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6.7. - 18.10.1975


Teil 7

Unsere nächste Etappe führt uns von von Sanandaj nach Rezaiyeh, am Ufer des Rezaiyeh-Sees.  (Karte)

Das Wasser des Sees ist stark salzhaltig, ähnlich dem des Toten Meeres.

Am See gibt es einen noch nicht fertiggestellten Campingplatz, wo wir übernachten.

     
                        Wir stehen um Ufer des Rezaiyeh-Sees


                Der Campingplatz ist erst halb fertig

Beim gemeinsamen Frühstück vor dem Zelt kommt uns die Erkenntnis, dass das landesübliche dünne Fladenbrot, welches ich scherzhaft "Knäcke-Kelim" nenne, mit Marmelade bestrichen, kein kulinarisches Highlight darstellt.

 
Friedo und Manfred sind unsere Begleiter auf dem Weg zurück nach Westen

Zur türkischen Grenze ist es nicht mehr weit, und wir passieren sie bei Sero/Esendere. Die Abfertigung erfolgt etwas schleppend, aber ohne Probleme.

Dann folgen wir einer einsamen Schotterpiste durch karges und wüstenhaftes Bergland in Richtung Van.

Ein blauer deutscher VW-Bus steht am Pistenrand mit einer Reifenpanne. Wir halten an, und bieten unsere Hilfe an, doch sie kommen schon klar.

    
                            Ein kurzer Plausch auf der Piste

 
Auf Schotterpiste fahren wir durch das türkische Kurdistan


       Die Ortschaft Güzelsu mit der Festung Hosap

Die kleine Ortschaft Güzelsu wird überragt von der Ruine der Festung Hosap, die wie eine Kathedrale aus dem Felsen wächst, und ein eindruckvolles Bild liefert, während wir auf sie zu fahren.

Am Abend erreichen wir den Van-See und die kleine Stadt Van.  (Karte)

Man kann den See zwar auf einer Piste umfahren, aber wir haben den Ehrgeiz, den See mit der Fähre zu überqueren.

Es ist eine Eisenbahnfähre, und sie liegt bereits an der Mole, aber wir müssen abwarten, bis der Zug ankommt.

    
              Am frühen Abend erreichen wir den Van-See


           Eine alte Zitadelle überragt die Stadt Van

Es ist bereits dunkel, als der Zug endlich eintrifft, und langsam auf die Fähre rollt.

Erst jetzt sind wir dran, unser Escort bekommt einen Platz hinter dem letzten Waggon, doch unser Wagenheck ragt schon über den Schiffsrand, und der See ist sehr tief!

Für den Fall der Fälle schlinge ich ein Seil um unsere Stosstange, und binde es an einem Puffer fest. Der Schiffskapitän ist gammer auf Connie, und steigt ihr nach, bis sie sich ins Auto flüchtet. Während der nächtlichen Überfahrt schlafen wir dann mit sehr mulmigen Gefühlen auf unseren Liegesitzen.

In den frühen Morgenstunden erreichen wir Tatvan, am gegenüberliegenden Ufer des Sees. Wir müssen das Schiff als Erste verlassen, doch beim Runterfahren reisst eine Haltelasche einer der hinteren Blattfedern ab, die Stufe vom Schiff runter war ziemlich hoch. Aber wir sind ja schon froh, nicht im See abgesoffen zu sein! Wir sind noch sehr müde, und stellen uns in eine ruhige Ecke von Tatvan, um noch etwas im Auto weiterzuschlafen.   (Karte)

Leidlich ausgeschlafen suchen wir dann eine abenteuerliche kleine Werkstatt auf, wo man uns aus einem Stück Flacheisen eine neue Haltelasche für die Blattfeder schweisst. Zum Abkühlen wird sie einfach in eine Pfütze geworfen. Sie erfüllt ihren Zweck, ist schnell eingebaut, und wir können die Fahrt fortsetzen.

Die Strecke ist weiterhin nicht asphaltiert, eine staubige Schotterpiste, wie gehabt. Immer wieder sitzen Hirtenjungen am Strassenrand, und bewerfen uns mit Steinen. Das ärgert uns sehr, und bringt vor allem Manfred und Friedo in Rage. Einmal machen sie eine Vollbremsung vor uns, springen aus dem Auto, und rennen einem davonwetzenden Burschen hinterher. Der flüchtet sich zu einigen Bauern auf einem Feld in der Nähe, und erst als diese drohend ihre Sicheln schwingen, lassen Manfred und Friedo von der Verfolgung ab.

Um solchen Attacken nicht ganz hilflos ausgeliefert zu sein, laden wir uns "Munition" ins Auto, und bewerfen die Bälger im Vorbeifahren ebenfalls mit Steinen. So habe ich gerade ein paar Burschen im Auge, halte einen Stein in der Hand parat, als ich zu spät bemerke, dass Manfreds Bus vor mir wieder mal eine Vollbremsung macht. Ich steige auch in die Eisen, aber das Unheil ist nicht aufzuhalten!

Mit blockierten Bremsen rutscht unser Auto auf dem Sand und Schotter auf den VW-Bus drauf! Es tut einen ordentlichen Schlag, unser gesamter Dachgepäckträger rutscht durch den Aufprall nach vorne, und knallt auf die Motorhaube.

Wir sind wie vom Donner gerührt. Manfred platzt fast vor Wut. Sein schöner Bus, den er vor den Steinewerfern beschützen wollte, hat jetzt die hintere Stosstange verbogen, und die Motorklappe hat auch was abgekriegt. Bei uns ist auch die Stosstange lädiert, der Kühlergrill eingedrückt, die Halogenscheinwerfer kaputt, die Schlagschutzgitter vor den Scheinwerfern rausgerissen und verbogen, etc.

Ich bringe den Dachgepäckträger wieder an Ort und Stelle, dann setzen wir gefrustet die Fahrt fort. Den Schreck müssen wir erst mal verdauen. An diesem Tag fahren wir noch über Mus bis nach Malatya, wo wir an einer BP-Tankstelle campieren.   (Karte)

 
Bei Malatya versuche ich am Abend, den Schaden von dem Auffahrunfall etwas zu richten

Mit Friedos Assistenz baue ich noch am gleichen Abend die verbogene Stosstange ab, um sie zu richten. Die Zusatz-Halogenscheinwerfer sind hinüber, drum baue ich sie ab. Ich muss auch die Scheinwerfer neu einstellen, da sie nun zu weit nach unten strahlen, einiges an der Vorderfront ist verbogen.

Am nächsten Tag erwartet uns endlich wieder Asphalt, und so fahren wir recht bequem von Malatya aus über Kayseri nach Ürgüp, zu dem Campingplatz "Çimenlik".  (Karte)

Die Ortschaften Ürgüp und Göreme liegen im Herzen der Region Kappadokien. Vor einigen Millionen von Jahren wurde die Gegend von dem Vulkan Erciyes Dagi unter einer dicken Schicht Vulkan-Asche begraben, die sich im Laufe der Zeit zu Tuffstein verdichtete.

Die Erosion führte dann zur Ausbildung bizarrer Formen, wie Spitzen, Türme und Kegel, welche so charakteristisch für diese Landschaft sind.

    
      Die Ortschaften Ürgüp und Göreme liegen im Herzen                                      der Region Kappadokien


                             Blick hinüber nach Üçhisar

Im Tal von Göreme, das wir am nächsten Morgen mit Manfred und Friedo besuchen, gibt es all diese Formen zu sehen.

Dazu gibt es aber auch uralte Höhlenwohnungen und frühchristliche Höhlenkirchen, aus Zeiten in denen die Menschen vor den vorrückenden Arabern hier im Tal Schutz und Zuflucht suchten.

 
Das Tal von Göreme hat eine gewisse touristische Bedeutung erlangt

 
Neben Höhlenwohnungen gibt es hier auch frühchristliche Höhlenkirchen

 
                       Wandmalerei an einer der Kirchen                                         "Versteinerte Morcheln" bei Göreme

Über Nevsehir und Aksaray fahren wir dann am Salzsee Tuz Gölü vorbei in Richtung Ankara.  (Karte)

Wir verbringen die Nacht ausserhalb der Stadt auf dem BP-Mocamp, an der Strasse nach Istanbul.

     
            Der Salzsee Tuz Gölü auf dem Weg nach Ankara

In Ankara schauen wir uns am Morgen zunächst die gewaltige Anlage des Atatürk-Mausoleums auf einer Anhöhe über der Stadt an. Atatürk wird noch heute von seinen Landsleuten hoch verehrt, ist Nationalheld, und fast ein Heiliger. Entsprechend bombastisch ist seine Grabstätte, in der er seit 1938 ruht.

 
In diesem bombastischen Mausoleum ruht seit 1938 der Staatsgründer Atatürk

Nach einem Rundgang durch Ankaras Innenstadt legen wir noch die 450 Km nach Istanbul zurück, und gehen dort auf einen Campingplatz.   (Karte)

Einen Tag lang verbringen wir in Istanbul, unter anderem auch mit einem längeren Besuch des Bazars, und dann fahren wir über Tekirdag und Kesan zur Grenze, reisen bei Ipsala aus, und fahren noch bis ins nahe Alexandroupolis.  (Karte)

Hier auf dem Campingplatz stehen wir sehr schön, und hier werden wir uns die nächsten vier Tage von der anstrengenden Fahrerei erholen.

    
                              Am Hafen von Alexandroupolis

 
Auf dem angenehmen Campingplatz von Alexandroupolis ruhen wir vier Tage aus

Danach wieder unternehmungslustig, fahren wir von Alexandroupolis aus  über Xanthi und Kavala an Aspróvalta vorbei, wo wir uns zu Beginn der Reise mit Dieter und Ursel getroffen hatten. Dann kommt der Moment des Abschiedes von Manfred und Friedo, 25 Tage lang waren sie angenehme Reisegenossen. Sie fahren weiter in Richtung Saloniki, und letztendlich nach Hause.

Connie und ich haben nun noch über einen Monat Zeit, und natürlich haben wir verschiedene Überlegungen angestellt, wie die Reise weiter gehen soll. Wir spielten anfangs mit dem Gedanken, Syrien in unsere Routenplanung einzubeziehen, oder auch eine Rundreise durch den Irak. So plante ich an Hand der mitgenommenen Unterlagen die Routen, die Entfernungen und den Zeitbedarf für diese Länder.

Die Reisekasse hätte das wohl auch erlaubt, doch sowohl für Syrien als auch für den Irak hätten wir uns erst umständlich und mit hohem Zeitaufwand Visa besorgen müssen, und ausserdem wurde Syrien gerade von einem schweren Erdbeben heimgesucht, weshalb wir uns dann doch lieber für die ruhige und sichere Variante entscheiden: Wir fahren auf die Insel Kreta!   (Karte)
 

 
Nun ohne Begleiter, erkunden wir Kassándra,  den westlichen Finger der Halbinsel Chalkidiki

Nachdem Manfred und Friedo entschwunden sind, biegen wir nach links ab, und fahren nun auf kleinen Strässchen quer durch die Chalkidiki, auf die westliche Halbinsel Kassándra. Hier landen wir in dem kleinen, malerischen Ort Kriopigi, wo es uns gut gefällt, und wo wir daher vier schöne, faule Ruhetage verbringen.

Am 10. September zieht es uns nach Kreta. Von Kriopogi aus fahren wir in einem Rutsch über Saloniki, Lárisa und Lamía nach Athen.  (Karte)


            Mit der "Kydon" setzen wir nach Kreta über

Gleich am nächsten Nachmittag kaufen wir in Piräus Schiffsbillets, und gehen am Abend an Bord der Fähre "Kydon".

Wir haben wieder Deckklasse gebucht, die Fähre ist relativ leer.

Nach einem Abendtrunk blasen wir die grosse Luftmatratze auf und kriechen in die Schlafsäcke.

Nach Ankunft in Hania fahren wir die Nordküste entlang, über Rethimnon, Iraklion und Agios Nikolaos, schwenken dann ab nach Ierápetra, an der Südküste. Der Ort hatte uns im vorigen Sommer recht gut gefallen, da er noch nicht so touristisch verkorkst ist. So halten wir es auch hier drei Tage lang aus, mit Baden und gut essen gehen.  (Karte)

 
Auf der Fahrt entlang Kretas Südküste kommen wir zu dem kleinen Ort Agia Gallini

Weiter geht's nach Westen zu dem malerischen kleinen Ort Agia Galini. Hier nehmen wir uns ein preiswertes Hotelzimmer, bleiben drei Tage und vier Nächte. Ein richtiges Bett, welcher Luxus!  (Karte)

Auf der Karte finden wir ganz im Süden die Ortschaften Lendas und Kali Liménes, die nur auf kleinen Nebenstrassen bzw. Pisten zu erreichen sind. Das reizt uns, und so fahren wir zunächst nach Lendas.

 
Bei Lendas fahren wir hinunter zum Strand, stehen hier ganz alleine


 
Beim Tavli-Spiel besucht uns eine Schafherde


 
Lendas besteht nur aus wenigen Häusern

Das ist eine kleine, bescheidene Siedlung, und etwas ausserhalb folgen wir einem schlechten schmalen Weg, der hinunter zu einem steinigen Strand führt. Hier ist weit und breit kein Mensch, Natur pur. Wir übernachten hier im Auto, bleiben auch noch den nächsten Tag, wobei wir uns in die Geheimnisse des Tavli-Spiels einarbeiten.   (Karte)

In der Nähe von Lendas besichtigen wir die antike Ausgrabungsstätte eines Asklepions, dann fahren wir in den Nachbarort Kali Liménes. Wie der Name verspricht, gibt es hier einen schönen Strand, aber der Ort selbst besteht nur aus einigen wenigen Häusern. Keine Kneipe, kein Laden.

Wir schwimmen eine Runde, dann fahren wir am Abend zurück "in die Zivilisation", nach Agia Galini.  (Karte)

     
          Bei Kali Limenes gibt es einen schönen Sandstrand