|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die grosse Reise zur Elfenbeinküste
|
|
|
Etwas knifflig ist der Einbau einer Katalyt-Gasheizung in den Küchenschrank, einfacher ist dann der Bau eines weiteren Dachgepäckträgers, der über dem Fahrerhaus seinen Platz findet. Er wird ergänzt durch eine wasserdichte und abschliessbare Blechkiste.
Wir packen alles Werkzeug ein, und all die im Laufe der Jahre gesammelten Ersatzteile. Auf dem hinteren Gepäckträger finden 12 Stahlblechkanister für je 20 Liter Benzin ihren Platz, dazu noch vier Reifen 185SR14, zwei davon komplett mit Felgen. Wir haben inzwischen gelernt, dass sich Gürtelreifen in weichem Sand besser machen als grobstollige Reifen.
Dann plündern wir Aldi- und Plus-Filialen, bunkern eine grosse Menge an haltbaren Lebensmitteln, vergessen auch nicht den Ankauf von 60 Rollen Klopapier. Im Prinzip haben wir eine Reisedauer von etwa 6 Monaten geplant, ahnen noch nicht, dass es anders kommen würde.
Wir lassen uns noch die notwendigen Impfungen verpassen, besorgen die erforderlichen Visa, und nachdem wir den Abreisetermin mehrfach verschieben mussten, starten wir am 19. Dezember 1981 endlich zum "Unternehmen Kokosnuss".
Die erste Nacht am Genfer See ist mit minus zehn Grad bitterkalt, und wir sind froh über unsere neue Gasheizung. Doch bald sind wir in Spanien, und verleben hier bei milden Temperaturen sowohl Weihnachten als auch die Sylvesterfeier. Am Abend des 3. Januar gehen wir in Málaga an Bord der Fähre, und am nächsten Morgen beginnt mit der Ankunft in Melilla unser afrikanisches Abenteuer.
Zwei Stunden Aufenthalt bei der Einreise nach Marokko, die marokkanischen Grenzbeamten prügeln ständig auf illegaler Grenzgänger ein, die teilweise sogar über die Autodächer flüchten. Endlich im Land, folgt eine problemlose Fahrt über Oujda zur algerischen Grenze, deren Überquerung auch gut zwei Stunden in Anspruch nimmt. Ziemlich geschafft erreichen wir den einfachen Campingplatz bei Tlemcen. (Karte)
Die ersten Tage in Algerien führen uns über Laghouat und Ghardaia nach Hassi Messaoud. Dort treffen wir auf Kurt und Angelika, unterwegs mit einem roten T2-Bulli aus Darmstadt, und wir kommen überein, die Strecke nach Djanet und Tamanrasset gemeinsam zu befahren. |
|
|
|
Nach einer langen Fahrt durch das von hohen Sanddünen gesäumte Gassi Touil erreichen wir den artesischen Brunnen von Tabankort. Hier kommt 39 Grad warmes Wasser unter hohem Druck aus einem Stahrohr geschossen. Nach einem ausgiebigen Bad waschen wir unsere Wäsche, die dank des Wüstenklimas innerhalb einer Stunde wieder trocknet.
Wir fahren im Anschluss noch bis kurz vor Tin Fouye, und lagern hier für die Nacht. Es ist sternenklar, und ein riesiger Vollmond steht über uns, der sich allmählich verdunkelt. Begeistert beobachten wir die Mondfinsternis bis weit nach Mitternacht.
Hinter In Amenas, wo wir uns bei der Polizei abgemeldet haben, beginnt die Piste nach Djanet. Entgegenkommende Reisende berichten, dass es in Illizi kein Benzin gäbe, und so ist es dann auch. Das verhilft uns zu einem Ruhetag in den Dünen. Tags darauf kommt der Tankwagen, wir füllen alle Kanister, und es geht weiter. (Karte)
|
|
Uns erwartet nun das Fadnoun-Plateau, mit grauenhafter Rüttelpiste. Ausweichen ist praktisch nicht möglich, so kommen wir nur langsam voran. Am nächsten Tag, die Landschaft ist wieder abwechslungsreicher und die Piste geringfügig besser, hält uns ein Soldat an und bittet um einen Schraubenschlüssel. Daraus wird ein über 2-stündiger Aufenthalt, denn er lädt uns zum Mittagessen ein. Bald kommt ein Militär - LKW daher, mit Brennholz und Vorräten an Bord. Ein Huhn wird gerupft, Kartoffeln geschält, Feuer gemacht. Es wird eine Art Hühnersuppe.
|
|
Der Tag beginnt mit einem Frühstück in grosser Runde, und endet an einem schönen Lagerfeuer
Dann lassen wir allmählich das trostlose und unwirtliche Fadnoun-Plateau hinter uns. Es wird sandiger, und bizarre Felsen kündigen das Tassili-Gebirge an. In Fort Gardel, wo nur einige Hütten und winkende Kinder zu sehen sind, wenden wir uns nach Osten.
|
|
Die Orientierung in diesen weiten Sandebenen ist nicht immer ganz eindeutig, doch nach einer Nacht mit Lagerfeuer erreichen wir das Tal, in dem die Oase Djanet liegt. (Karte)
Ausgedehnte Sandpassagen zwischen Fort Gardel und Djanet bieten viel Fahrvergnügen
Die Häuser von Djanet liegen auf den Hügeln, im Talboden befinden sich die Felder und Gärten
Wir gönnen uns einen Ruhetag, mit einem Gang durch den Palmenhain, auch melden wir uns bei Polizei und Daira an und gleich wieder ab, und suchen noch den Supermarkt auf. An der linken Wand Regale mit Dosenmarmelade, rechter Hand sind Waschpulverpakete aufgestapelt, in der Mitte Wühltische mit Fischkonserven und Taschenlampenbatterien. Das Angebot ist also recht übersichtlich.
|
Auf der Suche nach einem ruhigen Standplatz lernen wir einen guten Trick kennen. Als der WILU ziemlich tief einsandet, lassen wir die Luft aus den Reifen ab bis auf 0,5 bar, und kommen so spielend wieder frei. Unser elektrischer Kompressor pumpt die Reifen dann wieder auf. Das dauert zwar, doch wir haben ja Zeit. Dieses Verfahren werden wir auf der weiteren Reise noch oft anwenden. |
Wir übernachten in der Nähe des kleinen Flugfeldes, wo wir am nächsten Morgen an einem Felsen gut erhaltene prähistorische Gravuren bewundern. Wasser und Benzin hatten wir schon gestern wieder aufgefüllt, und nun steht uns 830 Km Pistenfahrt nach Tamanrasset bevor.
Auf der Piste von Djanet nach Tamanrasset | |
Zunächst geht es 160 Km zurück nach Fort Gardel, und dann halten wir uns in südwestliche Richtung. (Karte) Hier fährt es sich sehr gut, vor allen Dingen neben der Piste. Teilweise ist der 3. bzw. sogar der 4. Gang möglich, das hatten wir schon lange nicht mehr. Aber Vorsicht ist geboten, denn es gibt auch tückische Rinnen und Gräben im Gelände. |
|
|
Immer wieder durchqueren wir ausgedehnte Sandfelder, der WILU nimmt sie mit reduziertem Reifendruck und mit Bravour. Auf halber Strecke führt die Fahrt durch eine grosse, schier unendlich weite Ebene mit etlichen Oueds, und in einiger Entfernung ragen die gewaltigen, fast 2.500 m hohen Gebirgsstöcke des Djebel Telertheba empor. |
Urplötzlich taucht rechts in einer Ebene die Oase Idelés auf. Sogar eine neue Tankstelle gibt es, aber sie ist noch nicht in Betrieb. Wir fahren durch die Reihen roter Lehmhäuser bis zum Palmenhain und beraten, als auch schon ein Soldat daherkommt, und uns zur Verwaltung zitiert. Ein dickes Buch wird um unsere persönlichen Daten erweitert, es ist lausig kalt in dem kargen Raum. Wasser gibt es nach Auskunft des Beamten im Palmenhain.
Wir schnappen unsere leeren Kanister und stiefeln los. Eine Gruppe Kinder begleitet uns, lautstark fordern sie von uns Geschenke ein, wollen Kugelschreiber, Hemden und Hosen. Aber sie zeigen uns auch den Weg.
Durch eine schmale Lücke im Schilfrohrzaun gelangen wir ins Innere der Pflanzung. Sehr schön ist es hier: Grosse Palmen mit weit ausladenden Wedeln, verschiedene Obstbäume, und in voller Blüte stehende Mandelbäume. In der Mitte ein tiefes Loch, aus dem das Brunnenrohr ragt. Die äusserst lautstarke Pumpe ist in Betrieb und fördert klares Wasser in eine Bewässerungsrinne, aus der wir unsere Kanister füllen. |
|
Die weitere Fahrt erinnert zunächst stark an das Fadnoun Plateau. Schwarze Hügel, schmale Wellblechpiste.
|
Doch bald wird die Landschaft wieder abwechslungsreicher. Schöne Fernblicke wechseln ab mit breiten, sandigen Oueds, dann fahren wir über Hochflächen mit rundgeschliffenen Felsbrocken, die oft eigenartige Formen haben, und manchmal an Elefantenbuckel oder Flusspferde erinnern. |
Die Nächte sind kalt, um die minus 5 Grad, so dass wir vor dem Schlafen gehen, und auch morgens vor dem Aufstehen unsere Gasheizung kurz anstellen.
Auf der letzten Etappe nach Tamanrasset wechselt die Strecke zwischen brutalem Wellblech und sandigen Oueds mit tiefen Fahrrinnen, dann wieder sind äusserst schwierige Gräben mit grobem Geröll zu überwinden. Etliche kurze Steigungen und Gefälle sorgen auch für Abwechslung. |
|
Fünf Tage nach unserer Abfahrt aus Djanet erreichen wir Tamanrasset. Bei einem Gang über den Markt halten wir Ausschau nach Eiern und Brot. Eier gibt’s keine, wohl aber ofenfrisches Brot, auf das wir allerdings über eine halbe Stunde warten müssen. Danach finden wir bei einem Metzger deutsche Oldenburger Butter. Für 5 Dinar leisten wir uns ein Päckchen. (Karte)
|
Dann zur neuen Tankstelle am nördlichen Ortsausgang. Hier stehen wir lange, bis wir den Tank und nur einen Kanister gefüllt bekommen. Mehr gibt’s nicht! Bis um 15.00 Uhr sind alle Geschäfte, einschliesslich Daira, geschlossen. |
Wir fahren einige Kilometer in Richtung Tahabort, versuchen unterwegs vergeblich, an einem Reservoir Wasser aufzufüllen. Es ist leer. An der Tankstelle hatte es auch kein Wasser gegeben.
Gerade lassen wir uns am Rande der Piste nieder, da kommt der Freiburger Toyota mit Roland und Haridt über die Hügel. Sie sind einen Tag vor uns in Tam eingetroffen. Gemeinsam fahren wir weiter zur Quelle von Tahabort. Die Hütte wurde erweitert (seit meinem letzten Besuch 1977), aber alles wirkt recht verkommen. Kurt treibt einen Jüngling auf, der das Wasser anstellt, und wir füllen auf. Jetzt kostet es sogar Geld, 3 Dinar für 20 Liter. Wir fahren dann 3 Kilometer zurück in eine kleine Senke, und schlagen hier unser Lager auf.
Wir nutzen die Gelegenheit, erneut eine Hoggarrundfahrt zu unternehmen, inklusive Sonnenaufgang auf dem Assekrem. Vorbei an dem markanten Massiv des Akar-Akar kommen wir zu steinzeitlichen Felsgravuren, und kurz darauf zweigen wir ab in ein Seitental, zu den Gueltas von Afilal.
(Karte
Hoggarrundfahrt)
|
|
Die oberen Tümpel sind sumpfig, weiter talwärts werden die Becken schöner. Wir finden Rinnen und Becken direkt im Fels, und das Wasser fliesst über die Stufen von einem Becken zum nächsten. Oleander und Schilfgras wachsen hier, und sogar eine stattliche, verwilderte Dattelpalme. |
|
Im Wasser sind Insektenlarven und kleine Krebse zu beobachten, und Murmeltiere huschen scheu und flink zwischen den Felsen umher.
Im Zentrum des Hoggar
|
|
Zurück zur Hauptstrecke, wo die Piste nun nahe an eindrucksvollen Felsdomen und an der markanten Foucauld-Spitze vorbeiführt. Am Abzweig zu der Bergoase Hirafok sind wir schon vorbei, und der Pass des Assekrem ist bereits in Sichtweite, da streikt Kurts VW-Bus an einer langen Steigung.
Er packt sie einfach nicht, auch nicht mit schleifender Kupplung. Der Motor zieht einfach nicht richtig. Zündung ist okay, vielleicht bekommt er zu wenig Luft ? Kurt klemmt den Zyklon - Luftfilter ab, der Motor läuft jetzt freier. So kommt er tatsächlich die Steigung hinauf, allerdings lässt er Angelika und eine schwere Kiste mit Ersatzteilen zurück. |
|
Wir laden Angelika nebst Kiste ein, und der brave WILU packt die lange, steile Steigung im ersten Gang ohne zu murren.