Jugoslawien - Griechenland - Türkei - Persien

16.7. - 13.10.1974


Teil 6

Wir parken in der Chiaban Chaharbagh, und besichtigen als Erstes die "Medresse-e-Madar-e-Shah", die Koranschule der Mutter des Schah.

Gemeint ist hier der Shah Sultan Hussein, der letzte Herrscher aus der Dynastie der Safawiden.

Schon beeindruckt, gehen wir zum Königsplatz "Meidan-e-Shah", eine riesige Esplanade, die von Arkadenbauten umstanden ist.

   
                 Innenhof der Kornschule der Shahmutter


               Blick auf den Meidan-e-Shah, von der
                            Terrasse des Ali Qapu aus

Darin eingegliedert sind vier herausragende Bauwerke, die auf den Safawidenkönig Schah Abbas zurückgehen, der im 17. Jahrhundert seine Residenz Isfahan durch zahlreiche Prachtbauten verschönern liess.

An den Längsseiten des Platzes stehen der Palastbau des "Ali Qapu", und gegenüber die Lutfullah-Moschee, die in ihrerer Funktion als Privatmoschee des Schah Abbas I. kein Minarett benötigte.

 
Am Meidan-e Shah gegenüber stehen sich das Ali Qapu (Hohe Pforte) und die Lutfullah-Moschee

An der nördlichen Stirnseite befindet sich das Eingangstor zum überdachten Bazar, und gegenüber, auf der südlichen Seite, erhebt sich das prachtvolle Portal der Königsmoschee "Masdjed-e Shah".


 

  "Isfahan"
 


 Eingang zum überdachten Bazar
 


 Portal der Königsmoschee
 

Ausserhalb der Gebetsstunden ist die Königsmoschee auch "Ungläubigen" zugänglich.

Nach einer erfrischenden Coca Cola am Eingang durchschreiten wir das Portal, und gelangen in den weiten Innenhof, der abgewinkelt angelegt wurde, damit die Gebetsnische "Mihrab" vorschriftsmässig nach Mekka weist.

   
     Vor dem Besuch der Moschee zischen wir eine Cola

Beeindruckend sind die Mosaiken und Fliesen, überwiegend in Türkis- und Blautönen, welche die Wände bedecken, dazu wunderbare Kalligraphien und Ornamente, die keinen Zweifel daran lassen, dass hier ein Meisterwerk geschaffen wurde.

 
Innenhof der Königsmoschee,  prächtige Kacheln und Mosaiken bedecken die Wände

Nach einer Umrundung des Meidan-e-Shah, der immerhin 560 m lang und 160 m breit ist, gehen wir zu dem Palast "Chehel Sotun", welcher inmitten einer grossen Parkanlage liegt, und von Shah Abbas II erbaut wurde.

Danach haben wir keine Lust mehr zu laufen, und nehmen uns ein Taxi bis zu unserem Auto.

  "Isfahan"

  
    Der Chehel-Sotun-Palast des Shah Abbas II

Nach einer Mittagspause am Zelt fahren wir später noch einmal in die Stadtmitte, um dem Bazar einen Besuch abzustatten. Darauf haben wir uns schon lange gefreut, und es ist auch wirklich ein sehr malerischer Bazar, mit nach "Zünften" aufgeteilten Läden und Werkstätten, in denen noch gute, traditionelle Handwerksarbeit geleistet wird.

Und die Preise liegen auch beträchtlich unter denen, die wir aus Istanbul gewöhnt sind. Trotzdem feilschen wir natürlich nach Landessitte um den Preis, und erstehen unter anderem einen schönen alten Messing-Samowar mit einem ziselierten Messingtablett für nur 16 DM, eine fein gearbeitete, schwere Messingplatte von 60 cm Durchmesser für 40 DM, einen Kupferkessel für 12 DM, da kann man nicht meckern!

Abends am Zelt schreiben wir Postkarten nach Hause. Wir lernen ein nettes Paar aus Südtirol kennen, Heinz und Anneliese.  Sie sind mit einer grösseren Gruppe in einem VW-Bus unterwegs, und sind mit ihren Reisegefährten überhaupt nicht zufrieden. Wir sitzen zusammen an unserem Zelt, und unterhalten uns bis halb 2.

Gegen halb 1 gibt es ein kleines Intermezzo: Jemand klingelt am Tor. Der Torwächter macht aber nicht etwa auf, sonder verriegelt das Tor noch fester. Es klingelt wieder. Daraufhin gehen wir zum Tor, und es stellt sich heraus, dass draussen zwei Engländerinnen stehen, die hier im "Youth Hostel" ein Zimmer gemietet haben. Der Wächter holt den "Manager", zwischenzeitlich kommt aber ein anderer Wächter hinzu, öffnet das Tor, und lässt die beiden Frauen rein.

In diesem Moment kommt der "Manager", in ein weisses Tuch gehüllt, und fängt an zu toben. Ab halb 11 sei das Tor geschlossen, sie dürften jetzt nicht mehr rein! Der Kerl will die Beiden wieder auf die Strasse schieben. Das sei ein muslimisches Land, und sie seien zwei Mädchen, die noch um diese Zeit in der Stadt gewesen seien, er sei "ihr Vater" und könne das nicht tolerieren!

Dieses und mehr lässt er vom Stapel, und erst nach einem heftigen Wortwechsel gibt er endlich nach. Ohne unsere Hilfe hätten die beiden Engländerinnen auf der Strasse bleiben müssen. So ein ...!

 
Zwei imposante Brückenbauwerke am Zayandeh-Fluss, die "Sioseh-Pol" und die "Pol-e-Khaju"

Am nächsten Nachmittag fahren wir zu dem Fluss "Zayandeh", der durch Isfahan fliesst, und über den mehrere Brücken führen. Die "Sioseh-Pol" ist fast 300 m lang, und überspannt den Fluss mit 33 Bögen, die Pol-e-Khaju ist hingegen nur knapp halb so lang, und dient heute wie einst mit ihren Schleusentoren der Flussregulierung. Beide Brückenbauwerke entstanden unter den Safawiden-Herrschern zu Anfang des 17. Jahrhunderts.


         Die Vank-Kathedrale im armenischen Djulfa

Anschliessend machen wir Halt im Stadtteil Djulfa, wo armenische Christen leben, seitdem sie von den Safawiden hier angesiedelt wurden.

Neben Biergärten, die durchaus nicht nur von Christen besucht werden, gibt es eine Kathedrale, die architektonisch dem Stil der Moscheebauten engepasst ist.

Ein paar Kilometer ausserhalb Isfahans liegt das kleine Mausoleum "Menar-e Djonban", was "Schwingende Minarette" bedeutet.
 

Es besitzt zwei kleine Minarett-Türme, und bedingt durch eine bauliche Besonderheit wackeln beide, wenn man an einem der Türme ruckelt.

Heute herrscht hier starker Feiertagsandrang, es ist Freitag, und Alt und Jung drängen sich auf der Dachterrasse, um auch einmal in einem der Türme hochlettern zu können, und die Minarette ins "Schwingen" zu versetzen.

   
      Ausflügler in einem der "Schwingenden Minarette"

Abends leisten wir uns dann wieder einmal ein "Chelo Kebab" mit Butterreis (wir nennen das immer etwas despektierlich "Hundewürstchen"), und spielen dann am Zelt ein paar Runden Halma.


 Es geht weiter nach Süden, in Richtung Shiraz


 Ein Taubenturm aus der Zeit der Safawiden

Wir zahlen 15 DM für die 3 Nächte auf dem Campingplatz, verlassen dann die wirklich schöne Stadt Isfahan nach Süden, dem Persischen Golf entgegen.(Karte)

Nach wenigen Kilometern stossen wir auf riesige Taubentürme, die aus der Safawidenzeit stammen. Sie dienten einst der Gewinnung von Taubenmist zu Düngezwecken.

Auf dem Weg nach Shiraz durchqueren wir ein karges Steppenland, doch hin und wieder sehen wir auch bewässerte Felder, wobei kräftige Pumpen das Grundwasser in die Höhe fördern.

Bei einem Halt fotografieren wir ein ausgedehntes Melonenfeld, darob kommt der Bauer herbei und beschenkt uns mit einer Melone.

   
            Auf bewässertem Land gedeihen auch Melonen


      Ein kleines Jubiläum:  Der 11.000. Reisekilometer

In der Nähe der kleinen Ortschaft Shahreza feiern wir ein kleines Jubiläum, nämlich den 11.000ten Reisekilometer.

Den 10.000ten Kilometer vor ein paar Tagen hatten wir einfach nicht bemerkt.

Drohend und abweisend liegt auf einem Felsrücken die alte Stadt Yazd-e-Khast.

Ihre Bewohner gelten als fremdenfeindlich, so legen wir keinen Wert auf näheren Kontakt, und fahren gemächlich daran vorbei.

Am Abend erreichen wir die Ruinen von Pasargadae, welche wir im letzten Sonnenlicht des Tages besichtigen.
                       
(Karte)

  
               An dem fremdenfeindlichen Yazd-e-Khast
                                             fahren wir vorbei


                   Das Grabmal Kyros II. in Pasargadae

Unter Kyros II. war Pasargadae Hauptstadt des persischen Reiches, das war im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Erhalten blieben Grundmauern, Säulenstümpfe, und Reste von Altären und des Feuertempels.

Herausragendes Bauwerk ist das Grabmal des Kyros in Form eines kleinen Steinhauses auf einem sechsstufigen Sockel.

Zum Übernachten fahren wir noch 50 Km weiter, in die Nähe von Persepolis. Am Strassenrand, gegenüber der Gendarmerie, bauen wir unser kleines Zelt auf. Wir verspeisen die geschenkte Melone, und um halb 10 empfangen wir Nachrichten vom Bayerischen Rundfunk aus München, das selbst hier in Persien auf Mittelwelle noch gut zu empfangen ist!  (Karte)

 
Wir schlafen gegenüber einer Polizeistation, der brave Hund "Leo" hält Wache

Hier haben wir gut und ungestört geschlafen, und ein netter Hund, den wir "Leo" taufen, hat uns bewacht.

Nun erwartet uns einer der Höhepunkte unserer Persienfahrt.

Über einen breiten Stiegenaufgang, über den auch Reiter mühelos mit ihren Pferden zur Stadt aufsteigen konnten, betreten wir die Terrasse von Persepolis, welches die Perser Tacht-e Djamshid nennen.  (Karte)

   
   Blick über die Anlage von Persepolis

  Persepolis

Darius I. gab Parsagadae als Hauptstadt auf, und gründte 520 v.Chr. die neue Residenz, welche von den folgenden Herrschern um jeweils neue Palastbauten erweitert wurde, bis die Anlage im Jahr 330 v.Chr. von den Truppen Alexander des Grossen in Brand gesteckt und zerstört wurde.


 Säulenkapitell mit Stierkopf


 Sollte man nicht nachmachen:  Stanley hat
 sich verewigt

Einige der Säulen, deren Kapitelle doppelköpfige Stiere und Löwen, manchmal auch drachenartige Tierleiber zeigen, wurden wieder aufgerichtet. Reisende vergangener Tage haben an antiken Steinblöcken ihre Namen eingeritzt, darunter auch 1870 der bekannte Journalist und Abenteurer Henry Morton Stanley.

Vorbei an Xerxes' "Tor der Nationen" kommen wir zu den Resten des grossen Audienzsaales, der Apadana. An der östlichen Seite ihres grossen Treppenaufganges besitzt sie meisterhafte Reliefdarstellungen.

 
Am "Tor der Nationen" vorbei kommen wir zur "Apadana"

Man sieht in langen Reihen die Vertreter verschiedener Völker wie Meder, Bewohner von Babylonien, Arabien und Ägypten, ferner Skythen und Inder, kenntlich an ihrer Tracht sowie typischen Gesten und Waffen, mit denen sie dem König die Gaben ihrer Länder bringen. Von den Hallen der Apadana selbst ist bis auf einige wiedererrichteter Säulen nichts mehr erhalten.

 
Meisterhafte Reliefdarstellungen am Treppenaufgang der Apadana


 
Vertreter verschiedener Völker bringen ihre Gaben
 


 Leider wurde der Palast völlig zerstört
 

Beeindruckend ist auch der Eingang zur "Halle der Einhundert Säulen", mit gut erhaltenen Reliefdarstellungen, die König Xexes auf seinem Thron, darunter seine Garde, und die Prozession der unterworfenen Völker zeigen.

Der Palast des Darius hat die 2.300 Jahre besser als die anderen Paläste überstanden, denn hier sind noch Teile der Türen, Fenster und Wände erhalten.

   
                            König Xerxes auf seinem Thron


        Der Palast des Darius ist etwas besser erhalten

Ein Relief an einem der Portale kündet vom heldenhaften Mut des Herrschers, der im Kampf mit einem wilden Ungeheuer gezeigt wird, und man sieht ihn auch mit seinem Gefolge, geschützt durch einen Sonnenschirm.

Ein weiteres Relief zeigt die allmächtige Gottheit "Ahura Mazda", mit der geflügelten Sonnenscheibe.

 
Darius im Kampf mit einem Ungeheuer, und eine Darstellung mit Sonnenschirm


 
"Ahura Mazda" mit der geflügelten Sonnenscheibe
 


Persepolis von einem benachbarten Hügel aus
 

Am Rande von Persepolis gibt es noch eine Attraktion besonderer Art, nämlich die Zeltstadt, in der Reza Schah 1971 seine Staatsgäste anlässlich der 2.500-Jahrfeier der persischen Monarchie beherbergte.

Wir schauen uns das nur aus der Ferne an, denn inzwischen ist es sehr heiss geworden, und jeder Schritt will überlegt sein.  (Karte)


Die Zeltstadt der 2.500-Jahrfeier