Ägypten - Libyen - Tunesien
22.7.1976  -  15.10.1976

Teil 4
 
Wir erkunden Tunesien

 

Nach einer flotten und problemlosen Einreise nach Tunesien, fahren wir über Medenine nach Gabès, auf einen richtig schönen Campingplatz, den ersten auf dieser Reise. Hier kursiert das Gerücht, die Ausstellung eines algerischen Visums auf dem Konsulat in Tunis dauere zwei Wochen!    (Karte)

Dazu muss man wissen, dass unsere Reisepläne die Weiterfahrt nach Algerien vorsehen, inklusive einer Wüstentour auf der Hoggarpiste, nach Tamanrasset.


Der Grenzübertritt von Libyen nach Tunesien
geht flott und problemlos

In Frankfurt hätten wir die Visa problemlos bekommen, hätten aber innerhalb von drei Wochen einreisen müssen, was unmöglich war. Jetzt ruhen unsere Hoffnungen auf Tunis!

So verabschieden wir uns am 3. September in Gabès von Frank und Gabriele, und fahren ohne Umschweife direkt nach Tunis. El Djem, mit seinem gewaltigen Amphitheater, liegt auf dem Weg. Der Zutritt ist leider nicht gestattet, es ist aber auch von aussen sehr imposant, wenn auch von einer Seite her stark zerstört und zerfallen.   (Karte)


  Das Amphitheater von El Djem bot einst 40.000 Sitzplätze


Leider wurde es ab dem 17. Jh als Steinbruchbenutzt

In Hamam Lif, 18 Km vor Tunis, richten wir uns auf dem Campingplatz "Moulin Bleu" ein, und suchen gleich am nächsten Tag die algerische Konsularabteilung auf. Ja, es dauere 2 Wochen, eröffnet uns die Dame hinter dem Tresen. Es müsse ein Brief nach Algier geschrieben werden, und auf Antwort gewartet werden! Das deprimiert uns, und den Rest des Tages verbringen wir mit Planungen und Berechnungen.    (Karte)


 In der Neustadt von Tunis, Avenue Habib Bourghiba
 


Zum Kontrast, das Gewusel in der engen Medina
 

Nach neun Tagen und zwei vergeblichen Anfragen in Sachen Visa, starten wir zu einer kleinen Rundfahrt in den Nordosten von Tunis, die uns zunächst in das bei Künstlern sehr beliebte Dorf Sidi Bou Said führt.   (Karte)

Dieser Ort ist wirklich sehr reizvoll, mit seinen kubischen, weiss getünchten Häusern mit blauen Türen und Fensterläden.

     
         "Café des Nattes", schon Künstler wie Hemingway,
                       Macke und Klee tranken hier ihren Tee

Wir verweilen auf der Terrasse des berühmten kleinen "Café des Nattes", trinken leckeren Pfefferminztee.

Anschliessend fahren wir zu dem in der Nähe liegenden antiken Karthago. Allerdings ist davon nicht mehr viel zu sehen, die Römer haben nach der Eroberung gründliche Arbeit geleistet.  (Karte)


Der Kriegshafen der einst so gefürchteten Karthager


Spuren der Eroberer:  Die Thermen des Antonius

Besonders berührt mich die runde Anlage des ehemaligen karthagischen Kriegshafens, mit einem Inselchen in der Mitte, doch die markantesten Ruinen dieser Ausgrabung sind die römischen Thermen des Antonius.

Nach weiteren vier Tagen am Strand von Hamam Lif, und noch immer ohne Visa, unternehmen wir nochmals eine Besichtigungstour, schlagen diesmal den Bogen etwas weiter.


Thuburbo Majus:  Blick vom Forum zum Kapitol

Zunächst wird’s wieder römisch, denn wir fahren in das 50 Km südlich von Tunis gelegene Thuburbo Majus. (Karte)

Hier beeindrucken uns besonders das Forum und das Kapitol, und einige gut erhaltene Fussbodenmosaiken.

Gut 100 Km weiter südlich wartet islamisches Kulturgut auf unseren Besuch, nämlich die berühmte Moschee von Kairouan. (Karte)

  Kairouan

Bevor wir uns diese anschauen, bummeln wir erst mal durch die Gassen des Souk der Medina.

Hier geht es weit farbenfroher zu als in Tripolis, es gibt vor allem mehr Kunsthandwerk zu sehen.

    
                                     Im Souk von Kairouan

 
Die Sidi-Oqba-Moschee in Kairouan geht auf das 9. Jahrhundert zurück, und ist die älteste Moschee
des Maghreb

Die Grosse Moschee, eine der wichtigsten und bedeutendsten in der islamischen Welt, steht im Nordosten der Medina. Klar, dass hier auch einige Reisebusse stehen, und Touristengruppen herumwuseln. Auch Nichtgläubige dürfen den Innenhof betreten.

  Kairouan

 
Der Badeort Sousse mit seinem schönen Strand lädt uns ein zum Verweilen

Bei dem Badeort Sousse stossen wir wieder auf die Küste. Zwischen zwei Hotels ist eine grössere Lücke am Strand, dorthin stellen wir uns mit dem WILU für die Nacht. Hier am Strand von Sousse gefällt es uns recht gut, und da wir an einer Strandbude Wasser tanken können, und es auch Toiletten gibt, bleiben wir hier ein paar Tage stehen. In Sousse gibt es auch gute Restaurants mit lokalen Spezialitäten zu erschwinglichen Preisen.  (Karte)

Eine Fahrt zum algerischen Konsulat bringt wieder kein Ergebnis, es liegt angeblich noch keine Antwort aus Algier vor. Dabei sind inzwischen bereits 2 Wochen verstrichen, die Zeit wird langsam knapp.

Wieder verbringen wir zwei Tage auf dem Campingplatz bei Hamam Lif. Wir haben allmählich keine Hoffnung mehr, dass das mit Algerien noch klappt. Schade, aber den Traum, nach Tamanrasset zu fahren, den müssen wir wohl einstweilen verschieben!

Am 21. September brechen wir auf zu einer grossen Tunesien-Rundfahrt. Wir starten von Tunis aus zunächst in den Norden des Landes, in Richtung Bizerte.


                  Der WILU auf der Fähre nach Bizerte

Die Route führt durch Hügel- und Gebirgsland, teilweise bewaldet, und bei Zarzouna erreichen wir den Verbindungskanal zwischen dem See von Bizerte und dem Meer.

Mit der kostenlosen Autofähre setzen wir über, und sind dann schnell in Bizerte.

                                     (Karte)

Von hier fahren wir auf kleinen Nebenstrassen weiter nach Westen. Wir durchqueren eine fruchtbare Region, die Felder sind zum Teil frisch gepflügt, auf anderen sehen wir die Bauern arbeiten.

So gelangen wir nach Tabarka, nahe der algerischen Grenze.    (Karte)

Wir fahren hinaus auf eine Landzunge, wo sich ein Korklager befindet, und campieren hier, nachdem wir um Erlaubnis gefragt haben.

Kein schlechter Platz, mit Ausblick auf die dem Ort vorgelagerte kleine Berginsel, die gekrönt wird von einer alten Festung.
 

   
   Wir campieren in Tabarka mit Blick auf diese Insel


       Der Stausee von Beni Metir, eingebettet in eine                    ausgeprägt mediterrane Landschaft

Wir folgen dem weiten Tal des Oued el Khebir nach Süden, immer dicht an der algerischen Grenze entlang. Durch eine pittoreske Berglandschaft geht es über einen Pass in 800 m Höhe, und bald darauf haben wir einen schönen Ausblick auf den Stausee von Beni Metir.

Die hügelige Landschaft hat einen ausgeprägten mediterranen Charakter, mit Korkeichenwäldern und Eukalyptusbäumen, die eingestreuten Häuser haben rote Dachziegel.

Ein Abzweig führt uns zur römischen Ruinenstadt Bulla Regia. (Karte)

Besonders beeindruckend sind hier die Thermen, das Amphitheater, und auch wieder schöne Fussbodenmosaiken.
 

    
              Mosaikfussboden im Theater von Bulla Regia


    Das Kapitol von Dogga gilt als eines der schönsten                     römischen Bauwerke in Nordafrika

Von Bulla Regia ist Jendouba schnell erreicht, und über die Stadt Bou Salem kommen wir zu unserem nächsten Ziel, der Ausgrabungsstätte der römischen Stadt Dougga.   (Karte)

Wegen der grossen Hitze konzentrieren uns auf den zentralen Bezirk mit dem Kapitol, und besuchen auch das recht gut erhaltene Amphitheater.
 

Über El Kef fahren wir weiter nach Süden, nach Sbeitla. Längst sind die grünen Hügel einer dürren Steppenlandschaft gewichen.

Sbeitla ist ebenfalls eine grosse römische Stadt, und im Schein der Abendsonne streifen wir durch das weitläufige Ruinenfeld. (Karte)

Für die Nacht suchen wir uns einen Standplatz in der Nähe der antiken Stätte.
 

   
    Sbeitla:  Blick durch das Antonius-Tor zum Kapitol


                     Nach Süden hin wird die Landschaft
                               zunehmend wüstenartiger

Von Sbeitla aus fahren wir durch die trockene Grassteppe über Fériana zur Oase Gafsa.

Die Strasse verläuft weiter im Tal des Oued Seldja, und dann liegt bald der ausgedehnte Palmenhain der Oase Tozeur vor uns.

Dahinter, in einiger Entfernung, flimmert die weisse Fläche des Chott el Djerid.
                       
(Karte)
 

Heute wollen wir ein wenig in die Wüste schnuppern. Die Durchquerung des Salzsees Chott el Djerid steht auf dem Programm. Kein Ersatz für Tamanrasset, aber auch ganz reizvoll.

  Durchquerung des Chott el Djerid

Wir machen noch einen Abstecher in die rund 25 Km entfernte Oase Nefta, von hier sind es nur noch 125 Km bis zur algerischen Oase El Oued, ohne Visum leider unerreichbar.

Dann kehren wir um nach Tozeur, um etwas nördlich davon die Piste zu suchen, auf der man die versalzte, sumpfige Ebene des Chott El Djerid durchqueren kann.


Wir fahren noch nicht allzu lange durch den Chott, als wir auf einen roten VW-Bus treffen, besetzt mit einem Paar aus Frankfurt.

Sie haben sich ein paar Meter nachrechts von der Piste gewagt, und stecken jetzt bis zur Achse in dem salzigen Morast fest.

Michael, der Pechvogel, nimmt den Wagenheber, und bockt die Hinterräder hoch.

    
          Michael aus Frankfurt hat seine Mühe, aus dem
                   salzigen Morast wieder frei zu kommen

Dann füllen wir die tiefen Kuhlen wieder auf, legen den Sisalläufer drüber, und lassen den Wagen wieder ab.Und so gelingt es dann, den Wagen mit viel Schieben wieder auf die Piste zu bekommen.

Wir haben auf der Fahrt keine Probleme, meiden es aber auch tunlichst, von der Piste abzukommen. Grösstenteils kann man ganz zügig fahren. Wir haben die tiefstehende Sonne im Rücken, und das Abendlich taucht die Salzoberfläche und die fernen kahlen Hügelketten in ein zartes Rosa. Ein schönes Erlebnis!

 
Mitten durch den Chott el Djerid führt eine die meiste Zeit  gut befahrbare Piste


 

  Durchquerung des Chott el Djerid
 


                                Oasenromantik in Douz

Mit dem letzten Licht der Dämmerung treffen wir in der Oase Kebili ein, und fahren dann auch noch die 30 Km bis Douz, wo wir über Nacht zwischen den Palmen campieren.

Wir schauen uns etwas in dem Oasendorf Douz um. Lehmhäuser, Dattelpalmen, Buben reiten auf Kamelen umher, eigentlich ganz idyllisch. Diejenigen die hier wohnen finden das alles sicher nicht ganz so romantisch, denn die Lebensbedingungen hier sind hart.

Von Douz geht’s zurück nach Kebili, von dort nach Gabès, und dann auf der altbekannten Strecke Sfax - El Djem nach Sousse. Dort stellen wir uns wieder auf unseren Platz am Strand, wie vor einer Woche.  (Karte)

Von Sousse fahren wir wieder hinauf nach Hammam Lif. Es wird nun Zeit, die weitere Reise zu planen. Ich rechne die verschiedenen Varianten durch, Geld haben wir jedenfalls zum Glück noch genug.

     
            Kleine Pause auf dem Weg von Kebili nach Gabès

Inzwischen schreiben wir den 28. September 1976, und noch einmal gehen wir zum algerischen Konsulat. Wie erwartet, speist uns die Tussi wieder mit den üblichen Phrasen ab. Diesmal aber werden wir ungehalten und laut. Doch sie meint nur ungerührt, was wir uns denn aufregten, Deutsche bekämen doch sowieso keine Visa!!!

Da lässt die Kuh uns über drei Wochen lang in dem Glauben, wir bekämen vielleicht ein Visum, und dann das! Mittlerweile spazieren Schweizer und Österreicher herein, und gehen eine halbe Stunde später mit einem frischen Visum hinaus!

Jedenfalls bleibt uns jetzt nur ein Weg offen, nämlich der mit der Fähre rüber nach Europa. Wir holen uns die nötigen Informationen in einem Reisebüro, entscheiden uns dann, die Fähre nach Genua zu nehmen, und die fährt am 1. Oktober.


   WILU in der Warteschlange vor der Tirrenia-Fähre                                                 "Leopardi"

So stehen wir also vier Tage später an der Reling der Fähre "Leopardi", um die Abfahrt aus dem Hafen "La Goulette" zu beobachten.

Bei Sonnenschein und blauem Himmel fahren wir hinaus in den Golf von Tunis, gewinnen die offene See.

Die Stadt Tunis und das afrikanische Festland entschwinden allmählich im Dunst.   (Karte)

Es sind noch andere Abenteuerreisende an Bord, darunter auch Schweizer und Deutsche.

Um dieMittagszeit meldet sich der Hunger, und so gehen wir alle zusammen in die Cafeteria. Ich wähle Pizza, bereue das aber schon nach dem ersten Bissen. Das was sich da Pizza nennt, ist furztrocken und knochenhart! Ungeniessbar, und das auf einem italienischen Schiff!!

Nun sitzen wir gerade gegenüber der Selbstbedienungstheke, und immer wenn wir einen ahnungslosen Gast nach einem Stück Pizza greifen sehen, klopfe ich mit meiner harten Pizza gegen die Scheibe. Das ist Warnung und Abschreckung zugleich, und ich fürchte, die werden heute ihre restliche Pizza nicht los...

Am Abend legt die "Leopardi" in Cagliari auf Sardinien an, der Aufenthalt dauert nicht lange. Als sich dann aber herausstellt, dass im Laderaum zahlreiche Autos aufgebrochen worden sind, kommt es zu einem grossen Eklat!

Alle stürmen hinunter, um den Schaden zu begutachten. Es sind wohl bevorzugt Touristenautos geknackt und ausgeraubt worden, aber an unserem Bus hat sich wundersamerweise und zum Glück niemand vergriffen!

Die Empörung unter den Betroffenen ist gross. Man weigert sich, den Laderaum zu verlassen, obwohl das Schiff schon wieder auf hoher See ist. Man ruft nach der Polizei, auch Rufe nach dem Kapitän werden laut. Aber es lassen sich nur einige Matrosen und Angestellte blicken.

Als der Typ von der Cafeteria auftaucht, wird er mit Buhrufen empfangen. Zwischenruf: "Wer solche Pizza macht, der knackt auch Autos auf!"

      

Schliesslich merken wohl die "da oben" dass wir nicht so leicht zu beschwichtigen sind, und es zeigt sich endlich wenigstens einer der Offiziere. Man könne jetzt nichts tun, aber morgen käme in Genua die Polizei an Bord, und da könne dann Anzeige erstattet werden, und die Versicherungen könnten dann den Schaden regeln.

Nach insgesamt 30 Stunden Überfahrt kommen wir im Hafen von Genua an. Nur gut, dass wir jetzt nicht noch hier auf die Polizei warten müssen, wie so viele andere.

Nun haben wir noch zwei Wochen Zeit. Die nutzen wir, um über Riviera und Côte Azur nach Spanien zu fahren, und dort die Mittelmeerküste hinunter bis nach Malaga. Dort wären wir ja auch rausgekommen, hätten wir wie geplant über Algerien und Marokko weitereisen können. Jetzt kommen wir eben so herum!

Am Schluss bringt uns dann der WILU in drei Tagen von der Costa del Sol zurück nach Wiesbaden. Auf dieser 17.000 Km langen Reise hat er sich als zuverlässiges und praktisches Reisemobil bewährt.    (Route)