Tonspuren und Vertonung

 

Schmalfilme sind meistens stumm, wenn auch Vertonung auf einer Magnet-Randspur eine gewisse Verbreitung fand.

Mancher versuchte sich auch an der "Zweibandvertonung", bei welcher der Ton von einem Tonbandgerät kam, welches durch elektromechanische oder elektronische Hilfsmittel den Gleichlauf mit dem Projektor synchronisierte. Diese Methode wählte auch ich.


Elektromechanischer Tonkoppler von Bauer

Ist daher eine Tonspur für den Film vorhanden, sollte sie im Rahmen der Nachbearbeitung dem Video zugefügt werden. Die Überspielung auf den PC erfordert aber gewisse Grundkenntnisse, evtl. muss auch ein Überspielkabel selbst hergestellt oder modifiziert werden.

Digitalisierung einer vorhandenen Tonspur

Da die Laufgeschwindigkeit beim Filmtransfer in jedem Fall von der Norm abweicht, nimmt man den Ton in der korrekten Sollgeschwindigkeit getrennt vom Film auf, und legt sie später in der Nachbearbeitung wieder synchron an den Film an. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Tonspur von einem Magnettonband stammt (sog. Zweiband-Verfahren), oder von einer Magnetrandspur auf dem Film selbst (sog. Einband-Verfahren, bzw. Randspur-Verfahren).

Grundsätzlich ist eine geeignete NF-Ausgangsbuchse des Tonprojektors bzw. des Tonbandgerätes mit der Line-in-Buchse der Soundkarte des PC zu verbinden. Solche Ausgangsbuchsen finden sich an jedem Tonprojektor bzw. Tonbandgerät, vorgesehen für den Anschluss von Zusatzverstärkern. Sie sind entweder für DIN-Stecker ausgelegt, oder für Klinkenstecker, ggfls. in Stereoausführung.
 

DIN-Buchse (Stereo)

Stereo-Klinkenstecker

Das benötigte Kabel lötet man sich am einfachsten selbst zusammen, besonders wenn DIN-Stecker im Spiel sind, aber es muss abgeschirmt sein, um Brummeinstreuungen zu verhindern.

Zur Aufzeichnung benötigt man dann einen Audio Recorder, oder benutzt gleich einen Audio-Editor, wie etwa die Freeware "Audacity". Ich selbst benutze seit Ewigkeiten den "Goldwave 5.10", der sogar in dieser Uralt-Version noch einwandfrei auf Win10 läuft.
 


 

Mit solch einem Audio-Editor kann man dann die Tonspur bearbeiten, indem man Störgeräusche (Brummen, Klicks, Knistern...) herausfiltert, den Frequenzgang korrigiert, oder den Pegel optimiert. Ob man das tut, oder nicht, in jedem Fall ist die Tonspur nun als wav- oder mp3-Datei gespeichert.

Im Video-Schnittprogramm legt man die Audiospur auf der Timeline parallel zur Videospur, so wie hier im "Corel Video Studio X9" zu sehen:
 


 

Das Video wurde zur Bearbeitung nach Szenen geschnitten, und man ändert nun durch simples Strecken die Laufdauer der einzelnen Szenen und Sequenzen, bis sie synchron zum Ton laufen. Die Darstellung der Audio-Wellenform hilft beim Finden von Synchronpunkten.
 

 

Neuvertonung

Sind unsere Filme stumm, wäre jetzt die Gelegenheit, sie mit einer Vertonung aufzuwerten. Das ist heute am Computer ein Kinderspiel, im Vergleich zu den Techniken von früher.

Schon eine einfache Musikuntermalung gibt dem Film eine besondere Note, wenn sie gut und passend ausgewählt ist. Man kann aber auch ganze Sound-Kollagen machen, durch Überlagerung und Mischung zahlreicher Audio-Spuren, beim "Corel Video Studio X9" gibt es insgesamt 9 Stück davon!

Einige meiner Reisefilme hatte ich nie vertont, wohl aber besass ich in vielen Fällen unterwegs mit Kassettenrekorder aufgenommene Geräuschkulissen, sogenannten "A-Ton" oder "Atmo". Schallplatten kaufte ich oft unter dem Aspekt, sie einmal bei einer Filmvertonung einsetzen zu können, dabei war viel spanische, griechische und arabische Musik. Ergänzt wurde die Sammlung durch Geräuschplatten, mit Hundegebell und Wasserplätschern. Mit alledem konnte man schon was anfangen, aber die Auswahl war doch recht begrenzt. Heute liefert das Netz was wir brauchen in Hülle und Fülle:

Musik:  Es gibt Stücke, die frei sind von Urheberrechten, aber wenn man keine kommerziellen Absichten verfolgt, sondern für sich privat "produziert", findet man z.B. auf Youtube alle erdenklichen Musikstile und Musikrichtungen, aus allen Teilen der Welt. Mit der Option "Stereomix" aktiviert, können wir aufzeichnen, was wir wollen, für den privaten Gebrauch.

Geräusche-Atmo: Auch hierfür gibt es zahlreiche Quellen im Netz, und auch hier können wir uns für den privaten Gebrauch bedienen. Es gibt unzählige Kategorien, so dass man (fast) immer etwas passendes findet. Hier die Zusammenstellung einiger Geräusch-Datenbanken.

Wenn nichts so ganz auf Anhieb passen will, kann man auch durch Überlagerung von zwei oder drei Audiospuren die passende Tonkulisse herstellen. In der Laustärke aufeinander abgestimmt, lassen sich so z.B. Strandszenen realistisch nachvertonen:

Audio-Spur 1:  leichte Meeresbrandung
Audio-Spur 2:  Stimmen spielender Kinder
Audio-Spur 3:  Motorboot in der Ferne

 

Im oben stehenden Beispiel wurde eine Musikspur mit dem Fahrgeräusch des Autos unterlegt, und dazu kommt noch im richtigen Moment das Klappern einer Holzbrücke. Bei der Landkarte ist nur noch die Musik zu hören, die ausblendet. Die nächste Einstellung zeigt einen langsamen Reitersmann in der Landschaft von Meteora. Unterlegt wurde die Szene mit dem Geräusch eines vorbeigehenden Pferdes, dazu gemischt wurde noch "Landschaft mit Vögeln" und "Landstrasse in Kroatien".

Damit wurde ein akustisches Stimmungsbild geschaffen, das zu der Szene passt. Bei darauf folgenden Einstellungen werden dann noch landestypische Zikaden eingeblendet, und eine Musikuntermalung setzt wieder ein.


 

Oben stehend der gleiche Ausschnitt, aber in der Bearbeitungsansicht. Man sieht die Audio-Wellenformen, und kann die Pegelanpassungen und -absenkungen erkennen. Im Vergleich zu dem früheren Arbeiten mit Tonbändern macht das richtig Vergnügen, und das Resultat ist auch besser.

Bleibt noch das Thema "Kommentar". Hat man sich dafür entschieden, nimmt man die Einzelkommentare am Besten hintereinanderweg auf, und teilt das Ganze hinterher im Audio-Editor in die einzelnen Takes auf. Ggfls. muss man sie etwas editieren, z. B. Bässe etwas herausnehmen, Pegel optimieren, u.ä.m. Dann werden die einzelnen Takes in der Kommentarspur an die richtigen Stellen platziert. Etwas fummelig ist dann die notwendige Absenkung der übrigen Audiospuren, denn deren Pegel muss soweit zurückgenommen werden, dass sie die Kommentare nicht störend überdecken. Der Tontechniker nent das "Ducking".
 


 

Manchmal sind Untertitel eine gute Alternative zu Kommentaren, die lassen sich mit der Titel-Funktion des Schnittprogramms ganz einfach einfügen.

Ähnlich wie beim Filmtransfer selbst, stellt sich auch bei einer vorhandenen Tonspur die Frage, ob man das "Original" will, mit allen Fehlern und Macken, oder eine überarbeitete, bereinigte Fassung, oder sogar eine ganz neue?. Die Möglichkeit einer Überarbeitung in digitaler Form ist gegeben und reizvoll, und nichts spricht dagegen, eine Originalfassung fürs Archiv aufzubewahren, und sich an einer Neufassung zu versuchen.