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Jugoslawien - Griechenland - Türkei - Persien16.7. - 13.10.1974
In Yazd angekommen, gehen wir zunächst ein gutes Chelo Kebab essen, und dann suche ich schleunigst eine Werkstatt auf, um den Getriebeölstand prüfen zu lassen. Oh Schreck! Mehr als ein Liter fehlt, wer weiss wie lange schon. Das arme Getriebe! Das letze Mal hatte ich zu Hause auffüllen lassen. Es scheint undicht zu sein, da muss ich wohl öfter kontrollieren! (Karte) Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten zum Naschen, machen einen kurzen Bummel durch die Stadt, und während sich überall die Mittagsruhe ausbreitet, fahren wir in südlicher Richtung aus der Stadt hinaus, zu den zwei "Türmen des Schweigens".
Doch die Sache gestaltet sich schwierig. Wir biegen in eine Piste nach rechts ab, die in Richtung Meshed führt, aber auch hier gibt es nur lockeren Sand, so das wir die Piste zum Übernachten nicht verlassen können. Also drehen wir wieder, und fahren weiter in Richtung Nain. Dann geht nach rechts wieder ein Weg ab, dem wir folgen. Zu beiden Seiten stehen frisch gepflanzte Bäume im Sand, dazwischen gibt es Bewässerungsgräben. An einer kleinen Moschee vorbei führt der Weg zu einer gut 300 m entfernten Ortschaft. Dort ist alles ruhig und dunkel, kein einziges Licht ist zu sehen. Hier bleiben wir, und damit wir niemand stören, stellen wir die Autos ganz dicht an den rechten Wegesrand. Zum Abendessen gibt es wieder "Bunte Teller", und dann plagt Gerhard die Entdeckerlust, und er kommt auf die verrückte Idee, sich die Moschee näher anzusehen. Mit Taschenlampen ausgerüstet gehen wir los. Die Moschee ist im Bau, oder wird zumindest renoviert. Es ist keine Menschenseele zu sehen, aber an der Tür hängt eine brennende Petroleumlampe. Merkwürdig. Mit gemischten Gefühlen schleichen wir durch die Gewölbe, schlafende Tauben schrecken vor uns auf. Gerhard klettert aufs Dach, bedeutet uns, wir sollen folgen. Eine enge Wendeltreppe führt hinauf. In dem Dorf drüben ist alles ruhig, es sieht verlassen aus. Wir gehen wieder zu den Autos zurück, das war schon gruselig! Bald darauf legen bzw. setzen wir uns in die Autos zum Schlafen, doch vorher hören Connie und ich uns im Autoradio noch einen Teil eines Krimi-Hörspiels von Radio BBC an. Als wir erwachen, bemerken wir eine alte Frau, die um die Autos schleicht. Sie bettelt, will was von uns haben. Wir geben ihr Brot, und Conny schenkt ihr ein altes Hemd, doch sie ist nicht zufrieden damit und will mehr. Nach dem Frühstück schauen wir uns die Moschee nochmal bei Tageslicht an, die alte Frau ist immer dabei. Sie scheint geistig verwirrt zu sein. Als wir aus der Moschee wieder in den gleissenden Sonnenschein heraustreten, steht da auch ein alter Mann mit einem verkrüppelten Arm. Er macht einen sehr gepflegten Eindruck, für die Verhältnisse. Wir laufen durch das Dorf, es ist tatsächlich verlassen. Die Häuser sind aus Lehmziegeln gebaut, alles ist vom Sande verweht. Die einzigen Menschen die wir sehen, sind die alte Frau und zwei alte Männer. Plötzlich fängt die Frau an zu spinnen, nimmt einen Tonkrug, und schmeisst ihn auf den Boden.
Als wir losfahren, kommen die drei Alten nochmal angerannt, und sie winken uns zum Abschied. Ein merkwürdiges Erlebnis war das in diesem Dorf, von dem wir nicht einmal den Namen kennen. (Karte) Über Nain, wo wir zu Mittag essen, fahren wir weiter nach Isfahan. Hier suchen Gerhard und Uta ein Hotel auf, während wir wieder auf den uns bekannten Campingplatz gehen. Das nette Paar aus der Schweiz ist auch hier, ebenso wie der "Encounter Overland"- Lastwagen, der auch in Shiraz gestanden hatte. Man sieht sich immer wieder. Abends treffen wir uns dann, wie verabredet, mit Gerhard und Uta am Meidan-e-Shah, und gehen schön zusammen Abendessen, als Abschluss unserer sechs gemeinsamen Tage, zu denen uns der Zufall verholfen hatte. Damit kommt der Tag, an dem für uns die Rückreise beginnt. Nach einem herzlichen Abschied von Uta und Gerhard, natürlich mit Austausch unserer Adressen, fahren wir über Ghom nach Teheran, und legen dort eine Übernachtung auf dem Campingplatz ein. (Karte) Während wir uns am nächsten Morgen durch die Randbezirke Teherans quälen, werden wir wieder Zeuge der ausgefeilten persischen Fahrkunst. Dass zweispurige Strassen vier- oder gar fünfspurig benutzt werden, daran haben wir uns längst gewöhnt. Vorfahrtsregeln? Überflüssiger mitteleuropäischer Schnickschnack! Dass ab und zu mal ein Kanaldeckel fehlt, und ein klaffendes Loch in der Strasse zurückbleibt, was soll's? Aber dass uns ein schwerer Sattelschlepper mit Karacho rechts auf dem Gehweg überholt, das beeindruckt uns dann doch recht nachhaltig!
Am 27. September geht unser dreiwöchiger Persien-Aufenthalt zu Ende, als wir nach 200 Km wieder auf dem engen Grenzhof bei Bazargan stehen, und die langwierigen Formalitäten über uns ergehen lassen. Der Berg Ararat ist heute etwas besser zu sehen, obwohl sein Gipfel auch diesmal umwölkt ist. Die Tagesetappe endet etwa 10 Km hinter Erzurum, auf dem Camp hinter der BP-Tankstelle Gezkoy, wo wir bereits auf der Hinfahrt übernachtet hatten. (Karte)
Der weiche Tuffstein bot sich auch an zur Schaffung von Höhlen und Wohnungen, und es gibt sogar ganze unterirdische Siedlungen und Städte, wie zum Beispiel im Tal von Göreme, das wir besuchen. Es war der Zufluchtsort frühchristlicher Gemeinden vor den anrückenden Arabern. Eine detaillierte Besichtigung heben wir uns allerdings fürs nächste Mal auf. Nach einem einfachen Mittagessen fahren wir weiter über Aksaray, dann am grossen Salzsee "Tuz Gölü" vorbei nach Ankara. Wir lassen allerdings die Stadt rechts liegen, und fahren über Bolu (die Stadt der guten Köche) noch bis nach Istanbul, und gehen wieder auf "unseren" Campingplatz in Ataköy. (Karte) Ohne grösseren Aufenthalt lassen wir Istanbul am nächsten Morgen hinter uns, und fahren die übliche Strecke über Tekirdag und Kesan zur türkisch-griechischen Grenze bei Ipsala. (Karte) Noch immer harren die türkischen Truppen entlang der Grenze in ihren Stellungen aus, doch der Grenzübertritt erfolgt wieder völlig problemlos, und ab der Mitte des Evros-Flusses betreten, oder besser befahren, wir wieder griechischen Boden. |
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