Griechenland - Türkei - Persien - Afghanistan

6.7. - 18.10.1975


Teil 8

Weiter auf Erkundung nach Orten in Kretas Süden, die wir noch nicht kennen, fahren wir von Agia Galini aus in Richtung Rethimnon, biegen dann nach links ab in Richtung Selliá.  (Karte)

Von hier führt ein Nebensträsschen durch eine Schlucht, an einer Kapelle vorbei. An der Kapelle machen wir Halt, und steigen hinunter zum Fluss. Ein lauschiges Fleckchen, mit einem felsigen Wasserbecken unter einem grünen Blätterdach.


 Ein hübscher Platz in der Kourtaliotiko-Schlucht
 


 Die Strecke ist nicht immer einfach
 


          Plakias liegt am Ende eines langen Strandes

Auf dem weiteren Weg weitet sich die Schlucht, und gibt den Blick frei auf die Küste.

Dann erreichen wir die Häuser der kleinen Fischersiedlung Plakiás, die in einer Bucht am Ende eines langen, kiesigen Strandes liegt.  (Karte)

  Plakias

Hier gefällt es uns auf Anhieb sehr gut. Wir landen in einer Taverne am Ende der Dorfstrasse, die Tische stehen direkt am Ufer, unter schattenspendenden Akazien. Ich glaube, hier kann man es auch länger aushalten.


 In dem Fischerort Plakias gefällt es uns auf Anhieb


 Gerne sitzen wir vor Sofias Taverne

In der Tat, hier verbringen wir die restlichen Tage unserer Reise! Die Wirtsleute sind ein Fischer namens Jorgo, und seine temperamentvolle, urige Ehefrau Sofia. Tochter Virginia hilft auch im Lokal mit. Es geht hier sehr familiär zu, und mit viel Vertrauen.

 
Der gemütliche Jorgo, und die temperamentvolle Sofia

 
      Tochter Virginia träumt von einem Leben in Athen

Was im Laufe des Tages konsumiert wurde, wird erst am Abend bezahlt.

Jorgo greift zu Stift und Block, und wir zählen auf, was wir den Tag über alles gegessen und getrunken haben.

Da wir ehrlich sind, notieren wir uns immer, was wir aus dem Kühlschrank geholt haben.

  Plakias

Aber leider gibt es auch Schnorrer unter den Gästen, und ich höre Gesprächsfetzen von Trampern, die sich über die "Gutgläubigkeit" der Leute amüsieren...

Doch es sind überwiegend nette Leute hier, viele Gäste gibt es ohnehin nicht. Wir freunden uns rasch mit zwei symphatischen deutschen Motorradfahrern an, Stefan J. und Karl-Ernst H., beide sind Medizinstudenten und kommen aus Würzburg. Gerne sitzen wir mit ihnen zusammen vor Sofias Taverne, quatschen und blödeln, oder spielen ein paar Partien des neu erlernten Tavli-Spieles.

 
   Mit den Motorradfahrern Karl-Ernst (li) und Stefan (r) haben wir schnell Freundschaft geschlossen

Auf dem Grundstück hinter dem Lokal stehen einfache Bungalows, die ebenfalls Sofia und Jorgo gehören. Hier mieten wir uns der Bequemlichkeit halber ein einfaches, billiges Zimmer.

Sofia ist unbestritten die "Königin"von Plakiás. Durch ihre herzliche, urige, aber auch resolute Art ist sie eine der Attraktionen des Ortes. Unvergesslich die Szene, als sie oben vom Fenster aus einem abreisenden japanischen Gast hinterher winkt, mit dem Ausruf: "Sayonara, Toto!"

 
Sofia, stets zu Scherzen aufgelegt, setzt zum Bohnenputzen Stefans Helm und Motorradbrille auf

Eines Abends legt sie einen "Striptease" hin. Keinen echten natürlich, sie tut nur so. Alles klatscht und johlt begeistert, nur Jorgo schaut bedrückt drein. Dieser Auftritt seiner Frau scheint ihm nicht zu behagen, und manchmal habe ich den Eindruck, dass ihm der Rummel gelegentlich zu viel ist.


 Karl-Ernst und Connie beim Tavli-Spiel
 


 Unter den Bäumen lässt sich herrlich faulenzen
 


Heute sind wir zum Fischessen eingeladen


Das endet für die Fische wie zu erwarten...

Gleich südöstlich von Plakias erstreckt sich ein langer Strand, wir fahren zum Baden aber lieber um das Kap Kakomouri herum, zu den schönen Stränden Damnoni und Amoudi. Besonders in der kuscheligen Bucht von Amoudi baden wir oft und gerne, und auch zum Schnorcheln ist es hier sehr geeignet. Ich bin fast mehr unter als über Wasser.

 
Zum Baden fahren wir gerne an die Bucht von Amoudi

Nach ein paar Ruhetagen ist wieder ein Ausflug fällig, und wir fahren zu dem östlich von Plakiás gelegenen Kloster Prevéli.

Zunächst stossen wir auf das alte Kloster, das zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch türkische Truppen niedergebrannt wurde, und seitdem dem Zerfall preisgegeben ist.

 

     
                Das alte Kloster Preveli steht schon lange leer


          Das obere Kloster ist hingegen noch in Betrieb

Das obere Kloster Prevéli war von deutschen Truppen während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls verwüstet und geplündert worden.

Man baute es aber wieder auf, und es wird auch heute noch von einigen Mönchen bewohnt.

Neben der Klosteranlage plätschert der Megalopotamos, der überspannt wird von einer alten Brücke in venezianischem Stil. Ein beschaulicher Platz, der zum Verweilen einlädt.

 
Eine Bogenbrücke überspannt den Megalopotamos, an dessen Ufer man gerne verweilt.

Eines Nachts sehen wir Feuer an den Hängen des 230 m hohen Kakomouri, östlich von Plakiás. Am nächsten Morgen fahren wir dort hinauf, wo grosse Flächen Gras und Gebüsch abgebrannt sind, und begutachten den Schaden. Die meisten Bäume haben das Feuer etwas angekokelt überstanden.

 
An den Hängen des Kakomouri ist ein Feuer ausgebrochen, das Ergebnis sehen wir am nächsten Tag

Eine Mordsgaudi haben wir, als die Wutz von Sofia und Jorgo aus dem Garten ausbüchst, und vor dem Restaurant auftaucht. Stefan entdeckt sein Talent als Schweinetreiber, und als Virginia hinzukommt gelingt es den Beiden, das Tier wieder anzubinden.

 
Die Wutz ist los, doch Stefan und Virginia können sie schliesslich bändigen

So ist es nun Oktober geworden, und die ersten Herbstregen gehen nieder.

Es wird kühler und feuchter, doch in den Mittagsstunden kann man noch schön baden, und das Meer hat immer noch angenehme Temperaturen.

    
                      Die ersten Herbstregen gehen  nieder


           Mit einer Winde werden die Boote geborgen

Da für die nächste Zeit tendenziell unbeständiges Wetter angesagt wurde, ziehen die Fischer ihre Boote aus dem Wasser hoch an den Strand.

Das geschieht mit Hilfe einer einfachen, hölzernen Winde, und ist eine Gemeinschaftsarbeit, bei der alle mit anpacken.

  Plakias

 
Mit vereinten Kräften werden sie auf den Strand gezogen

Nun kommt auch der Tag, an dem Stefan und Karl-Ernst die Heimreise antreten müssen. Es wird ein herzlicher Abschied, und selbstverständlich wird man in Kontakt bleiben.

 
Stefan und Karl-Ernst verabschieden sich, Gelegenheit für Sofia zu letzten Scherzen

 
Der Abschied fällt herzlich aus, und dann geht's ab in Richtung Würzburg

Am 14. Oktober sind auch wir dran! Wir machen die Runde, um uns bei allen zu verabschieden, da werden wir von den Fischern zu einem besonders "deftigen" Frühstück eingeladen. Sie sitzen alle um einen Tisch versammelt, in der Mitte eine Schüssel voll Reis, auf dem eine grosse Krake thront! Diese gut gemeinte Einladung müssen wir leider ablehnen.


             Die Fähre Rethimnon im Hafen von Hania

Über Rethimnon fahren wir nach Hania, wo wir abends an Bord der Fähre "Rethimnon" gehen, und in Richtung Athen auslaufen.   (Karte)

Nach einer feuchten und kühlen Nacht an Deck kommen wir dann am frühen Morgen in Piräus an.

Von Athen aus fahren wir auf dem schnellsten Weg über Lamía und Lárisa nach Norden, überqueren die jugoslawische Grenze bei Gevgelija, und fahren heute noch bis in die Nähe von Skopje.  (Karte)

Der in dieser Jahreszeit ziemlich triste "Autoput" über Belgrad lockt uns wenig, daher fahren wir lieber die Adria entlang, und haben so noch was vom Meer, zumindest optisch.

Daher fahren wir in einer Tagesetappe von Skopje aus nach Dubrovnik.

                         (Karte)
 

    
                   Herbstliche Stimmung auch an der Adria
 


 Unser Escort hat die Reise gut überstanden


 Dubrovnik im Oktober

Der vorletzte Tag der Reise bringt uns von Dubrovnik nach Split und Karlobag, von dort über Karlovac nach Zagreb. Weiter geht es über Maribor zur österreichischen Grenze, und dann noch bis nach Graz, wo wir die Nacht im Auto verbringen.  (Karte)

Am 18. Oktober geht’s von Graz aus über Leoben und Radstadt nach Salzburg. Es regnet in Strömen, und auch als wir an die deutsche Grenze kommen, ist es am Schütten. Wir wollen keinen Ärger haben, und erklären dem Zöllner frank und frei, wo wir herkommen, und was wir an Waren dabei haben.

Ist auch alles weiter kein Problem, nur ein Päckchen Henna aus Afghanistan erregt Argwohn, und wird daher einer näheren Überprüfung unterzogen. Dabei stellt sich seine Harmlosigkeit heraus, aber der Zöllner hat jetzt seinen Mantel von dem Zeug rot verschmiert!

Aber er ist nett. Er grübelt eine Weile: "Tja, Zoll... was zahlen wir denn? Was zahlen wir denn? Ach was! Zahlen wir nichts, und fahren weiter! Gute Fahrt!" Wir können’s kaum glauben, denn solch eine nette und kulante Zollabfertigung an deutschen Grenzen hatten wir bis dato noch nicht erlebt.

Weiter geht die Fahrt durch den herbstlichen Regen, und über München, Nürnberg und Würzburg erreichen wir das heimatliche Wiesbaden.  (Karte)

Und damit geht eine fünfzehnwöchige Reise zu Ende, die uns nach Nepal führen sollte, und stattdessen in Afghanistan ihren Höhepunkt fand. Eine Reise, die mit einem abenteuerlichen Auftakt begonnen hatte, und die auf Kreta geruhsam ausklang.   (Karte)