Einzelbild-Transfer

Die Grundlagen

Mit dem Einzelbild-Transfer, auch Einzelbild-Abtastung, oder im englischen Sprachraum "frame by frame" genannt, lassen sich die qualitativ besten Videokopien von Filmen herstellen. Die grundlegende Idee ist, jedes einzelne Filmbild in ein Video-Vollbild umzuwandeln, wofür im professionellen Bereich teure Spezialgeräte entwickelt wurden. Es gibt aber auch Bastellösungen für zu Hause, und die können, wie wir später sehen, u. U. sogar bessere Ergebnisse liefern als die Profis.

Die hier beschriebene Einzelbild-Lösung geht den Weg der Umwandlung der Filmbilder in digitale JPG-Standbilder, die erst im Nachhinein zu einem Video gerendert werden. Das funktioniert im Einzelnen so:

Die Methodik

Ein entsprechend modifizierter Projektor transportiert den Film sehr langsam mit ca. 1 bis 1,5 B/sec, ein Camcorder erfasst die durchleuchteten Filmbilder über ein Zwischenobjektiv (ähnl. Macro-Objektiv) direkt vom Bildfenster des Projektors, und streamt das Bildsignal über ein HDMI-Kabel an den Eingang einer HDMI-Capture-Karte am PC. Der Camcorder selbst zeichnet also keine Bilder auf, er liefert nur die digitalen Bilddaten.

Ein Lichtschranken-Impuls löst im richtigen Zeitpunkt eine Maustaste aus, und dieser Klick veranlasst eine Capture-Software jeweils zur Aufzeichnung eines JPG-Einzelbildes in einem Ordner. Die so entstehende Einzelbildserie wird anschliessend mit einem Video-Editor zu einem Video gerendert.

Notwendige Ausstattung

  1. Modifizierter Filmprojektor

  2. Mechanische Aufbauhilfen

  3. LED-Lampe 12 V/1 W, mit Diffusor, ersetzt Projektionslampe

   4. Steckernetzteil für LED-Lampe (einstellbar bis 12 V=)

  5. Transfer-Objektiv, ca. 85 mm Brennweite

  6. Lichtschranke mit Impulsgeber zur Auslösung der Einzelbildaufnahme

  7. Stromversorgung für Impulsgeber-Elektronik ca. 10-12 V= (Steckernetzteil       ähnl. wie für LED-Lampe)

  8. Modifizierte USB-Maus

  9. HD-Camcorder mit HDMI-Ausgang

10. Computer mit HDMI-Eingang (spezielle PCIe-Steckkarte)

11. Software zur Aufzeichnung der Einzelbilder im JPG-Format

12. Video-Bearbeitungsprogramm zum Rendern der Einzelbilder zu einem Video und       zur Nachbearbeitung

Wie man sieht, ist dieses Verfahren sehr viel aufwändiger, und die zusätzliche Mühe lohnt sich nur, wenn man ein umfangreiches Filmarchiv besitzt, und bereit ist, sehr viel Zeit zu investieren. Die notwendige Sorgfalt vorausgesetzt, kann man aber auch gewiss sein, ein optimales Transfer-Ergebnis zu erzielen, das auch professionellen Ansprüchen genügt.

Gute Kontraste, leuchtende Farben, Brillanz, all das entspricht in etwa auch dem Resultat der Abfilmtechnik vom Bildfenster mit 16,667 B/sec, die optische Anordnung ist ja auch identisch.

Der Zusatzgewinn liegt in der höheren erzielbaren Bildschärfe und in der generell höheren Bildstabilität. Beim Einzelbild-Verfahren steht das Filmbild bei der Aufnahme absolut still, und da hier nur mit Vollbildern gearbeitet wird, kommt es auch nicht zu den ausführlich beschriebenen Fehlern durch den Halbbild-Effekt.

Um solch ein Projekt durchzuführen, ist es vorteilhaft, wenn man wenigstens Grundkenntnisse der Elektronik hat, und mit Platinen, elektronischen Bauteilen und Lötkolben umgehen kann.

Und neben der zeitaufwendigen Nachbearbeitung stellt auch der eigentliche Transfer-Vorgang unsere Geduld auf die Probe. Eine 120-m-Spule hat rund 32.000 Einzelbilder, und deren Transfer dauert 6-7 Stunden! Vertrauensvoll liess ich die Gerätschaft oftmals über Nacht werkeln.

Professionelle Qualität

Belohnt wird man dann aber auch mit einer höchstmöglichen Qualität! Und manchmal hat man sogar im Vergleich mit Profis die Nase vorn. Das wurde augenfällig, als eine meiner Filmrollen mit einem "MWA-Flashscan" probeweise abgetastet wurde. Gespannt prüfte ich das Ergebnis, und das fiel eher dürftig aus.

In der Gegenüberstellung mit meinen eigenen Transfer-Resultaten fallen Mängel ins Auge, die auch in einer Nachbearbeitung nicht zufriedenstellend ausgebügelt werden können.

Insgesamt zeigt das Flashscan-Video einen zu hohen Kontrast, und die meisten Szenen sind zu dunkel. Andererseits sind bei hellen Stellen auch Überstrahlungen zu beobachten, ebenfalls verstärkt durch den hohen Kontrast.

Dunklen Partien sind zu wenig durchgezeichnet, so dass man sie auch nicht mehr zufriedenstellend aufhellen kann, und bei Überstrahlungen ist sowieso nichts mehr zu machen. Stellenweise ist in dem Video, z. B. bei hellen Wolken, auch eine Art "Helligkeitspumpen" zu beobachten.

Einige Szenen des Flashscan-Transfers sind so dunkel, dass sie praktisch unbrauchbar sind. Es zeigt sich, wie wichtig und kritisch eine gute Abstimmung ist zwischen der Lichtquelle und deren Lichtstärke, und der Aufnahmeeinheit, sprich Kamera und deren Blendeneinstellung. Es wurde auch offensichtlich nichts getan, um den steilen Kontrastverlauf der Videosensoren an die wesentlich flachere Graduationskurve des Filmmaterials anzupassen. Es gibt Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken, aber das wird bei professionellen Diensten, bei denen der Faktor Zeit eine wichtige Rolle spielt, oftmals vernachlässigt.

Deshalb lohnt sich der Film-Transfer im Do-It-Yourself-Verfahren besonders für alle, die mit Geduld und entsprechendem Zeitaufwand das Bestmögliche aus den Filmen herausholen möchten.

Wer sich jetzt an solch ein Projekt Einzelbild-Transfer wagen möchte, findet im Folgenden Einzelheiten zu meiner Lösung: