Syrien und Jordanien
9.7.1980  -  19.8.1980

Teil 3

 


 Wir sind in Aqaba angekommen


 Die Festung von Aqaba, weigehend zerstört

Für einen längeren Aufenthalt ist unser nächtlicher Standplatz nicht geeignet. Daher folgen wir der Strasse nach Süden, die zu der nur 17 Km entfernten saudischen Grenze führt.

     Nah und doch unerreichbar:  Die Berge des Sinai

Auf halbem Weg finden wir einen schönen ruhigen Standplatz, direkt an einem vollkommen unberührten Strand. Schräg gegenüber liegt der israelische Hafen und Badeort Eilat.

Und gegenüber, auf der anderen Seite des Golfes von Aqaba, sehen wir die gewaltigen kahlen und schroffen Bergketten des Sinai, der zu Ägypten gehört.           (Karte)

Ein interessantes und reizvolles Panorama, welches die Phantasie anregt. Es ist so nah, und doch kommt man nicht hin.

  Aqaba und der Strand des Roten Meeres
 

Wir stehen nicht alleine hier. Zwei nette jordanische Jünglinge namens Yahya und Amer, beide etwa 16 Jahre alt, leisten uns zeitweise Gesellschaft.

Ein junger Deutscher taucht in Begleitung seines Vaters und dessen Freundin auch hier auf. Sie fahren einen jordanischen Leihwagen. Es steht auch noch ein weiterer deutscher VW-Bus hier, mit einem jungen Paar.

    
             Yahya und Amer halten sich gerne bei uns auf

 
Am Strand südlich von Aqaba lässt es sich gut aushalten

Abgesehen von der interessanten geographischen Lage liegt die Hauptattraktion Aqabas unter Wasser. Eine einfache Taucherbrille mit Schnorchel genügt, um die bunten Fische zwischen herrlichen  Korallen beobachten zu können. Stets sind wir jedoch auch auf der Hut, dass uns nicht ein giftiger Skorpionfisch in die Quere kommt.

  Korallen bei Aqaba

 
Eine einfache Taucherbrille mit Schnorchel genügt, um die Korallen bewundern zu können

Yahya und Amer bringen zwei Fische an, die sie mit Reusen gefangen haben.

Einer ist ein buntschillernder Papageifisch, doch das bewahrt ihn auch nicht vor seinem Schicksal, mit seinem Kollegen in der Bratpfanne zu landen.
 

    
                Auch der Papageifisch wandert in die Pfanne


        "Ölilein" hat es auch bis nach Aqaba geschafft

Dann tauchen die Wiener aus Aleppo auch hier auf, kommen mit ihrem "Ölilein" dahergebraust. Wir hatten uns schon oft gefragt, was wohl aus ihnen geworden sein mag.

Sie haben ihren Bus inAleppo reparieren können. So freuen wir uns alle über das unverhoffte Wiedersehen.

Amüsant finden wir, was einer von ihnen auf einer Postkarte nach Hause schreibt:

"Wir sind jetzt am Strand des Roten Meeres. Hier gibt es den Steinfisch. Wenn man auf den drauftritt, dann ist man tot. Sonst ist hier nicht viel los."

 

Noch einmal baden und schnorcheln wir zwischen tropischen Fischen und Korallen, füllen zum Andenken etwas von dem rötlichen Sand in eine leere Kaffeedose, und fahren sodann im Geleit mit den Wienern auf der Strasse nach Ma’an ein Stück zurück nach Norden.

Vor El Quweira biegen wir nach Osten ab, ins Wadi Ram.  (Karte)

    
        Grobkörnig und rosa gefärbt ist der Sand am Roten                Meer (was ihm aber nicht seinen Namen gab)

Das soll ein weiter Höhepunkt dieser Reise werden. Der Film "Lawrence von Arabien“ war teilweise an Originalschauplätzen gedreht worden, unter anderem auch hier im Wadi Ram.

Dieses Wüstental war im Film so beeindruckend in Szene gesetzt worden, dass wir diese Landschaft unbedingt mit eigenen Augen sehen wollen.

Wir stellen uns neben das Wüstenfort des "Desert Camel Corps", und nach einer Einladung zum Tee bei den malerisch gekleideten Wüstensoldaten ziehen wir uns zu unseren Autos zurück, und verbringen einen schönen Abend unter dem Sternenhimmel der Wüste.
 

    
                    Am Wüstenfort des "Desert Camel Corps"


              Im Jeep jagen wir durch die Sandebenen 
                                              des Wadi Ram


Unsere Versuche, mit unseren Fahrzeugen auf Erkundung im Gelände zu gehen, geben wir bald auf. Wir würden heillos einsanden, und "Ölilein" ist im Sand völlig unbrauchbar.

So heuern wir nach dem Frühstück zu acht Personen einen Jeep an, und es beginnt eine lustige Fahrt.

  Wadi Ram


 

Das Wadi Ram präsentiert sich als ein weites sandiges Tal, aus dem markante und zum Teil bizarre Felsen und Bergrücken herausragen. Der Sand, und bisweilen auch der Fels, sind rötlich gefärbt.

Wir jagen in dem Jeep durch die sandige Ebene, dass es eine Lust ist.                          (Karte)

    
                Wadi Ram gehört zu den großartigsten und         faszinierendsten Wüstenlandschaften Jordaniens

Nach kurzer Rast an einer Quelle hinter einer Felsspalte, wo auch Lawrence schon gelagert haben soll, geht's wieder zurück zum Fort und zu unseren Autos.


      Geduldig wartet ein Kamel in der prallen Sonne

Bei der Weiterfahrt kommen wir an einem der typischen Beduinen-Zelte vorbei, draussen steht ein Kamel. Als wir anhalten, um einige Aufnahmen zu machen, werden wir sogleich von den freundlichen Leuten ins Zelt eingeladen.

Auf dem Boden sitzend, lauschen wir daraufhin dem Gastgeber, der zu einem einfachen Saiteninstrument gegriffen hat, und nun darauf fiedelt.
 

Dazu singt er auch, und beides, Melodie und Gesang sind eintönig, und strahlen doch eine unendliche Ruhe aus.

Während der Bedu singt, neigt er sich lächelnd seinem kleinen Sohn zu.

Wie wenig braucht der Mensch, um glücklich zu sein.


   Die freundlichen Beduinen laden uns in ihr Zelt ein


     Die Festung  Shaubak stammt von  den Kreuzrittern

Im Geleit mit den Wienern fahren wir, an Wadi Musa und Petra vorbei, auf dem "King's Highway" zu der Kreuzritterfestung Shaubak, die noch heute trutzig auf einem Bergrücken thront.

Dann folgen noch 290 Km durch die Moabiter Berge, bis wir am Abend Amman erreichen.

Die Fahrt hinunter in die Senke des Toten Meeres hat etwas Besonderes an sich. Schilder weisen darauf hin, wieviel Meter man sich nun unter dem Wasserspiegel der Weltmeere befindet.

Vor allem verändert sich das Klima drastisch. Vom trocken-heissen Wüstenklima kommend, wird es mit jedem Kilometer feuchter und schwüler. Im Nu fühlt man sich klebrig und verschwitzt.     (Karte)

    
                   Wir fahren in die Senke des Toten Meeres

Und dann sind wir rund 400 m unter dem Meeresspiegel, am tiefsten Punkt der Erdoberfläche. Weder der Strand noch das Wasser machen einen sonderlich einladenden Eindruck, aber natürlich müssen wir hier ein Bad nehmen. Durch den extrem hohen Salzgehalt des Wassers ist es tatsächlich unmöglich unterzugehen, der Auftrieb ist enorm. In der Tat kann man sich getrost ohne die kleinste Kraftanstrengung aufs Wasser legen, man treibt wie ein Korken oben auf. Natürlich machen wir die obligatorischen Aufnahmen, wie wir buchlesend auf dem Wasser treiben.


 Der Strand ist an dieser Stelle nicht sehr einladend
 


 Ein Buch lesend, treibe ich in den Wellen.
Der hoheSalzgehalt macht es möglich

Nach einer Nacht im Gelände nordöstlich von Amman begeben wir uns auf eine Rundfahrt zu den sogenannten Wüstenschlössern, das sind Burgen und Festungen, die in der Mehrzahl von den Omayaden-Herrscher im 7. und 8. Jahrhundert erbaut wurden.

  In der Syrische Wüste

 
Wir fahren hinaus in die jordanische Wüste, zur Festung Azraq und zu den Jagdschlössern der Omayaden

Die Wüstenburg Kasr el-Azraq liegt in einer kleinen Palmenoase. Sie diente auch "Lawrence von Arabien" zusammen mit Prinz Feisal einst einen Winter lang als Quartier, bevor sie zur Eroberung von Damaskus aufbrachen.  (Karte)


 Die Festung Kasr el-Azraq wurde aus Basalt gebaut


  "Mr. Lawrence' Room", über dem Torbogen

Die Befestigung ist ganz aus schwarzem Basaltgestein gebaut, und ein Wärter zeigt uns stolz: "This was Mr. Lawrence’ room". Hier mag er also vor 62 Jahren aus dem Fenster geschaut und sich gefragt haben, wieso das Schicksal ausgerechnet ihn, einen britischen Offizier, dazu auserkoren hatte, den arabischen Freiheitskampf gegen die Türken anzuführen.

Nach einer kurzen Mittagspause fahren wir nun auf unbefestigter Piste durch eine weite, eintönige Ebene, die von schwarzen Steinchen übersät ist.

Doch darunter lauert Sand, und so bleibt "Ölilein" einmal kräftig stecken. Wir wenden, und eilen ihnen zu Hilfe.

Mit etwas Freischaufeln und unseren Sandblechen ist das keine grosse Sache. Wir sind ja auch genug Leute zum Schieben, und zwei zufällig vorbeikommende Einheimische helfen auch noch mit.
 

    
              Bei soviel Hilfe ist "Ölilein" schnell wieder flott


                  Kasr Amra des Kalifen Walid I. (8. Jh.)

Bald kommt Kasr Amra in Sicht. Auffallend an diesem Lustschlösschen des Kalifen Walid I. sind die Kuppeln und Runddächer.

Im Inneren sind auch noch schöne Fresken und Mosaikböden erhalten.                       (Karte)

Die mit pyramidenförmigen Markierungen gekennzeichnete Piste lässt sich gut befahren. So taucht auch bald am Horizont der quadratische Klotz der Wüstenfestung Kasr el Kharana auf, auf die wir nun direkt zusteuern. Seiner Zweckbestimmung nach wirkt der Bau mit seinen hohen Mauern, Schießscharten und Ecktürmen abweisend und bedrohend.


 Die Festung Kasr el-Kharana taucht auf
 
 


  Sie enthielt Stallungen im Erdgeschoss, und
  im 1. Stock waren Wohnräume für den Kalifen
 

 
 
Das ist Fahrvergnügen pur!

Inzwischen ist es später Nachmittag geworden, und gemeinsam mit "Ölilein" fahren wir recht flott durch die weiten Ebenen nach Westen, wobei wir lange Staubfahnen hinter uns herziehen. Da werden bei uns Erinnerungen wach an unsere Saharatour von 1977.

Kurz vor Amman schlagen wir unser Nachtlager auf, und verbringen so noch einmal eine romantische Nacht in der Wüste

Wir verabschieden uns von unseren munteren Wiener Begleitern, fahren von Amman aus bis Damaskus, und verbringen hier nochmals eine Nacht auf dem Campingplatz.

Auf dem Weg zum "Krack des Chevaliers" führt die Strasse kurioserweise etwa zwei Kilometer über libanesisches Staatsgebiet, ohne sichtbare Grenz- oder Zollkontrolle. Wir kommen an einer Unzahl von Läden vorbei, vor denen sich Kühlschränke, Fernseher u.a.m. türmen. Hier soll man günstig einkaufen können. Das tun wir nicht, aber immerhin können wir nun behaupten, faktisch auch im Libanon gewesen zu sein.

 
Eine Ritterburg wie aus dem Bilderbuch, der berühmte "Krack des Chevaliers", bzw. "Qalaat el-Hosn"

Die Kreuzritterburg "Krack des Chevaliers" stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, und zählt zu den am besten erhaltenen ihrer Zeit. Eindrucksvoll thront sie auf dem Bergrücken, mit ihren mächtigen Mauern und Türmen. Wir besichtigen sie eingehend, und sind wieder einmal die einzigen Besucher. (Karte)

Am nächsten Tag überqueren wir die türkische Grenze bei Yayladagi, und folgen dann der staubigen Schotterpiste, die sich durch karges, steppenartiges Land schlängelt, als uns ein mit einem Paar besetzter einheimischer Pkw ungeduldig und eilig überholt. Er rast davon, eine lange Staubfahne hinter sich herziehend.

Und dann sehen wir aus der Ferne, wie der Wagen aus einer Kurve fliegt, sich überschlägt, und auf dem Dach landet. Als wir an der Unglücksstelle vorbeikommen, sind bereits einige Bauern dabei, den beiden Insassen auf die Beine zu helfen.

Unsere weitere Route führt über Antakya, Iskenderun, Adana und Mersin bis kurz vor Silifke.

Wir stellen uns an den schönen Badestrand von Kizkale, und unterbrechen hier unsere Rückreise für einen Tag. Nach so viel Wüste und Staub haben wir uns das verdient.
                         
(Karte)
 

    
            Wohlverdienter Ruhetag am Strand von Kizkale


        Unberührte türkische Südküste, wie lange noch?
 

Auf der weiteren Fahrt entlang der türkischen Südküste öffnen sich Ausblicke auf herrliche und traumhaft schöne Buchten. Auch gibt es hier riesige Bananenplantagen, die mit ihrem kräftigen Grün die sanften Hügel bis hinunter zum Meer bedecken.

Wir nehmen die Bananen in Augenschein, aber sie sind noch grün und unreif. So gelangen wir über Alanya nach Antalya.
 


Bananenplantagen ziehen sich hinunter bis zum Meer
 


Leider noch zu grün und unreif
 

Zwei Tage später liegen Burdur, Izmir, und die Überquerung der Dardanellen hinter uns, und wir nehmen die Autofähre hinüber zur griechischen Insel Thassos.

An einem Badestrand, mit den passenden Tavernen im Hintergrund, verleben wir drei angenehme Ruhetage, bevor wir dann die ebenfalls drei Tage lange Heimfahrt nach Wiesbaden antreten.       (Karte)

    
            Mit der Autofähre geht's von Komotini aus zur
                                                    Insel Thassos

P.S.: Wie wir später erfuhren, hat auch "Ölilein" die Rückreise nach Wien geschafft, mit vielen Tricks und Reparaturen.