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Syrien und Jordanien
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Vorher gab es grössere Veränderungen an unserem alten, bewährten VW-Bus: Im Frühjahr bekommt er einen neuen Austauschmotor (wieder 1500 cm³/44 PS), und dabei kann ich auch endlich den Zusatzölkühler dauerhaft anschliessen. Ausserdem baue ich eine Vorderachse des Baujahres 1965 ein. |
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Eine wirkliche Neuerung ist aber der Bau eines kleinen Hochdaches, wodurch wir nun im "Wohnzimmerbereich" die lang vermisste Stehhöhe haben.
Auch akustisch wird der brave Bus aufgerüstet, nicht etwa durch einen Abarth-Auspuff, sondern durch Montage einer Zweiklang-Kompressorhupe oben auf dem Dach. Somit sind wir für eine Fahrt in den Nahen Osten bestens gerüstet. |
Die Reise beginnt, wie immer, auf bundesdeutschen Autobahnen, und wie (fast) immer regnet es die meiste Zeit. Bis Griechenland haben wir einen Mitfahrer dabei, Willi, der sich zu 30% an den Benzinkosten beteiligt. Auf gewohnter Route fahren wir nach Österreich, übernachten nahe des Ortes Kuchl. Leider gab es heute eine unangenehme Panne, als die Rücklichter ausfielen. Die Notreparatur bestand darin, dass ich bei strömendem Regen die Lampen über ein Kabel direkt an der Batterie anschloss.
Ebenfalls "routinemässig" befahren wir tags darauf den "Autoput", über Zagreb und Belgrad nach Nis und Skopje. Hinter Belgrad ist die Strecke auf einer Länge von 60 Km vierspurig zur Autobahn ausgebaut, und bei Nis treffen wir auf Abschnitte, wo die Ausbauarbeiten unter Einsatz von Jugendbrigaden in vollem Gange sind. |
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Zwei Tage lang fahren wir durch Jugoslawien, steuern dann Saloniki an, wo wir unseren Mitfahrer am Bahnhof absetzen. Er nimmt den Akropolis-Express nach Athen. Wir suchen uns hinter Saloniki einen ruhigen Feldweg für die Nacht. (Karte)
In Aspróvalta und in Kavalla legen wir Ruhepausen ein, schwimmen im Meer und lesen, und erfreuen uns an guten Sachen wie Keftedes und Moussaka. Einen weiteren Ruhetag gönnen wir uns noch in Alexandroupolis, wo gerade ein Weinfest und ein Jahrmarkt stattfinden.
Auf dem Campingplatz nehmen wir Kontakt auf mit Reisenden, die gerade aus der Türkei zurückkommen. Wir erfahren, dass sich die angespannte innenpolitische Lage hauptsächlich durch häufige Kontrollen durch Polizei und Militär bemerkbar macht, und dass es entgegen anderslautender Meldungen keine Probleme mit der Benzinversorgung gebe. Das beruhigt uns. (Zwei Monate später kommt es in der Türkei zum Militärputsch).
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Nach problemloser Einreise folgt eine ruhige Fahrt nach Istanbul. Viel wurde gebaut in den letzten fünf Jahren, am Marmarameer entstehen ganze Feriensiedlungen. Istanbul ist dann auf dieser Reise nur Durchgangsstation. Auf der neuen Stadtautobahn kommen wir zur Bosporusbrücke, es geht hinüber nach Asien, und rasch liegt die Metropole hinter uns. |
Die folgende Strecke ist sehr anstrengend. Auf der Strasse fast ausschliesslich LKW-Verkehr, dazwischen übermüdete Gastarbeiter-Urlauber. Am Berg ereignen sich jede Menge haarsträubender Überholmanöver. Ein Typ rammt uns fast bei dem Versuch, während der Fahrt Zigaretten von uns zu flohen. Einen bösen Unfall sehen wir auch: Ein Gastarbeiter-Pkw hat einen Tankwagen frontal getroffen. Es wird dunkel, und noch immer sind es fast 100 Km bis Ankara. In der Dunkelheit sind die Manöver noch gefährlicher, Auto-Skooter mit LKWs! Endlich erreichen wir das BP-Mocamp von Suzusköy, kurz vor Ankara. (Karte)
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Die Fahrt durch Anatolien, entlang des Salzsees Tuz Gölü, ist heiss und eintönig. Auf dem fast 3.600 m hohen Gipfel des Toros Dagi liegt Schnee. Die Strasse steigt an, es geht über das Taurus-Gebirge. Hier erwarten uns 100 Km Baustelle, wir schlucken viel Staub und Dieselgestank. Interessante Überholmanöver am Berg. |
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Wir kommen hinunter in die Kilikkische Ebene, es wird sehr schwül, und im Nu wir fühlen uns schmuddelig.
Am frühen Abend sind wir in Adana. Eigentlich hatten wir erwartet, hier auf dem Campingplatz Traveller zu finden, aber wir sind die Einzigen. Ein paar Türken sind da, Iraker und ein Libanese. Auch unterwegs haben wir kein einziges Touristenauto gesehen. Der Platz ist schön angelegt, und sehr sauber, erinnert etwas an die Plätze im Iran. Wir geniessen die Dusche und essen im Campingplatz-Restaurant zu Abend: Shish-Kebab mit pommes frites, dazu ein Efes-Pilsen. Morgen geht es nach Syrien! (Karte)
Über Iskenderun und Antakya ist es nicht mehr weit bis zur Grenze. Die Abfertigung auf türkischer Seite erfolgt flott, und nach einer Fahrt durch Niemandsland mit vielen Autowracks kommen wir zur syrischen Grenzstation.
Hier dauert's etwas länger, vor Allem beim Zoll. Jugendliche Schlepper versuchen, meine Papiere in die Hand zu kriegen. Der Zöllner, der mein Carnet bearbeitet, scheint nicht sonderlich kompetent. Die Schlepper stempeln es ab. Ich zahle 30 Syrische Pfund Strassengebühr und gebe 5 Syr. Pfd. als Bakschisch. |
Dann bekommen wir noch einen „Freund“ ins Auto gesetzt, der nach Aleppo mitgenommen werden will.
Nachdem wir unseren Gast an einer Bushaltestelle in Aleppo abgesetzt haben, folgen wir einem Hinweisschild "Camping". Dieser entpuppt sich als schattiges Gelände hinter einer Tankstelle, es gibt Wasser, Toiletten und Duschen, das wird schon gehen. (Karte)
Habib, der Campingplatz-Verwalter, ist sehr nett, bietet uns laufend Zigaretten an und auch Kaffee. Dann will uns was besonders Gutes tun, und spielt uns eine Kassette mit deutschen Schlagern vor: Lied der Schlümpfe und ähnliches...
Abends kommt ein grosser Hanomag-Kastenwagen an, schön bemalt mit Palmen und Kamelen. Ein deutsches Paar, das nach Saudi Arabien will, aber noch keine Visa hat. Wenn das mal klappt. Später kommen wir dann noch in den Genuss von syrischem Fernsehen. Unser Freund holt seine Glotze, und stellt sie auf die Mülltonne.
Es sind noch ein paar Franzosen da und ein deutscher R4, und auch eine Gruppe von sechs jungen Wienern, mit einem alten Mercedesbus vom Typ 319. Der kann mit seinem Charme zwar fast unserem Bus-Oldie Konkurrenz machen, hat aber einige technische Probleme, u.a. erhöhten Ölverbrauch, weshalb sie ihn liebevoll "Ölilein" nennen.
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Unsere erste Erkundung führt uns zum Simeonskloster "Qalat Semaan", jener Ort, wo der Säulenheilige fast 30 Jahre lang auf einer Säule zugebracht haben soll. Der Säulenstumpf ist noch zu sehen, in Mitten des spätrömischen Bauwerkes, der Heilige hingegen nicht mehr.
Die anschliessende Fahrt zur frühchristlichen Kirche von Qalb Lozeh gestaltet sich schwieriger. In Sichtweite der Grenze geht es links ab durch eine hügelige, steinübersäte Landschaft. Die Beschilderung ist schlecht, und wir wissen nicht so recht, ob wir hier überhaupt richtig sind. Da kommt ein Polizeiauto mit zwei Beamten daher, und sie fragen uns, wohin wir denn wollten. Sie fahren vor uns her, und biegen nach links ab in ein enges Tal.
An einer Kreuzung sitzen Leute, mit denen palavern die Polizisten. Und dann steigt ein etwa 15 oder 16 Jahre alter Junge zu uns ins Auto. Er stellt sich als Abdal Rozck vor, und er wohnt in Qalb Lozeh. Es geht einen abenteuerlichen Berg hinauf, im 1. Gang, rechts und links viele Steine. Rechter Hand liegt die "tote Stadt" Kirk Bizeh, oben auf dem Berg ist dann das kleine Dorf Qalb Lozeh. |
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Wir sind natürlich sofort eine Attraktion hier! Die Kinder laufen herbei, sind dabei aber recht zurückhaltend. Die frühchristliche Kirche steht mitten im Dorf, darinnen sitzt eine Gruppe junger Männer und hält ein Schwätzchen. |
In Qalb Lozeh stehen die Reste einer früchristlichen Basilika. Leider diente sie lange Zeit als Steinbruch
Dann will uns unser junger Freund, der ganz gut englisch spricht, zu seiner Familie einladen. Bald sitzen wir in einem kühlen Raum, gedämpftes Licht fällt durch die kleinen Fenster, um uns herum Freunde und Verwandte unseres jungen Gastgebers. Tee wird serviert, Zigaretten angeboten, Spässchen gemacht.
Es sind Drusen, also keine Moslems, und daher brauchen sie sich auch nicht an die Fastenregeln des Ramadan zu halten. Nach zwei Stunden verabschieden wir uns, bevor es anstrengend wird, und fahren auf dem Rückweg noch kurz bei den Ruinen von Kirk Bizeh vorbei.
Die Wiener mit ihrem "Ölilein" reisen weiter, und wir besuchen das Museum von Aleppo. Während wir dann, wieder zurück auf dem Campingplatz, in der Mittagshitze dösen, trifft Ölilein", an einem Abschleppseil hängend, wieder ein. Er war nach 60 Km einfach nicht mehr angesprungen. So steht der weitere Nachmittag im Zeichen vergeblicher Reparaturversuche. (Karte)
Die imposante Zitadelle beherrscht das Zentrum von Aleppo, zur Zeit ist sie vom Militär besetzt
Sie wurde im 7. Jahrhundert errichtet, auf einem zum Teil eigens angeschütteten Hügel
An unserem dritten Tag in Aleppo besuchen wir die Zitadelle, und hier ist es unübersehbar, dass über die Stadt der Ausnahmezustand verhängt wurde. In der Zitadelle haben sich militärische Einheiten verschanzt, ihre Zugänge sind mit Sandsäcken verbarrikadiert, hinter denen Soldaten mit Maschinengewehren auf der Lauer liegen.
Wir haben schon davon gehört, dass vor wenigen Tagen in den Souks eine Bombe hochgegangen ist. Dahinter stecken Moslembruderschaften, die nach dem iranischen Vorbild des Ayatollah Khomeini auch in Syrien einen Gottesstaat einführen wollen.
Daher können wir die Zitadelle nicht betreten, doch auch von aussen ist das Festungsbauwerk aus dem 7. Jahrhundert sehr eindrucksvoll. Anschliessend erkunden wir den Souk,in dessen engen, zum Teil überdachten Gassen ein buntes Treiben herrscht.
Eine reizvolle Welt für sich, das kilometerlange, teilweise überdachte Labyrinth der Souks
Abends trifft Rotel-Tours auf dem Campingplatz ein. Sie geben uns allen so viel von ihrer Tomatensuppe ab, dass selbst die streunenden Hunde nichts mehr davon mögen.
Die Wiener haben ihr "Ölilein" einer Werkstatt anvertraut, und wir setzen unsere Reise fort, und brausen in Richtung Hama. Wir durchqueren den "fruchtbaren Halbmond", ein landwirtschaftliches Gebiet mit Bewässerungskanälen, in denen Kinder und Lkw-Fahrer plantschen. |
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In Hama finden wir schnell die zwei zentralen Norias, riesige, viele hundert Jahre alte Wasserschöpfräder, die sich unter lautem Knarren und Stöhnen in ihren hölzernen Lagern im Fluss Orontes drehen. (Karte)
Seit Jahrhunderten drehen sich die riesigen Norias von Hama in den Fluten des Orontes
Dabei vollführen ihre hölzernen Lager einen unaufhörlichen knarrenden und stöhnenden Klagegesang
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Die Norias von Hama |
In einem kleinen Park trinken wir 2 Limos. Das Eis in den Gläsern behagt uns nicht, wir trinken es trotzdem mit Todesverachtung. Auch in Hama sehen wir viele Soldaten, und auch Zivilisten mit Maschinenpistolen. (Karte)
Wir fahren noch weiter bis Homs, biegen dann ab nach Osten, und folgen einer schmalen, welligen Asphaltstrasse schnurgeradeaus hinein in die syrische Wüste. Sie folgt der Pipeline T3, durch die irakisches Erdöl zum Hafen von Tripoli im Libanon gepumpt wird. (Karte) |
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Zwangspause, als sich einer der hinteren Reifen auflöst. Wir lassen ihn mitsamt Felge einen Abhang hinunterrollen, montieren eines der verbleibenden drei Ersatzräder.
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Weiter geht es, an einem grossen Militärcamp vorbei. Es wird nun noch wüstenhafter, und dann sehen wir auch grosse Kamelherden zu beiden Seiten der Strasse, die ersten auf dieser Reise. Am Abend erreichen wir das Ziel der Tagesetappe, die Ruinenstadt Palmyra, neben der Oase Tadmor. Wir campieren auf dem Parkplatz des Hotels "Zenobia", in Sichtweite der antiken Gemäuer. (Karte) |