Ägypten - Libyen - Tunesien
22.7.1976  -  15.10.1976

Teil 3  
Wir durchqueren Libyen von Ost nach West
 

Heute beginnt das „Abenteuer Libyen“! Nach einer ruhigen Nacht am Strand passieren wir die Kontrollstelle 15 Km hinter Marsa Matrouh ohne Schwierigkeiten.   (Karte)

Eintönig ist die Landschaft auf dem Weg zur Grenze. Zur Linken topfebene Steppe und Wüste, zur Rechten hinter einer langgezogenen Düne strahlend hellblau bis grün das Meer.
 

     
                     Unsere "Wagenburg" in Marsa Matrouh,
                                    die letzte Nacht in Ägypten

Überall sehen wir ägyptische Militärlager, kein Wunder, dass wir hier nicht übernachten durften. Kurz vor Soloum halten wir an einem Kontrollposten. Aus einem Taxi vor uns steigt ein europäisches Mädchen und fragt, ob wir noch Platz für zwei Personen hätten. Begeistert bin ich nicht, aber wir wollen sie auch nicht hier stehen lassen.

Wir erreichen die ägyptische Grenzstation: Etliche schäbige, kleinere und grössere Gebäude, über der Strasse eine Überdachung, darunter kreuz und quer die wartenden Autos, dazwischen wartende Menschen, auf Matratzen und Decken, neben sich Koffer, Taschen, Transistorradios. Und Unmengen von Unrat liegt herum, der einen markanten Duft verbreitet.

Nach drei Stunden Abfertigung geht's weiter zu den Libyern. Kontrolle der Impfpässe, der Visa, ein kleiner Junge füllt die rein arabischen Einreiseformulare aus. Am Schluss bekommt unser Bus libysche Kennzeichen verpasst, und nach weiteren zwei Stunden können wir endlich einreisen. Die Leute sind alle sehr freundlich und nett, und das bestätigt die Informationen, die wir bis jetzt über Libyen haben.


                     Am Strand in der Nähe von Tobruk

Wir fahren noch weiter bis Tobruk, und finden dort am Strand einen geeigneten Standplatz für die Nacht.   (Karte)

Unsere neuen Reisebegleiter heissen Frank und Gabriele. Er ist Amerikaner, aber in Deutschland geboren, und sie stammt aus Österreich.

Was die Beiden bis jetzt erlebt haben, ist sehr interessant.

Vor knapp einem Jahr waren sie losgefahren, mit einem VW-Käfer bis nach Indien. Dort verkauften sie den Wagen und reisten dann nach Ceylon, von wo aus sie dann an Bord einer privaten Segeljacht über die Malediven nach Port Sudan schipperten, weiter nach Djibouti, und schliesslich nach Qena in Ägypten.

Vier Monate hat diese Seereise gedauert, und an Bord müssen katastrophale Zustände geherrscht haben. Es gab grösste Probleme und Spannungen mit dem Kapitän und den anderen Mitfahrern, bis hin zu Gewalttaten. Jetzt wollen sie nach Tunesien, dort eine Weile bleiben, dann über Italien langsam zurück, um an Weihnachten zu Hause zu sein.

Nach dem Aufstehen gehen wir gleich eine erfrischende Runde schwimmen, dann fahren wir weiter an der Küste der Cyrenaika entlang.

Herrlich mediterran ist es hier, und es gibt wunderschöne Buchten. Pinienduft liegt in der Luft, und das Ratschen der Zikaden. Rechts vor uns liegt ein tiefblaues Meer, links erhebt sich das Gebirge des Djebel Akhdar.
 

      
              Mit libyschem Kennzeichen in der Cyrenaika


                   Appolonia war der Hafen von Cyrene

Die Landschaft erinnert stark an Kreta, und stellenweise auch etwas an die Costa Brava.

Wir erreichen die Ruinen des römischen Appolonia, fahren dann hinauf in die Berge zu den Überresten von Cyrene.

                        (Karte)

Auch diese Ausgrabungsstätte ist so herrlich friedlich, ohne eine Menschenseele. Am Besten gefällt uns der kleine Brunnen, hier hätten wir stundenlang sitzen können.


 Idyllisch gelegen, die römischen Ruinen von Cyrene


 Ein hübscher Brunnen lädt ein zum Verweilen

Nach einer Übernachtung neben antiken Mauern, fahren wir auf einem schlechten Strässchen weiter nach Tokra, suchen uns hier einen geeigneten Lagerplatz am Strand.

Zum Baden ist es hier nicht so schön, dafür gibt es merkwürdigerweise einen einsamen Wasserhahn, so dass wir hier einen Ruhetag einlegen, den wir auch für grosse Wäsche nutzen.  (Karte)
 

     
    Gute Strassen an Libyens Küste, hier bei Wadi El Kouf
 

 
Ruhetag mit grosser Wäsche am felsigen Strand in der Nähe von Tokra

Unser nächster Übernachtungsplatz liegt hinter Marsa Brega, ein gutes Stück von der Strasse entfernt, an hohen Stranddünen.  (Karte)   Als wir des Morgens erwachen, steht ein neben uns ein Landrover mit einigen Wichtigtuern in Zivil, die partout unsere Pässe sehen wollen. Wir rücken sie aber nicht raus.

Auf Frühstück in Gegenwart der penetranten Gesellen haben wir keine Lust, und brechen daher sofort auf. Die Typen im Landrover verfolgen uns, und auf der Strasse fahren sie mal vor uns her, mal hinter uns, das geht uns allmählich auf die Nerven.

Als ein Polizeiwagen daher kommt, stoppen sie uns, und die Polizisten kontrollieren unsere Pässe. Aber was Rechtes damit anfangen können sie auch nicht. Plötzlich hat einer der Typen die Pässe in der Hand, und besteht darauf, dass wir irgendwohin mitkommen sollen. Warum und weshalb? Wir haben Visa, Carnet, etc., alles ist in Ordnung!

Gabriele nimmt ihm geistesgegenwärtig die Pässe aus der Hand, und verschwindet damit in unserem Bus. Die Polizisten schauen untätig zu, also steigen wir ein, und fahren weiter. Die Typen immer hinterher. Nach einigen Kilometern biegen sie endlich nach links ab, zu einem kleinen, kasernenartigen Gebäude. Ich traue dem Frieden zwar nicht, doch sie tauchen nicht mehr auf.


             Römisches Amphitheater in Leptis Magna

Zwei Tagesetappen später erreichen wir die antike römische Stadt Leptis Magna, auch diese eine gepflegte, parkähnliche Anlage.            (Karte)

  Leptis Magna

Das muss man den Libyern lassen, sie halten ihre antiken Stätten tipp-topp in Schuss!

Und wieder sind wir praktisch die einzigen Besucher.

Tags darauf erreichen wir Tripoli, die Hauptstadt des Landes. Frank will sich erkundigen, ob sie ihn vielleicht an der Uni als Lehrer gebrauchen können. Derweil marschieren wir Übrigen in Richtung Souk, der sich aber als recht uninteressant erweist. Es gibt viel Plastik und importiertes Zeug, aber wenig Kunsthandwerk.   (Karte)


 Das Warenangebot auf dem Souk von Tripoli
  ist eher enttäuschend


Kaiser Septimus Severus grüsst am Tor
 zu Tripolis Altstadt

Tripoli bereitet sich auf den 7. Jahrestag der Revolution (1. Sept. 1969), und damit der Machtübernahme durch Oberst Ghaddafi, vor. Überall ist geflaggt, und im Zentrum werden grosse Tribünen errichtet. Die Stadt ist verstopft. Ein Polizist schickt uns zweimal um den Hafen, weil’s vorne nicht weiter geht. Nach längerer Irrfahrt finden wir dann doch noch das Islamische Museum. Und das ist natürlich geschlossen, genau wie alle anderen Museen auch!

Obwohl es mich sehr reizen würde, die Revolutionsfeier mitzuerleben, haben wir etwas Horror vor dem Trubel und den Menschenmassen. Auch gibt es hier zehnjährige Polizisten, denen man unbedingt Folge leisten sollte, denn sie verhaften gerne. Schon die Frage nach dem Hauptpostamt kann Verdacht erregen, und zu polizeilichen Massnahmen führen.


                            Auch Sabratha geht auf Kaiser
                                 Septimus Severus zurück

Da Frank auf der Uni nichts erreichen konnte, verlassen wir Tripoli nach Westen, und finden einen schönen Standplatz unter einem Baum, neben der Ausgrabung von Sabratha. (Karte)

Hier ist es so schön, dass wir noch einen Ruhetag einlegen, und das Ruinenfeld der römischen Stadt erst am späten Nachmittag besuchen.
 

Am nächsten Morgen tanken wir für den Rest unseres libyschen Geldes nochmal alle Kanister voll.

Acht Tage lang hat unsere Fahrt durch Libyen gedauert, weitere 2000 Km haben wir hier zurückgelegt, und nun geht's weiter nach Tunesien.  (Karte)