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Jugoslawien - Griechenland - Türkei - Persien16.7. - 13.10.1974
So sind wir recht früh auf den Beinen. Als Erstes fahren wir nach Erzurum hinein, und suchen eine geeignete Werkstatt. Ein hilfsbereiter Mann zeigt uns den Weg zu einer kleinen Werkstatt, versichert uns aber auf dem Weg dorthin, dass die Griechen "arse people" seien, und dass ihnen die Türken bald den Hals abschneiden werden... Die Reparatur soll zwei Stunden dauern. Wir lassen das Auto in der Werkstatt, und gehen 100 m weiter in eine Zuckerbäckerei zum Frühstücken. Es gibt Tee mit Reispudding. Der Mann aus der Werkstatt kommt vorbei, und zeigt mir die neuen Beläge.
Die Bremsen sind fertig, und der gute Mann veranstaltet noch eine grosse Probefahrt mit uns, es wird fast eine Stadtrundfahrt. Die Reparatur kostet 53 DM, nicht gerade billig. Dann drücken wir auf die Tube, heute soll es ja nach Persien gehen! Anfangs ist die Strasse noch recht gut, doch die letzten 50 Km zur iranischen Grenze ("Iranhududu") sind in saumässigem Zustand. Der Belag ist voller gefährlicher Schlaglöcher, der Himmel ist mit grauen Wolken verhangen, etwas Trostloses liegt über der Landschaft. Ich habe das Gefühl, an das Ende der Welt zu fahren. (Karte)
Wir parken das Auto und gehen in das Bürogebäude. Dort beginnt ein langes Warten, und auch das Rätselraten "Wo sind unsere Pässe?". Wir finden schliesslich heraus, dass sie sich in einem anderen Gebäude befinden. Irgendwie geht es dann voran, wenn auch nicht sehr schnell. Mittlerweile lernen wir einen älteren Schweizer Junggesellen kennen, der alleine in seinem VW durch die Lande reist. Wir verabschieden uns bis Täbris, wo wir uns wohl auf dem Camp wiedertreffen werden. Die Zollabfertigung kommt noch, doch die ist sehr human. Wir sind nun doch in Persien!! (Karte)
Gegen 20.00 Uhr erreichen wir die erste grössere persische Stadt Täbris. Es beginnt eine nervtötende Suche nach dem Campingplatz, und als wir ihn endlich gefunden haben, ist die Enttäuschung gross. Man kann hier Zelte mieten, aber um sein eigenes Zelt aufzustellen, ist kein geeigneter Platz vorhanden, es sei denn weit weg vom Auto. Aber das wollen wir nicht. (Karte) Wir wärmen eine Dose Ravioli, und pennen dann wieder schlecht und recht im Auto. Den Schweizer treffen wir hier nicht mehr.
In der Nähe des Campingplatzes, ausserhalb der Stadt, befindet sich ein kleiner Park mit einem künstlichen See, der Shah Goli. Die Perser lieben Parks und Picknicks, und für wohlhabende Bürger gibt es in der Mitte des Sees auch ein Teehaus. Dann drehen wir eine Runde durch Täbris, machen unseren ersten vorsichtigen Erfahrungen mit der persischen Mentalität und Lebensart: Tendenz freundlich und gelassen.
Nach fast zwei Stunden in dem Benzingestank finden wir den Platz endlich, und wir sind froh als unser Zelt aufgebaut ist. Ich brutzele Rindfleisch aus der Dose, dazu gibt es Bohnen und Püree. Schmeckt ausgezeichnet, und dann gehen wir bald schlafen. Auf dem Campingplatz herrscht Tag und Nacht ein Höllenlärm. Er liegt direkt neben einer Hauptausfallstrasse, dazu an einer Bahnlinie, und auch noch in der Einflugschneise des Flughafens. So hat Connie heute nacht im Zelt einen Kopfstand gemacht und geglaubt, ihr letztes Stündlein sie gekommen. Ein ohrenbetäubender Lärm hatte sie aus dem Schlaf hochgeschreckt, zurück blieb eine Beule! Wir ziehen mit unserem Zelt um in eine schattige Ecke. Ansonsten ist heute Ruhetag angesagt, und es wird absolut gefaulenzt. Abends spielen wir Halma.
Die Landschaft am Kaspischen Meer ähnelt der Schwarzmeerküste. Alles ist hier grün, es gibt viel Landwirtschaft und Ackerbau. Der Himmel ist leider bedeckt, und es ist relativ kühl. Interessant ist der starke Kontrast zwischen dem feuchten Meeresklima hier, und dem trockenen Wüstenklima südlich des Gebirgszuges des Elburs. Über Nowshar erreichen wir Chalus, und biegen hier ab in Richtung Inland, wieder in die Berge. Hier ist die Klimagrenze deutlich sichtbar, viele der Berghänge wurden neu aufgeforstet. Wir kommen durch eine düstere Schlucht, leider regnet es etwas, es ist neblig, und es wird allmählich dunkel. (Karte)
Ich werfe fluchend einen Blick unter die Motorhaube, und es stellt sich heraus, dass das Kabel der Transistorzündung dem heissen Auspuffkrümmer zu nahe gekommen und verschmort ist. Der Defekt ist schnell behoben. Wir kommen bei Karadj raus, nehmen wieder die Autobahn nach Teheran. Diesmal nehmen wir die Ausfahrt zum Flughafen, und siehe da, ab hier ist der Campingplatz sogar ausgeschildert. (Karte)
Wüstenhafte Steppe bestimmt das Landschaftsbild, und das Thermometer klettert auf über 40 Grad. Für uns ist das wieder eine Umstellung nach den kühlen Tagen in Anatolien und am Kaspischen Meer. Linker Hand erstreckt sich ein riesiger Salzsee. Wir befinden uns am Westrand des Dasht-e-Kavir, der Grossen Salzwüste. (Karte) In Ghom steht das prächtige Grabmahl der Fatima, ein bedeutendes schiitisches Heilgtum. Wir bewundern es gebührend von aussen, werfen nur einen kurzen Blick durch das Tor in den prachtvollen Innenhof des Heiligtums. Der Zugang ist für Nichtmoslems streng untersagt.
Es geht nun noch fast 300 Km weiter durch eine weite und karge Steppenlandschaft, weit im Westen sehen wir die Ketten des Zagros-Gebirges. Am Abend erreichen wir Isfahan, und es beginnt eine langwierige und nervige Suche nach dem Campingplatz. Alles Fragen und Herumkurven nützt nichts, er ist einfach nicht zu finden! (Karte) Da liest Connie per Zufall an einer Hauswand: "Youth Hostel - Camping". Das ist zwar nicht der Platz, den wir suchen, aber egal! Es ist ziemlich eng und voll hier, doch wir finden noch ein Eckchen, und sind froh, für die Nacht untergekommen zu sein. Gleich am Morgen brechen wir auf zu einer Stadbesichtigung. "Esfahan nesf-e dschahan", "Isfahan ist die Hälfte der Welt", so behaupten die Perser. Nun werden wir sehen, ob da was dran ist! (Karte) |
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