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6.7. - 18.10.1975


Teil 3

Der Fluss Farah Rud bringt kurz etwas Abwechslung, und bald darauf fahren wir fasziniert durch eine rosa-violett blühende Wüste.   (Karte)

An den Schlammspuren am Boden erkennen wir, dass es hier vor Kurzen geregnet haben muss. Wahrscheinlich nur ein kurzer, heftiger Schauer, aber ausreichend, um das dürre Kraut zum Blühen zu bringen, so dass jetzt kleine violette Blüten die kargen Hügel bedecken.

    
                  Der Farah Rud bringt etwas Abwechslung

 
Die Wüste blüht!  Unzählige kleine, violette Blüten bedecken die Hügel

Etwas später überqueren wir den Hilmend, den grössten Fluss Afghanistans.  
 
(Karte)

Der bringt reichlich Wasser aus dem Hindukusch, so dass hier einige Bewässerungsprojekte verwirklicht werden konnten.

  
         Der Hilmend bringt viel Wasser aus den Bergen


              Am Abend kommen wir nach Kandahar

In der Abenddämmerung treffen wir in der Stadt Kandahar ein.   (Karte)

Einem Tipp folgend, suchen wir am Ortseingang auf der rechten Seite das Hotel "Ahmad Shah Baba" auf.

Das hat nämlich ein einladendes Schwimmbad, in dem man ohne Angst vor Infektionen baden kann, herrlich!

Es stammt, wie die ganze Anlage, aus der Zeit, als hier russische Strassenbauarbeiter untergebracht waren. In der Teestube gibt’s auch Bier (Hurbanova aus CSSR), aber es ist teuer, und obendrein versucht uns der Kellner zu beschummeln. Wir übernachten im Garten des Hotels, auf den Liegesitzen im Auto.

 
Das tut gut!  Schwimmbad im Garten des Ahmad-Shah-Baba-Hotels in Kandahar

Auf unseren Liegesitzen haben wir ganz gut gelegen, aber trotzdem war die Nacht wenig erholsam, denn die Temperatur fiel nicht unter 35 Grad. Klar, dass wir vor der Weiterfahrt erst mal ins Schwimmbad springen, um unsere Lebensgeister zu wecken.

Die heute anstehende Etappe ist 500 Km lang, und wird uns nach Kabul bringen.

Die wüstenhafte Landschaft bietet wenig Abwechslung, aber wir finden endlich Antwort auf die Frage: "Wie macht ein Kamel?"

Bei einer grossen Herde Kamele am Strassenrand machen wir Halt, und was wir bisher noch nie gehört hatten, hier hören wir es.

   

Die können ein ordentliches Gebrüll anstellen, fast klingt es etwas klagend.


                         Ein Minarett der Ghaznaviden

Kurz vor Ghazni sehen wir uns zwei aus Backsteinen errichtete Minarette aus der Zeit der Ghaznaviden an, und besuchen dann das in einem Mausoleum untergebrachte kleine Museum.

Hier sind viele Funde aus dem Zeitraum des 10.bis 11. Jahrhunderts ausgestellt, als die Ghanznaviden über das Gebiet des heutigen Afghanistan und des Iran herrschten.

 
In einem alten Mausoleum ist ein Museum untergebracht, mit Funden aus der Zeit der Ghaznaviden


 Ghazni wird von einer Zitadelle überragt


 Die Leute sind freundlich und angenehm

Das von einer Zitadelle überragte Ghazni ist dann schnell erreicht. Connie schaut sich in einem kleinen Laden mit Kunsthandwerk nach einem Schmuckstück um, wird auch fündig. Auch hier sind die Leute sehr freundlich und angenehm im Umgang.   (Karte)

 
Auf der Suche nach einem Schmuckstück in einem Laden mit Kunsthandwerk

Auf der weiteren Fahrt wird die Landschaft gebirgiger, und wir passieren fruchtbare, grüne Hochtäler.

Am Abend erreichen wir Afghanistans Hauptstadt Kabul, wo wir zum Campen das Gulzar-Hotel aufsuchen.  (Karte)

Es liegt in der Neustadt "Shar-e-Nau", nördlich des Shar-e-Nau Parks, und es ist der Treffpunkt der deutschsprachigen Reisenden.

Engländer suchen im Allgemeinen das Jam-Hotel auf, während sich Franzosen im Hotel Ariana treffen.

Wir bauen also unser Zelt im Garten des Gulzar-Hotels auf. Es gibt hier schattenspendende Bäume und Büsche, und die sanitären Einrichtungen sind für die Verhältnisse ganz passabel.

Bei einem Spaziergang durch Kabul treffen wir Thomas und Robert wieder. Kurzerhand laden wir sie ein zu einem Ausflug zu dem im Nordwesten Kabuls gelegenen Kharga-Stausee.

Hier am Ufer gibt es das Restaurant "Spozamai", wo wir auf der Terrasse gemeinsam zu Mittag essen.

Sehr schön der Ausblick auf den See und die umgebenden Berge.

  
 Eine kleine Oase am Kharga-Stausee


                  Mittagessen im Restaurant Spozamai

Während Robert erzählt, dass er in ein paar Tagen zu seiner Freundin nach Pakistan reisen wird, vereinbaren wir mit Thomas, dass er auf der weiteren Rundfahrt durch Afghanistan bei uns mitfährt.

Er will sich dafür an den Benzinkosten beteiligen. Wir haben ja zwar hinten keine Sitzbank, aber das wird schon gehen.

 
Wir vereinbaren, dass uns Thomas auf der weiteren Rundfahrt durch Afghanistan begleiten wird

An unserem zweiten Tag in Kabul unternehmen wir weitere Rundgänge durch die Stadt. Wir besuchen die Marktviertel am Kabul-River und in den umliegenden Strassen, und schauen uns auch in dem moderneren Viertel der Neustadt Shar-e-Nau um.

  Kabul

 
Am Kabul-River.  Sein Wasser wird ausserhalb gestaut

 
Strassenszenen auf der "Jadi Maiwand Avenue"


 Und er bewegt sich doch!


 In der Neustadt "Shar-e-Nau"

Dann brechen wir mit unserem neuen Reisegefährten Thomas zu einer dreitägigen Tour in den Norden des Landes auf, mit dem Ziel Mazar-e-Sharif. Die etwa 435 Km lange Strecke ist gut ausgebaut und asphaltiert. Durch eine wildromantische Gebirgslandschaft führt die Strasse, vorbei an fruchtbaren Flusstälern und einsamen Dörfern, dem Hochgebirge zu, wo auch im Sommer Eis und Schnee liegen.   (Karte)

 
Von Kabul aus fahren wir nach Norden, in die Gebirgslandschaft des Hindukusch

Hinter Tscharikar beginnt in steilen Serpentinen der Anstieg auf den 3.363 m hohen Salang-Pass. Dabei machen sich zunehmend die hohe Zuladung und vor allem die dünne Luft hier oben bemerkbar. Unser Motor zieht nicht gut, und wir müssen Pausen einlegen, damit der Motor etwas runterkühlen kann, und vorübergehend baue ich auch den Luftfiltereinsatz aus, damit der Motor mehr Luft bekommt.

 
Beim Anstieg zum 3.363 m hohen Salang-Pass hat unser kleiner Motor schwer zu kämpfen


Oben auf der Passhöhe machen wir Halt an soliden Steinhütten, in welchen einst die russischen Strassenbauarbeiter gewohnt hatten.

In einer davon ist eine "Ski Lodge" eingerichtet worden.

Neben der Tür hängt ein grosses deutsches Underberg-Thermometer, wir können’s kaum glauben.     (Karte)


 

  Salang-Pass
 

    
           Eine "Ski-Lodge" hätten wir hier nicht erwartet

 

Ein junger Afghane, so um die dreissig, tritt heraus, und spricht uns in fliessendem Deutsch an.

Er heisst Aynullah, und ist der Leiter dieser Hütte.

Zwei Jahre lang hat er in Königstein/Ts. an der Hotelfachschule studiert, daher die hervorragenden Deutschkenntnisse und das Thermometer.

     Aynullah spricht deutsch, leitet die Hütte zusammen mit einem Gehilfen

Nach einer Getränkepause und einer kurzen Unterhaltung mit Aynullah fahren wir weiter, erreichen den Tunnel, mit dem sich die Strasse 3 Km lang durch den Berg bohrt.

Weitere 4 Km sind dann noch durch eine massive Beton-Überdachung gegen Steinschlag und Lawinen geschützt.


 

  Salang-Pass
 


Einfahrt in den 3 Km langen Salang-Tunnel
 


 Eine massive Betongalerie schützt vor Lawinen
 


 Der Salang ist eine wichtige Verbindung zum Norden
 

Einem Gebirgsfluss folgend, geht es talwärts, und schliesslich kommen wir in ein breites Flusstal.

Hier sehen wir Reisfelder und zahlreiche Jurten der Hazara, eines Volkes, das mit den Mongolen verwand ist.


  Es geht talwärts, einem Gebirgsfluss folgend

 
Wir durchqueren ein breites, fruchtbares Flusstal, das von Hazarah bewohnt wird

Bei Pul-e-Chumry gabelt sich die Strasse, wir halten uns links, und bald darauf erreichen wir die in Mitten von Baumwollfeldern auf einem Hügel gelegenen Ruinen von Surkh Kotal, einer Tempelanlage aus den 2. Jahrhundert.
                       
(Karte)

Diese geht wahrscheinlich auf den bedeutenden König Kanischka zurück, der viel von der hellenistischen Kultur übernahm, die er hier vorfand.

  
  Auf einem Hügel liegen die Ruinen von Surkh Kotal

 
Surkh Kotal ist eine Tempelanlage in hellenistischem Stil


             Strasse und Fluss zwängen sich durch eine
                                            enge Schlucht

Die Strasse zwängt sich zusammen mit dem Khulm-River durch eine enge Schlucht.

Danach weichen die Berge zurück, der Nordrand des Hindukusch ist erreicht.

                        (Karte)