Spanien - Portugal - Marokko - Algerien
22.7. - 13.10.1973

Teil 2

Wir suchen uns eine ruhige Badestelle an der Küstenstrasse in Richtung Benicarló, und werden auch fündig. Es ist ein Kiesstrand, mit flachen runden Steinen, im Wasser ist aber dann Sandboden, das ist angenehm zum Baden. Und hier sind wir alleine. (Karte)

  
Am Strand zwischen Peñíscola und Benicarló sind wir weitgehend ungestört

Am vierten Tag machen wir einen Ausflug nach Benicarló, um uns dieses nette Städtchen auch einmal anzusehen. Später haben wir dann noch genug Energie für einen ausgedehneten Fotorundgang in Peñíscola, und wir besichtigen auch die Burg von innen. In diesem Gemäuer verbrachte im 15. Jahrhundert der Gegenpapst Benedikt XIII, genannt Papa Luna, die letzten 12 Jahre seines Lebens.

Abends erholen wir uns in der Bar Stop bei einem Würfelspiel, Connie gewinnt haushoch.

  
Auf dieser Burg verbrachte der Gegenpapst "Papa Luna" zu Beginn des 15. Jh. seine letzten Jahre

Nach einem weiteren faulen Tag an unserem Strandabschnitt sind wir wieder unternehmungslustig, und wir starten zu einem Ausflug nach Morella. Die ersten 20-25 Km führen auf vorwiegend gerader Strasse durch eine mehr oder weniger hügelige Landschaft. Dann kommen wir in die Landschaft "Maestrázgo". Das ist eine harmonisch wirkende Berglandschaft mit teilweise stark terrassierten Hängen. Die Strasse führt an einem trockenen Flusslauf entlang, und dann in steilen Kurven hinauf auf einen kleinen Pass. Und dann sehen wir, nach 75 Km, sehr eindrucksvoll Morella auf einem Bergkegel liegen, ungeben von einer intakten Stadtmauer, und gekrönt von einer Burgruine.

 

 

 

 


         Stadtmauer und Tore sind noch gut erhalten
 

Um die Stadt herum zieht sich eine gut erhaltene Stadtmauer mit imposanten Stadttoren.

Die Burg auf dem Hügel kann besichtigt werden, und zwar erfolgt der Eingang durch den Kreuzgang eines alten Klosters. Der Eintrittspreis liegt im "Ermessen des Besuchers".

Zur Burg führt ein leicht begehbarer Fussweg, und der Aufstieg dauert etwa 10-15 Minuten.


 Ein Landsträsschen führt in die Berge des "Maestrázgo"
 


 Dort liegt, von einer Burg gekrönt, die alte Stadt Morella
 

In der alten Stadt gibt es viele winklige und malerische Gassen, und besonders hübsch ist die Hauptstrasse mit schattigen, kühlen Arkaden, in denen sich Strassencafés befinden.

Wir trinken dort eine Limo, und verspeisen dazu ein Käse-Bocadillo.


Morella, Hauptstrasse mit Arkaden
 


 Wir steigen hinauf zur Burg


 Blick auf einen Stadtteil von Morella

Anschliessend fahren wir noch zu der Höhle von Morella la Vella, denn dort soll es prähistorische Malereien zu sehen geben. Der Weg dorthin führt am Schluss über einen 4 Km langen, sehr schlechten Feldweg und dann kommen wir zu einem einsamen Bauernhof, wo uns Schweine und Hunde begrüssen.

Wir gehen zu Fuss weiter, und auf dem Weg, der angeblich zu den Malereien führt, kommt uns eine gemütliche Bäuerin entgegen, die uns freundlicherweise führt. Auf schmalem Pfad führt sie uns zur Höhle, wo sich die Felszeichnungen befinden. Es ist eine Klettertour von wenigen Minuten. Die "Höhle" entpuppt sich als geschützt liegender Felsüberhang, an dem man sich entlanghangeln muss, wobei einen ein zum Glück recht stabiles Geländer vorm Absturz in die Tiefe bewahrt. Aber die Zeichnungen sind klein und schlecht zu erkennen. Das Lohnende an diesem Ausflug sind die Begleitumstände.

Unten im Bauernhof trinken wir dann eine Limonade, und schauen uns die in einem Schrank ausgestellten Fossilien an. Connie bekommt zum Abschied eine kleine Muschel geschenkt, die Leute sind wirklich sehr nett. Nach diesem "Abenteuer" fahren wir zurück, denn für die anderen Höhlen in der Gegend ist es zu spät geworden.

Diesen Anstrengungen folgt wieder ein Badetag, und dann geht's erneut ins Hinterland. Erst mal fahren wir wieder in Richtung Morella, doch nach 40 Km biegen wir ab zu dem Ort Catí.

Hier werden wir Zeugen einer gerade stattfindenden "Corrida".

Die zentralen Gassen und der Platz des Ortes sind mit stabilen Balkenkonstruktionen abgesperrt, und innerhalb der Absperrung laufen einige Jungstiere herum, und die Männer des Ortes treiben ihre Mutproben, Spielchen und Spässe mit ihnen.

Wir schauen dem Treiben eine Weile zu.


 Innerhalb von Barrikaden findet eine
"corrida" statt

  
Jungstiere werden durch die Strasse gejagt, und dabei mehr oder weniger mutig geneckt

Auf der Weiterfahrt erreichen wir Montalbana, das ist nicht mehr als ein grosser Bauernhof. Hier sollen sich weitere Felsmalereien befinden, doch wir sind knapp mit Benzin, fahren also zunächst weiter, um nach Vilafranca del Cid zu kommen, zum Tanken. Die Strecke ist sehr schön, eine romantisch wilde Bergwelt, der Ort Arés del Maestre liegt sehr eindrucksvoll auf einem Berg. In steilen Windungen führt die Strasse hinauf zum Pass des Arés, in 1.137 m Höhe.

  
Hoch am Berg liegt Arés del Maestre

Wie’s so geht, 10 Km vor der Stadt bleibt der Wagen natürlich stehen, der Sprit ist alle! Der Kanister ist auch leer, also was tun? Hier kommt nur eine Notlösung in Frage: Ich öffne die Ablassschraube unten am Tank, und lasse den letzten Rest Benzin, den die Benzinpumpe nicht mehr ansaugen kann, in den Kanister ablaufen. Es ist weniger als ein Liter. Dann löse ich die Kraftstoffleitung, die von der Benzinpumpe zum Vergaser führt, und schliesse stattdessen einen Schlauch mit einem Trichter am Ende an. Nun einen Schluck Benzin in den Trichter, und der Motor läuft wieder eine kleine Weile. So gelangen wir 200-Meter-weise auf den höchsten Punkt vor Vilafranca, und ab dort lassen wir den Wagen rollen. So gelangen wir zum Marktplatz, und hier befindet sich glücklicherweise auch eine Tankstelle. Wir müssen den Tankwart herbeihupen, und bald ist der Tank wieder gefüllt, und die Trichter-Schlauch-Konstruktion wieder abmontiert.

Wir machen eine Rundfahrt durch diese von der Welt vergessenen Kleinstadt. Im alten Viertel bleibt die Kiste plötzlich stehen. Ich schaue nach möglichen Ursachen, stelle fest, dass der Vergaser überflutet ist. Ein alter Mann tritt hinzu, palavert mit mir. Er schenkt mir eine Zigarre. Auch eine alte Oma kommt hinzu, interessiert sich für Connie. Sehr nette, liebe Leutchen!

Die kleine Panne ist bald behoben, und wir verlassen den ruhigen, verschlafenen Ort. Zurück in Montalbana trinken wir ein Mineralwasser, und anschliessend fährt der Herr des Hauses mit uns hinauf zu der Höhle mit den Felsmalereien.

 
Bei Montalbana schauen wir uns prähistorische Felsmalereien an, was mit einigen
Mühen verbunden ist

Wir folgen 3 Km lang einem sehr schlechten Weg, dann müssen wir den Wagen stehen lassen, und einen Fussmarsch von 1 Km durch unwegsames Gelände in Kauf nehmen. Ganz ähnlich wie in Morella la Vella ist es auch hier ein durch einen Überhang geschützter Felsen, an dem sich die steinzeitlichen Malereien befinden. Aber hier gibt es etwas mehr zu sehen, die Zeichnungen sind grösser und besser erkennbar.

Wieder zurück, trinken wir noch ein Agua Mineral, doch als eine Horde lauter Franzosen einfällt, tragen wir uns schnell ins Gästebuch ein, und verabschieden uns.

Abends würfeln wir wieder in der "Bar Stop", gehen dann anschliessend runter zum Parkplatz, denn hier veranstalten angeheiterte Spanier eine private Zirkusshow mit ihrem dressierten Schäferhund. Das ist ganz drollig, und bis wir in die Falle kommen, wird es sehr spät.

Wir gönnen uns noch zwei weitere Ruhetage, mit entsprechenden rekreativen Aktivitäten. Dazu gehören Baden und Agatha Christie lesen, einem Tanzorchester im Park lauschen, Eis und Granizado in der Eisbar "La Jijonenca" konsumieren, und Lokalkolorit und geistige Getränke in der "Bar Stop".

Der letzte Abend dort ist besonders gelungen. Auf Drängen und Bitten des Wirtes beginnt eine Spanierin, Flamenco-Lieder zu singen, dazu begleitet sie ein älterer Mann auf der Gitarre. Alle freuen sich, es herrscht eine schöne Stimmung, ein exklusives Vergnügen für uns. Bis eine Gruppe lauter Franzosen auftaucht, da ist der Zauber vorbei. So gegen halb 2 krabbeln wir in das kleine Zelt, das grosse haben wir bereits abgebaut und verpackt.

Nach diesen schönen elf Tagen in Peñíscola fahren wir am 13. August auf der N-340 weiter nach Süden, über Castellón nach Valencia, wo wir auf der N-300 ins Inland abbiegen. Nach langer Fahrt erreichen wir gegen 21.00 Uhr die Stadt Toledo. (Karte)

Die Kulisse der Stadt sieht schon bei Nacht sehr malerisch aus. Da uns die Landschaft zum wilden Campen ungeeignet scheint, suchen wir nun den Campingplatz, der einige Kilometer ausserhalb liegt. Der ist uns aber zu voll, und gerade sind noch mehrere Busse mit Jugendgruppen angekommen, das gefällt uns nicht. Also suchen wir ein anderes Plätzchen, und finden auch eine geeignete Stelle ein Stückchen weiter links der Landstrasse. Bevor wir aber das Zelt aufbauen, essen wir in einem kleinen Restaurant zu Abend. Dann bauen wir an unserem Schlafplatz das kleine Zelt auf.


 Blick auf Toledo, links Kathedrale, rechts Alcázar


  An der Plaza Zocodover, am Rande des historischen Zentrums

Am nächsten Morgen beobachtet uns ein Schafshirte vom gegenüberliegenden Hügel aus beim Einpacken des Zeltes. Dann wagen wir uns an die Besichtigung von Toledo. Zuerst machen wir eine Rundfahrt mit dem Auto, dann geht’s in die Innenstadt, wo wir in der Nähe der Kathedrale parken. Diese öffnet erst um 15.30 Uhr, und so unternehmen wir erst einmal einen Fotobummel durch die sehenswerte Altstadt.                                                          (Karte)


 Teilansicht der Kathedrale von Toledo


Bei sengender Hitze kommt der Brunnen gerade recht

In der Kathedrale besichtigen wir auch den Domschatz in der "Capilla de San Juan", und die Sakristei, in der sich Gemälde von El Greco und Goya befinden, sowie die "Sala Capitular", wo wir die im Mudejar-Stil getäfelte Decke bewundern. Dabei bemüht sich ein Führer rührend, uns auf deutsch zu informieren.

Danach verlassen wir Toledo, und fahren nach Madrid, wo wir gegen 19.00 Uhr ankommen. Der Verkehr der Grossstadt verschlingt uns, und vergeblich halten wir Ausschau nach einem Campinghinweis. Über der langen Irrfahrt wird es dunkel.                                                        (Karte)

Am "Casa de Campo" fragen wir zwei Polizisten, und die schicken uns in Richtung Fernstrasse N-V. Zwischen Alcorcón und Leganés befindet sich tatsächlich ein neu eingerichteter Platz. Die sanitären Anlagen sind gut, nur die Bäume sind noch zu klein um Schatten zu spenden. Daher spannen wir zwischen Zelt und Auto ein Sonnensegel. In Alcorcón essen wir anschliessend gut zu Abend.

Wir schlafen lang und gut, da der Himmel heute etwas bedeckt ist. Das Sonnensegel funktioniert auch ausgezeichnet. Wir beschliessen daher, auf diesem Platz zu bleiben, obwohl er 15 Km ausserhalb von Madrid liegt.

Dann geht’s auf zur ersten Stadtbesichtigung. Wir beginnen mit dem Park "Casa de Campo", eine sehr schöne Anlage, an deren Rande viele noble Traumvillen stehen.

Mitten im Herzen von Madrid liegt die "Puerta del Sol", mit dem "Kilometer Null" aller radialen Fernstrassen. Das Stadttor, das dem Platz seinen Namen gab, steht schon lange nicht mehr. Wir gehen die "Calle Mayor" hinunter, und kommen so zu der "Plaza Mayor", Jahrhunderte lang ein Mehrzweckplatz für Märkte, Stierkämpfe und Ausstellungen, aber auch für die Schauprozesse und Hinrichtungen zu Zeiten der düsteren Inquisition.
 

 


An der "Puerta del Sol", in Madrids Zentrum
 


 In ihrer heutigen Gestalt stammt die "Plaza Mayor"  aus dem 17. und 18. Jahrhundert


 In der Mitte, ein Reiterstandbild von Phillip III.

In der Altstadt, an der "Plaza Tirso de Molina", gibt es ein einladendes Schnellrestaurant, welches wir aufsuchen. Wir futtern "Patatas Bravas" und "Boquerones", der Laden ist sehr gut und preiswert, und rappelvoll.

Den Bummel beenden wir mit einem Kinobesuch, mit einer Doppelvorstellung: "Tom und Jerry Festival", danach den Western "Chisum" mit John Wayne.


Auslagen in unserem Lieblingslokal

Abends lassen wir uns an der "Plaza Mayor" in einem der zahlreichen Strassenlokale nieder, und trinken ein paar Bier. Das kostet hier zwar doppelt so viel wie üblich, doch so können wir die aussergewöhnliche Stimmung dieses Platzes in Ruhe geniessen.


               Vier Stunden verbringen wir im "Prado"

Am zweiten Tag in Madrid absolvieren wir ein anstrengendes Kulturprogramm, denn wir besichtigen vier Stunden lang die berühmte Gemäldesammlung des Prado.

Ein bisschen viel auf einmal, dennoch ungemein eindrucksvoll. Aber die Temperatur in den Räumen betrug 33 Grad!

In dem Lokal am "Plaza Tirso de Molina" essen wir zu Abend, dann gehen wir wieder zur Plaza Mayor.

Heute wollen wir schlau sein, und trinken Rotwein mit Siphon statt des teuren Bieres. Doch finanziell bringt das keinen Vorteil, denn der Rotwein ist hier fast genauso teuer wie Bier!


 Typische Strasse in der Madrider Altstadt

Für den dritten Tag nehmen wir uns einen Besuch des grossen Kaufhauses „El Corte Inglés“ vor. Da die Mittagspause noch nicht vorüber ist, laufen wir die "Gran Vía" (Avda. de José Antonio) hinunter zur "Plaza de España", zu dem bekannten Cervantes-Denkmal. Hier setzen wir uns auf eine Bank, und beobachten die Leute. Viele Japaner laufen hier umher, eine Oma unterhält sich mit den Bäumen, und macht dann ein Nickerchen.

  
An der Plaza de España sind Don Quijote und Sancho Panza verewigt

Im Kaufhaus „Corte Inglés“ bleiben wir dann gut 3 Stunden lang, und studieren das Angebot. Ein Bikini geht mit, und ein Paar Schwimmflossen.

Plötzlich vermissen wir meine Brieftasche! Connie hat sie nicht, beunruhigt gehen wir zum Auto, auch hier verläuft eine Suche erfolglos. So fahren wir zurück zum Zelt, stellen dort alles auf den Kopf, werden aber auch hier nicht fündig. Erst eine erneute gründliche Durchsuchung des Autos bringt sie schliesslich doch zum Vorschein. Glück gehabt!

Zum Abendessen fahren wir wieder zu "unserem" Lokal an der "Plaza Tirso de Molina". Obwohl es tagsüber 34 Grad sind, wird es abends etwas kühl.  (Karte)