Jugoslawien - Griechenland - Türkei - Persien

16.7. - 13.10.1974


Teil 7

Mit dem Auto legen wir dann sechs Kilometer zurück nach Naqsh-e-Rustam, der über 2.000 Jahre alten Nekropole der achämenidischen Herrscher.
                        
(Karte)

Schon während wir darauf zufahren, erkennen wir die vier Grabmäler, die kreuzförmig in den Steilfelsen gehauen wurden.

  
    Felsengräber in Naqsh-e-Rustam

Darius I., Darius II., Xerxes und Artaxerxes I. sind hier bestattet worden, die Kammern der Graber sind jedoch leer, und schon vor Jahrhunderten aufgebrochen und geplündert worden.

 
In den Gräbern waren die achämenidischen Herrscher beigesetzt (5. Jh. v.Chr.)

Bei der Weiterfahrt gibt es Ärger an einer Tankstelle beim Bezahlen. Die wollen uns für dumm verkaufen, und geben 50 Rial zu wenig raus. Wir hätten angeblich 46 Liter getankt statt 35. Das kann ja nun wirklich nicht sein, denn der Tank fasst ja nur maximal 41 Liter, wenn er wirklich ganz leer und furztrocken ist. Wir bleiben stur, und bekommen das Geld dann doch noch zurück.

Wir verlassen die Hauptstrasse, und wollen zum Darius-Kabir-Damm einen Abstecher machen, welcher die Marv-Dasht-Ebene bewässert. Doch leider werden wir gestoppt, da man hierfür eine besondere Genehmigung braucht.

Wir machen Fotos von den Bewässerungsfeldern, setzen uns dann an einen der Bewässerungskanäle und lassen die Füsse ins Wasser baumeln. Sehr schön erfrischend bei der Hitze.

   
   An einem Kanal in der Marv-Dasht-Ebene

 
Auf Versuchsfeldern betreibt man Studien zur Versalzung, auch Baumwolle wird angebaut


                                              No risk, no fun!

Mit gut gekühlten Füssen fahren wir dann noch die restlichen Kilometer bis nach Shiraz. Oh Wunder! Wir finden den Campingplatz auf Anhieb! Die Südtiroler Heinz und Anneliese stehen hier, im Gespräch mit einem älteren Perser.

Und es gibt hier ein herrliches Schwimmbad, in dem Connie und ich erst mal ausgiebig plantschen. Welch eine Wohltat!   (Karte)

Der ältere Perser besteht darauf, uns alle zum Essen einzuladen, und so fahren wir zusammen, mit Anneliese und Heinz und unserem Gastgeber, zu einem Restaurant in der Innenstadt. Hier schlemmen wir so richtig: Käse, Weissbrot, kalte Platten, Lammspiess, Rindersteaks, Salat und Melone. Dazu fünf Flaschen Rotwein. Ich bin kurz vorm Platzen. Unser grosszügiger Gastgeber isst ulkigerweise nicht mit. Er hält sich an den Rotwein, qualmt eine Winston nach der anderen, und plaudert mit uns auf englisch.

Unter anderem klärt er uns darüber auf, das er ein Glückskind Allahs sei. Er habe sich schon mehrfach mit seinem Auto überschlagen, und nie sei ihm ernsthaft was passiert. Er könne fahren wir er wolle, Allah beschütze ihn... Da wird mir klar, weshalb die Perser so einen schlimmen Fahrstil draufhaben!

Unser Freund hat ein Samsonite-Köfferchen dabei, und als er es öffnet, um ein neues Päckchen Zigaretten herauszuholen, sehen wir, dass es voll ist von Banknoten und Winston-Zigaretten. Das Gelage kostet ihn dann auch eine schöne Stange Geld (schätzungsweise so 5.000 - 6.000 Rial = 200 - 240 DM), aber es trifft offensichtlich keinen Armen. Es war ein netter, aber auch anstrengender Abend.

Wir übernachten bei Anneliese und Heinz in dem geräumigen Mietzelt, doch vorher unterhalten wir uns noch lange über dieses und jenes, und über unseren merkwürdigen Freund.

Am Morgen geht es früh aus den Federn, und wir verabschieden uns von Heinz und Anneliese, die heute abreisen. Zunächst stellen wir unser kleines Zelt auf.

Dann mach ich eine Inspektion am Auto: Zündkerzen, Zündung, Lichtmaschine, usw.

Nachmittags fahren wir in die Stadt, neugierig auf den hiesigen Bazar.

  
     Blick auf Shiraz

Doch der ist enttäuschend im Vergleich zu Isfahan. Wir kaufen nichts ausser Tee. Es ist sehr, sehr heiss tagsüber. Am Abend sitzen wir dann gemütlich vor unserem Zelt, und geniessen die Kühle der Nacht.


 Auf dem Karim-Khan-Zand-Boulevard


 Strassenszene am Rande der Altstadt

Am nächsten Morgen brechen wir auf zu einer eingehenderen Besichtigung der Stadt. Shiraz liegt in einer grünen Oase, zu Füssen berühmter Weinberge. Während der Safawidenzeit stand Shiraz im Schatten Isfahans, doch die nachfolgende Zand-Dynastie verlegte 1750 ihre Residenz hierher, und man bemühte sich, die Stadt ebenso schön zu machen wie Isfahan. Shiraz ist die Stadt der Rosen und der Nachtigallen, und der Dichter Saadi und Hafez.

Im Zentrum liegt die Zitadelle, die Karim Khan Zand um 1770 erbauen liess, und von wo aus er sein Reich regierte.Heute befindet sich hinter ihren Mauern ein Gefängnis.

Das Mausoleum Shah Cheragh, mit seiner prächtigen, zwiebelförmigen Kuppel, gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Die Anlage umfasst, neben dem eigentlichen Mausoleum zweier heiliger Brüder, eine Moschee und eine Khoranschule, und ist eine bedeutende schiitische Pilgerstätte.
 

   
  An der Zitadelle des Karim Khan Zand


      Portal und Kuppel des Mausoleums Shah Cheragh

Am Stadtrand, inmitten der gepflegten Musalla-Gärten mit vielen Rosen, befindet sich das Mausoleum des Dichters Hafez. Dorthin lenken wir unsereSchritte, um der Mittagshitze zu entgehen.

Wir lassen uns auf einer der Bänke nieder, lesen, und geniessen die leichte Brise unter dem Schattendach der Bäume.

 
Shiraz wird gerühmt wegen seiner Rosen, und als Heimat der Dichter Saadi und Hafez.

 
Das Mausoleum des hochverehrten Dichters Hafez befindet sich in den Musalla-Gärten

Hafez lebte von 1326 bis 1390 in Shiraz, und seine Verse wurden in alle Kultursprachen übersetzt. Und Goethe wurde durch sie zu seinem "West-Östlichen Diwan" angeregt.

Dann setzen wir die müden Knochen wieder in Bewegung, und besichtigen die Vakil-Moschee, die auch von den Baumeistern Karim Khan Zands geschaffen wurde. Auch hier sind Kuppel, Wände, Bögen und Gewölbe mit kunstvollen Fayencen bedeckt, und als Besonderheit finden sich schöne Darstellungen der Rosen von Shiraz am Eingangsportal.

 
Wir besichtigen die Vakil-Moschee, an deren Wänden sich auch Darstellungen von Rosen befinden

Gleich an die Moschee schliessen sich die verwinkelten Gassen des Vakil-Bazars an, den wir am Vortag bereits besucht haben.

 
Der Tag klingt aus mit einem Besuch des Eram-Gartens, des Privatgartens der Kaiserin Farah Dibah

Zum Abschluss unserer Besichtigungstour holen wir uns auf dem Touristenbüro eine Genehmigung, die uns Zutritt zum Eram-Garten, dem Privatgarten der Kaiserin Farah Dibah, verschafft. Der Zutritt wird natürlich nur gewährt, wenn die Kaiserin gerade nicht in ihrem schmucken Häuschen weilt.

   Shiraz

Der folgende Tag bringt die Krönung unserer Persientour, nämlich die Fahrt nach Bushehr am Persischen Golf! Der erste Teil der Strecke fährt sich sehr gut, und führt durch eine herrliche Berglandschaft. Wir fahren bis Kazerun, stellen dann aber fest, dass wir wieder sieben Kilometer zurück müssen, da wir am Abzweig der Piste nach Bushehr vorbei gefahren sind.  (Karte)

 
Auf der Strecke von Shiraz nach Kazerun durchqueren wir eine eindrucksvolle Berglandschaft

Der Pistenzustand ist zunächst ganz brauchbar, und die Strecke führt durch eine Ebene. Aber dann geht es einen sehr staubigen und schlechten Pass hinauf.

Auf der ersten Kehre geht uns der Sprit aus. Wir sind gerade dabei einen der Kanister einzufüllen, als ein Wagen mit persischer Nummer neben uns hält.

 Fahrt nach Busher am Persischen Golf

 

   
              Auf schlechter Piste geht es in Richtung Golf


               Hitze und Staub machen auch dem Auto
                                             zu schaffen

Ihm entsteigt ein deutsches Paar, und bietet uns seine Hilfe an. Es ist das Ehepaar Gerhard und Uta G. aus Leverkusen.

Sie sind nach Teheran geflogen, und haben sich dort einen Leihwagen genommen, um damit das Land zu erkunden.

Ein paar Kehren weiter, halten sie an zum Fotografieren, wir ebenso. Zigaretten werden ausgetauscht, eine Melone geschlachtet.

 
Die Piste ist knöcheltief von feinem Gesteinsmehl bedeckt

Unten im Tal angekommen, fahren wir an einen Fluss und nehmen ein gemeinsames Bad, eine herrliche Erfrischung. Wir haben bereits den Gedanken aufgegeben, heute Abend wieder in Shiraz zurück zu sein. Gerhard und Uta haben vor, in Bushehr in ein Hotel zu gehen, und dort ein paar Tage zum Baden zu bleiben.

 
Ach ist das schön! Zusammen mit Gerhard und Uta legen wir eine Badepause ein

Als wir weiterfahren wollen, springt der Motor nicht an. Mehr noch, er dreht nicht mal durch, die Kolben klemmen fest! Ein böser Schreck durchfährt mich. Ich setze einen passenden Ringschlüssel auf die Mutter der Riemenscheibe, und es gelingt mir, die Kurbelwelle etwas zu drehen, und damit die festsitzenden Kolben zu lösen. Danach springt der Motor wieder an, uff!!

Wir können die Fahrt fortsetzen, doch weit kommen wir nicht, da bleibt der Motor wieder stehen. Mein Verdacht fällt auf die Transistorzündung. Ich baue sie aus, und siehe da - der Motor läuft wieder!


             Dann geht's weiter auf der staubigen Piste

Weiter fahren wir auf der schrecklich staubigen Piste, und stossen bei der Ortschaft Rudak endlich wieder auf Asphalt.   (Karte)

Sogleich schütten wir uns hier eine kalte Pepsi Cola rein. Es ist verdammt heiss, im Auto haben wir 48 Grad gemessen!
 

 Fahrt nach Busher am Persischen Golf

Die Asphaltstrasse ist offensichtlich ganz neu, und führt in langen Kurven aus den Bergen hinaus in eine weite Niederung.

In der Ebene wird es schlagartig unerträglich schwül, und der Schweiss perlt uns von der Stirn.
 

    
                 Doch bald schweben wir auf neuem Asphalt
 


 Eine hübsche, alte Brücke rechts der Strasse


 In der Küstenebene trifft uns feuchtheisse Luft

Es ist bereits dunkel, als wir endlich die Stadt Bushehr erreichen,und sogleich gehen wir auf die Suche nach dem Into-Inn-Hotel. Auch Connie und ich sehnen uns inzwischen nach einer Klimaanlage, die Kosten sind zur Nebensache geworden.                                                         (Karte)

Aber das Into-Inn-Hotel ist leider voll besetzt, ebenso das Persian-Gulf-Hotel, wie auch das Pars-Hotel. Da gibt’s lange Gesichter. Es sind nicht etwa Touristen, die die Zimmer belegen, sondern die zahlreichen Europäer, die hier in der Erdölförderung tätig sind!

Wir fahren in die Innenstadt, um dort eine passable Bleibe zu suchen. Gerade in dem Moment, als ich das Auto am Strassenrand parke, reisst uns das Kupplungsseil! Während Gerhard sich aufmacht, um ein Hotelzimmer für uns zu finden, mache ich mich an die Reparatur. Ersatz haben wir ja gottlob dabei. Ich muss mich unter dem Auto auf dem schmutzigen Asphalt wälzen, der Schweiss strömt, ich bin total eingesaut.

Die Reparatur gelingt, doch es ist kein Hotel zu finden. Nach kurzer Beratung beschliessen wir, erst mal was zu essen, und dann zum Schlafen zurück in die Berge zu fahren. Dort ist das Klima angenehmer, und dort wird uns sicher keiner stören.

Das Essen schmeckt dann auch lecker, und danach fahren wir zurück, etwa 100 Km weit, raus aus der feuchtheissen Ebene. Obwohl, ich bin müde, und finde die Idee nicht mehr so gut. Ich hätte lieber einfach am Strand gepennt.

In den Bergen finden wir dann einen akzeptablen Standplatz, und es wird auch noch ein sehr netter Abend. Wir kochen Tee, und unterhalten uns angeregt bis halb 3 morgens. Dann schlafen wir ganz leidlich auf den Sitzen im Auto.    (Karte)