges Gewitter nieder, und eine Hochzeitsgesellschaft hält ein wildes Hupkonzert ab, die weitere Nachtruhe bleibt dann ungestört.

Tags darauf unternehmen wir einen Abstecher zu dem malerischen Ort Marmaris. Dazu verlassen wir Aydin in südlicher Richtung, und erreichen über Çine und Mugla den 775m hohen Çetibeli Pass. Die Passtrecke ist unbefestigt, lässt sich aber ganz gut befahren, und kurz nach dem Pass eröffnet sich ein prächtiger Ausblick auf den Golf von Kerme, und die tief unter uns liegende Ebene, die wir anschliessend durchqueren.

 
                     Ausblick auf den Golf von Kerme                             Marmaris liegt an einem geschützten Naturhafen

Am frühen Nachmittag erreichen wir Marmaris. Dieser hübsche Fischerort liegt sehr reizvoll an einer grossen, geschützten Bucht, die seit alters her einen hervorragenden Naturhafen bildet. Wir bummeln die Promenade entlang, lassen uns nieder, um einen süssen Çay zu schlürfen.     (Karte)

Die ursprüngliche Idee, von hier aus nach Rhodos überzusetzen, lassen wir fallen, als wir die Fährzeiten und die Preise studieren.


An der Promenade von Marmaris


                       Die Lichtmaschine macht Ärger

Die Zeiten sind für uns ungünstig, und die Preise haben kräftig angezogen seit Sommer 1970!

Als wir am Abend den Rückweg nach Aydin antreten wollen, leuchtet die Ladekontrollleuchte auf!

Ich gehe auf Fehlersuche, baue schliesslich die Lichtmaschine aus, die hat Probleme mit den Kohlen.

Es gelingt mir, den Fehler zu beheben, und wir können Marmaris verlassen.

Es ist bereits dunkel, als wir hinter dem Çetibeli Pass zu allem Überfluss auch noch eine Reifenpanne haben.

Fluchend wechsele ich im Schein unserer Zeltlampe das rechte Hinterrad, und wir fahren dann noch das letzte Stück bis Aydin, in das gleiche Hotel wie gestern.


   Dann haben wir auch noch einen platten Reifen


              Byzantinisch-ottomanischer Festungshügel
                                                bei Selçuk

Von Aydin aus führt uns die Reise nach Selçuk, in dessen Nähe das antike Ephesus liegt.

Die weitläufige Ruinenanlage ist wieder fast menschenleer, und die an vielen Stellen von Gras und Unkraut überwucherten Mauerreste bieten Anlass zu Betrachtungen über die Vergänglichkeit allen irdischen Tuns.

Bis Izmir sind es dann nur noch 70 Km. Hier machen wir eine kurze Stadtrundfahrt zu einigen typischen und sehenswerten Punkten der Stadt, und fahren dann gleich weiter nach Bergama, wo wir am späten Nachmittag noch die Ruinen des antiken Pergamon besichtigen. Darüber wird es Nacht, und so suchen wir uns einen ruhigen Übernachtungsplatz gleich in der Nähe.  (Karte)

 
                                         Blick über Izmir                                                               Der Akropolishügel von Pergamon

Die nächste Etappe führt uns über Edremit nach Troja. Nach eingehender Besichtigung der Reste dieser berühmten Stadt des Altertums fahren wir dann noch bis nach Çanakkale, an den Dardanellen.  (Karte)


                  In Çanakkale nehmen wir die Fähre
                                  über die Dardanellen

Hier suchen wir uns ein billiges Hotel, aber nicht so einen Wanzenstall wie das "Emek Oteli" vor zwei Jahren.

Am Morgen gehen wir an Bord der Fähre, die uns auf die andere Seite der Dardanellen bringt, nach Eceabat.

Von dort  fahren wir die Halbinsel Gelibolu entlang bis Kesan, wo sich unsere Türkeirundfahrt schliesst.

Bei Ipsala reisen wir aus der Türkei aus nach Griechenland, und folgen dann der grenznahen Strasse bis zu dem kleinen Landstädtchen Orestiás. Hier essen wir in einem einfachen Restaurant zu Abend, aber leisten uns aus Spargründen keinen Nachtisch. Der Wirt bringt uns aber dennoch eine Nachspeise, und auf unsere erstaunte Reaktion hin weist er auf eine Gruppe alter Männer an einem der Tische. Die hätten uns den Nachtisch spendiert, denn ein Mahl ohne Nachtisch sei doch nichts Rechtes. Ausserhalb von Orestiás übernachten wir in unserem kleinen Zelt.

 
Ein Augenblick, den es zu feiern gilt!  Unser Auto hat bei Sakkos seinen 100.000. Kilometer zurückgelegt.
 Und es ist nicht mal drei Jahre alt!


               Das ist schon einen Schluck Ouzo wert

Die Fahrt geht weiter, und bei dem kleinen Ort Sakkos feiern wir ein kleines Jubiläum: Das Auto hat seine ersten 100.000 Km zurückgelegt!

Unsere Freude darüber währt nicht lange, denn die Ladekontrolleuchte zeigt wieder an, dass was mit der Lichtmaschine nicht stimmt. Ich zerlege sie, Teile der Ankerwicklung haben sich abgelöst und wurden abgequetscht.

Ich säubere den Anker so, dass er sich wenigstens wieder frei drehen kann, und baue die Lichtmaschine wieder ein. Dann fahren wir auf Batterie weiter zur türkischen Grenze Pazarkule, und von dort ins nahe Edirne.  (Karte)

 
Der Ärger mit der Lichtmaschine geht weiter, da gibt es nichts mehr zu flicken

Wir halten die Augen offen nach einem Laden für Auto-Elektrik, und bekommen tatsächlich Ersatz für den defekten Lichtmaschinenanker.

Den baue ich gleich ein, und beruhigt fahren wir dann das kurze Stück bis zur bulgarischen Grenze, wo wir gegen 19.30 Uhr abgefertigt werden.

Die mürrischen Grenzbeamten stellen uns ein Transitvisum aus (14 DM), und wir müssen eine zusätzliche Autoversicherung abschliessen. (Karte)


Fahrt durch Edirne

 
Übernachtung im Auto, am Rand der Landstrasse von Plovdiv nach Sofia

Wir fahren dann noch ein ganzes Stück durch Bulgarien, und zwischen Plovdiv und Sofia überkommt uns die Müdigkeit, so dass wir einfach am Strassenrand stehen bleiben, um hier im Auto zu schlafen.

Als provisorische Vorhänge hängen wir Handtücher vor die Fenster, schlüpfen dann in unsere Schlafsäcke, und machen es uns auf den Sitzen "bequem".


Herbstliche Stimmung über einem Dorf
in Bulgarien

Neblig und feucht ist es, als wir die Fahrt am nächsten Morgen fortsetzen. In Sofia machen wir einen kurzen Rundgang durch die Innenstadt, und nach weiteren 50 Km sind wir in Jugoslawien. Ab Nis folgen wir der als "Autoput" bezeichneten Transitstrecke, was ein anstrengendes und ermüdendes Fahren bedeutet, bedingt durch das hohe Verkehrsaufkommen und endlose Lkw-Kolonnen.

So lassen wir Belgrad rechts liegen, und feiern dann vor Zagreb unseren Zehntausendsten Reisekilometer.      (Karte)

 
Schon wieder ein Jubiläum: Der 10.000. Reisekilometer

Es ist schon spät in der Nacht, als wir todmüde bei der Ortschaft Krapina in einen Feldweg einbiegen, und hier zwischen Maisfeldern stehenbleiben, um, wie schon gestern, im Auto zu schlafen.

Die letzte Übernachtung auf der Reise.


Die letzte Übernachtung in einem Maisfeld
bei Krapina

Es sind nun noch 80 Km bis zur österreichischen Grenze, die wir bei Maribor/Spielfeld überqueren. Von hier fahren wir nach Graz, durchqueren Österreich bei schönem herbstlichem Sonnenschein, und kommen über Linz ins bayerische Passau.

Auf der Autobahn über Regensburg, Nürnberg, und Würzburg geht es dann nach Hause, ins herbstliche Wiesbaden.     (Karte)