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Griechenland - Türkei - Persien - Afghanistan6.7. - 18.10.1975
Anmerkung: Im März 2001 zerstörten die Taliban in einem Akt religiösen Fanatismus und kultureller Barbarei die beiden Buddhas von Bamiyan.
Die Buddhafigur ist stark beschädigt, denn nach dem Einzug des Islam hatten bilderfeindliche Eiferer versucht, die Statuen zu zerstören, und entfernten die Gesichter. Auch von der einst farbprächtigen Bemalung sind nur noch Fragmente erhalten geblieben.
An der "Hauptstrasse" setzen wir uns an einen Tisch des "France Hotel", und ruhen uns etwas aus, bevor wir zu der Rundfahrt zu den Seen aufbrechen.
Wir erreichen eine Art Parkplatz, wo im Sommer ein kleines Dorf entsteht, mit einfachen Kramläden und Lokalen für die Besucher dieser Naturschönheit. Von Kabul aus werden nämlich Reisen mit dem Jeep organisiert, kombiniert mit Flügen nach Bamiyan, so dass hier durchaus einige Touristen anzutreffen sind. Auch Individualreisende mit eigenem Fahrzeug, so wie wir, gibt es hier. Im Winter liegt das alles unter Schnee begraben. (Karte)
Allmählich dämmert uns die Gewissheit, dass die in Bamiyan beim "France Hotel" an der Stuhllehne hängengeblieben sein muss!
Jedenfalls kann Connie ihr Anliegen übermitteln, und nach bangen Minuten des Wartens kommt endlich die erlösende Antwort: Die Tasche ist gefunden, und wird im Hotel aufbewahrt! Da fällt uns ein Stein von der Seele, denn in Connies Tasche war leichtsinnigerweise all unser Geld, und dazu alle Papiere und Ausweise! Der Abend wird dann also doch noch sehr schön, und da wir absolut kein Geld haben, leihen wir uns was bei den anderen Reisenden, damit wir zusammen essen gehen können. Wir schlafen dann auf unseren Liegesitzen im Auto.
Die Seen von Band-e-Amir wurden im Laufe der Erdgeschichte von Kalkablagerungen aufgestaut, und sie unterscheiden sich alle in Grösse, Form und Farbe.
Am Nachmittag treten wir den Rückweg nach Bamiyan an, schnurstracks zum "France Hotel". Man bittet uns in einen grossen Raum, ausgelegt mit Teppichen und Polstern, und wir müssen die Schuhe ausziehen. Die Männer des Dorfes werden zusammengerufen, setzen sich uns gegenüber. Auch der Dorfpolizist ist da. Höflichkeitsfloskeln werden ausgetauscht, Tee wird gereicht. (Karte) Dann zur Sache. Wie denn die Tasche aussähe, die wir verloren hätten. Connie gibt eine genaue Beschreibung. Was denn drin sei ? Wir zählen auf, alle Papiere und Ausweise, und natürlich Geld. Geld? Wieviel? Wir wissen es ziemlich genau, denn vor Aufbruch nach Bamiyan hatten wir noch in Kabul getauscht. Einer der Männer hält die Tasche hoch. Ja, es ist unsere. Aber er führt auch den Inhalt vor, zeigt, dass nichts fehlt, und sie zählen sogar Schein für Schein das Geld vor. Dabei möchten wir im Erdboden versinken, wissen wir doch, dass diese Summe für manchen hier mehr als ein Jahreseinkommen darstellt. Wir unterbrechen die Zählaktion, versichern, dass wir überzeugt sind, dass alles vollständig sei. Connie bekommt die Tasche ausgehändigt, strahlend umarmt sie sie, und presst sie sich vor die Brust. Nun löst sich die allgemeine Anspannung, alle lachen und kommentieren den Vorfall, und Rufe nach Bakschisch werden laut. Derjenige, der die Tasche gefunden hat, bekommt etwas. Derjenige, der die Tasche dann aufbewahrt hat, bekommt auch etwas. Insgesamt verteilen wir den Gegenwert etwa eines Monatslohnes, was offensichtlich als ausreichend angesehen wird. Jedenfalls zählt die ganze Mannschaft laut und ungläubig mit, als wir einen Schein auf den anderen blättern. Mit weniger wären sie wahrscheinlich auch zufrieden gewesen, aber wir denken, dass die Ehrlichkeit auch gut belohnt sein soll. Was hätten wir denn gemacht, wenn die Handtasche nicht mehr aufgetaucht wäre?! Noch einmal stellen wir unser Zelt bei den Jurten auf der anderen Seite des Bamiyan-Tales auf, lassen die Eindrücke dieser zwei Tage noch einmal Revue passieren, und sind unglaublich glücklich, dass wir die Tasche wieder haben.
Die führt, auf einer sehr einsamen Route, durch reizvolle Täler und Schluchten des Hindukusch.
Plötzlich vernehmen wir ein hässliches Geräusch unter der Motorhaube. Ausgerechnet auf dieser einsamen Strecke haben wir einen Lagerschaden an der Lichtmaschine! Ich entferne den Keilriemen, um die Lichtmaschine still zu legen, damit aber Lüfterrad und Wasserpumpe weiterhin angetrieben werden, verwende ich den Lederriemen des Fotoapparates als Behelfsriemen. Nach nur wenigen Kilometern ist er zerfetzt. Wir versuchen's mit einem Nylonstrumpf, mit dem gleichen niederschmetternden Ergebnis! Da sehe ich nur eine Lösung: Ich entferne das Gehäuse der Lichtmaschine mitsamt dem defekten Lager, und lege den original Keilriemen wieder auf. Jetzt dreht sich die Ankerwicklung frei in der Luft, aber das Lager kann nicht mehr festfressen, und wir können weiterfahren. Jetzt hoffen wir nur, dass die Zündanlage nicht vorzeitig die Batterie leerlutscht! Nach 180 Km Nervenanspannung auf der Piste erreichen wir bei Doshi die Salangstrasse, und fahren über den Salang-Pass weitere 210 Km zurück bis nach Kabul. Wenn’s bergab geht, stelle ich immer wieder mal den Motor ab, um Batteriestrom zu sparen. Und so gelangen wir müde und geschafft, aber ohne weitere Probleme, wieder in den Garten des "Gulzar-Hotels". (Karte)
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