Transfer durch Abfilmen

Das ist das einfachste Verfahren, mit wenigen Mitteln realisierbar, im Ergebnis allerdings auch eher für geringere Ansprüche geeignet. Meine Video-Clips auf Youtube, die Ausschnitte aus meinen Reisefilmen zeigen, sind mit dieser Methode entstanden. Meine Geräte waren ein Projektor "ELMO SP-deLuxe" und eine analoge Sony-Hi8-Handycam. Ferner benötigte ich einen Video-Grabber (Terratec Grabster AV 400), den man aber bei den heutigen digitalen Camcordern nicht mehr braucht.

Die Methodik:

Ein Camcorder nimmt den auf eine Projektionswand projizierten Film auf, und das so entstandene Video kann auf Festplatte, DVD oder USB-Sticks gespeichert werden.

Geräte und Aufbau:

  • Projektor, regel- bzw. einstellbar auf 16,667 Bilder/sec
  • Camcorder mit manuellen Einstellungen für Focus, Blende und Verschlusszeit

Projektor und Aufnahmekamera werden so zueinander ausgerichtet, dass das Kameraobjektiv in einer Linie mit dem Projektionsobjektiv liegt, und zwar möglichst dicht unterhalb von diesem. Leichte perspektivische Verzeichnungen sind nicht zu vermeiden. Die Projektionsfläche wird so angebracht, dass das Filmbild etwa auf die DIN A4-Grösse eingestellt werden kann (die Entfernung betrug bei mir ca. 120 cm). Der Camcorder wird auf ein Stativ geschraubt, und mit dem Zoom-Objektiv stellt man den Bildausschnitt so ein, dass die unsauberen Bildränder nicht erfasst werden.

Ein Problem bei diesem Verfahren ist der sog. "Hotspot", bei dem die Bildmitte sichtbar heller ist, oft überstrahlt, während das Bild zu den Rändern hin dunkler wird. Übliche, stark reflektiernde Projektionswände verstärken dieses Phänomen noch, so dass man sich besser eine einfache Projektionsfläche herstellt, so wie hier beschrieben.
Damit verschwindet der Hotspot zwar nicht vollständig, er wird aber weitgehend abgemildert.

Mein Versuchsaufbau für den Abfilm-Transfer,
mit ELMO-Projektor, Sony Hi8-Handycam und Projektionsfläche mit Graukeil

Der Transfer-Vorgang
Der Weissabgleich wird ohne eingelegten Film auf das Projektionslicht eingestellt. Das Bild wird dann am Projektor und am Camcorder scharf gestellt (manuell), und an Hand einer gut belichteten Szene wird die richtige Blendeneinstellung für den Camcorder ermittelt und fest eingestellt. Die Verschlusszeit beträgt 1/50 sec. Zur besseren Kontrolle der Bildqualität empfiehlt sich der Anschluss der Kamera an einen Monitor oder Farbfernseher.

Läuft der Projektor mit den üblichen 18 B/sec (Super-8), weist das Video ein sehr störendes Helligkeitsflackern (Flicker) auf, verursacht durch die unterschiedlichen Bildfrequenzen bei Film- und Videotechnik. Super-8 basiert auf 18 Bildern pro Sekunde, welche durch die Dreiflügel-Blende im Projektor jeweils dreimal projiziert werden. Daraus resultiert eine effektive Bildfrequenz von

                                                 3 x 18  = 54 B/sec

Die Videotechik beruht hingegen auf 50 Halbbildern pro Sekunde, und dieser Unterschied ist verantwortlich für das Flackern. Aber es gibt einen einfachen Trick, um dieses Problem zu lösen: Man muss die Projektionsgeschwindigkeit auf 16,667 B/sec absenken, dann laufen die Bildfrequenzen (fast) synchron:

                                         3x 16,667 B/sec = 50 B/sec

Das entspricht den 50 Video-Halbbilder/sec, und damit ist das Helligkeitsflackern weitgehend verschwunden.

             Näheres hierzu finden Sie hier:

Hat man diese Hürde genommen, wird der laufende Film auf dem Speicherchip des Camcorders aufgezeichnet, und am Ende über USB auf die Festplatte übertragen, zur weiteren Verwendung bzw. Nachbearbeitung.

Nachbearbeitung
Dem Thema Nachbearbeitung habe ich ein ganzes Kapitel gewidmet, denn dazu gibt es einiges zu sagen. Grundsätzlich sei hier angemerkt, dass man durch den Einsatz von Video-Filtern das Rohmaterial weitgehend verbessern kann. Die durch Abfilmen gewonnenen Aufnahmen sind tendenziell matt und wenig brillant. Hier ist der Einsatz von Filtern für Gamma, Kontrast und Helligkeit sinnvoll, wobei ich in den meisten Fällen das Bild mit dem Gammaregler aufhellte, und dann den Kontrast korrigierte. Bevor man an diese Arbeiten geht, sollte man auf jeden Fall seinen Monitor mit Hilfe von Testbildern korrekt einstellen.

Praktisch alle meine Farbfilme weisen einen mehr oder weniger starken Farbstich auf, die "jüngeren" S-8-Filme sogar weit mehr als die älteren N-8-Filme. Dabei handelt es sich, bis auf wenige Ausnahmen, um Kodak-Material. Jedenfalls gelang es durch Korrektur der RGB-Farbkanäle in den meisten Fällen, wieder akzeptable Farben  herzustellen. Bei der gesamten Bearbeitung bin ich szenenweise vorgegangen, habe also jede einzelne Szene individuell korrigiert. Das dauert länger, als wenn man das gesamte Video mit einer Filtereinstellung versieht, bringt aber auch das bessere Ergebnis.

Fazit:
Bei Projektion mit 16,667 B/sec auf eine Projektionsfläche mit Graukeil kann man bei geringem Aufwand mässig gute, brauchbare Ergebnisse erzielen. Je besser die Filmqualität, desto besser wird die Videokopie. Eine schnelle Methode für geringe bis mässige Ansprüche.