Spanien, Marokko und Portugal
5.8.69 - 3.10.69

Reisedauer:  60 Tage       Strecke: 9.500 Km

Die Route:  Wiesbaden - Mainz - Alzey - Saarbrücken - Forbach - Metz - Paris - Orleans Limoges  - Toulouse - Andorra - Lérida - Tarragona - Cambrils  -  Ciurana - Cambrils Castellón - Valencia - Cullera - Alicante - Murcia - Guadix - Granada - Málaga - Marbella Algeciras - Fähre nach Ceuta - Tetouan - Tanger - Asilah - Larache - Ksar el-Kebir - Kenitra Rabat - Ausflug Ain el Aouda - Ausflug Medhia - Khemisset - Meknes  - Azrou - Col du Zad Midelt - Tizi n’ Talrhemt - Ksar-es-Souk - Erfoud - Rissani  - Ausflug Dünen von Merzouga Ksar-es-Souk - Boulemane - Midelt - Sefrou - Fès  - Ouezzane - Chechaouen - Tetouan Ceuta - Fähre nach Algeciras - Cádiz - Sevilla - El Rosal de la Frontera - Setubal - Lissabon Batalha - Fatima  - Figueira da Foz  - Coimbra  -  Bragança - Zamora - Valladolid  - Burgos San Sebastian - Irún - Bordeaux  - Clermont Ferrand - Lyon - Bourg - Besançon - Belfort Mulhouse  -  Müllheim/Neuenburg  - Freiburg  -  Karlsruhe  - Heidelberg  -  Darmstadt Wiesbaden       (Karte)

Teil 1

18 Monate Wehrdienst liegen hinter mir, und so plane ich mit meinen Freunden für den Sommer 1969 eine erneute lange Campingreise. Spanien und Portugal hatten uns gut gefallen, und dort wollen wir wieder hin, verbunden mit einer Rundreise durch Marokko.

Werner B. "Tino" kann leider nicht mitfahren, so wird Günter S. "Meister" unser dritter Mann, ein bewährter Freund und obendrein Spanienliebhaber. Des "Meisters" Affinität zur feinen Küche, und vor allem seine praktischen Erfahrungen mit der Kochkunst, lassen positive Impulse für unsere Campingküche erhoffen, und seine Kenntnisse der französischen Sprache werden im Land der Kuttenmänner sicher auch sehr hilfreich sein.

So rollen wir am 5. August in meinem vollgepackten Käfer durch Saarbrücken, Metz und Verdun in Richtung Paris. In Versailles haben wir Quartier bei Barnies Brieffreund Jean L., wo wir drei Tage lang herzliche Aufnahme finden.

 

 

Abends können wir es uns dann nicht verkneifen, eine Strip-Tease-Bar aufzusuchen. Sie heisst "Cupidon", und befindet sich am Place Pigalle Nummer 7.

Der Eintritt kostet jeden 5 Franc, und dann sitzen wir bei einem sündhaft teueren Bier an einem der hinteren Tische nahe des Einganges.

Wir finden hier alles recht amüsant, und nach dem Bier gehen wir. Man muss es ja mal gesehen haben.

 
                      Am Place Pigalle geht die Post ab                                               Bei "Victor Hugo" geht nix mehr ab

Auch fahren in den Stadtteil Levallois, zur Kneipe "Victor Hugo" in der Rue Victor Hugo, wo wir 1967 einen netten Umtrunk hatten, anlässlich unserer defekten Benzinpumpe. Doch unser Freund Pérolle hat wohl pleite gemacht, jedenfalls ist das Lokal geschlossen.

Auch der Eiffelturm ist wieder dran, und diesmal greifen wir tief ins Portemonnaie und fahren mit dem Aufzug bis hoch auf die oberste Plattform. Der Ausblick ist überwältigend! Es schliesst sich eine Besichtigung der Kathedrale von Notre Dame an, und dann verbringen wir den ganzen Nachmittag im Louvre.

 
                                      Besichtigungspause                                                              Am Schloss von Versailles

Und da wir in Versailles residieren, besichtigen wir am letzten Tag noch ausführlich die weitläufige Anlage des dortigen Schlosses.

Nun fahren wir durch Mittelfrankreich in Richtung Pyrenäen. (Karte)

Der Zwergstaat Andorra lockt mit billigen Benzinpreisen, und nachdem der Tank gefüllt ist, leisten wir uns ein Menü mit allen Schikanen: Salat, Paella, Käse, Obst und Wein, und zum Schluss noch einen Cognac.


Nun geht's in die Pyrenäen


          Schlechtes Wetter und viel Nepp in Andorra

In Andorra La Vella schlendern wir durch die Gassen, doch so manches entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Touristennepp.

Da es obendrein noch anfängt heftig zu regnen, huschen wir von Hauseingang zu Hauseingang, was auch keinen grossen Spass macht.

Daher fahren wir rasch weiter, über Lérida nach Cambrils, südlich von Tarragona. Hier suchen wir uns einen ruhigen Platz am Strand, blasen die Luftmatratzen auf, und begeben uns bald zur Ruhe.    (Karte)

 
                                        Kampf dem Durst                                                                                 Aber mit Bier?

Am nächsten Morgen auf dem Markt laufen uns Peter und Madeleine über den Weg. Freunde aus Wiesbaden, von denen wir wussten, dass sie hier sind.

Auf dem Camping Maria Magdalena bauen wir neben ihnen unser Zelt auf.

Die Beiden haben schon eine lange Tour hinter sich:  Sie sind per Anhalter bereits durch Skandinavien getrampt, dann über England und Frankreich nach Portugal, und schliesslich waren sie auch in Marokko.


Peter und Meister kochen gemeinsam

Von Südspanien aus sind sie dann die Küste hinaufgetrampt bis nach Cambrils, wo wir sie heute getroffen haben. Und ihre weiteren Pläne: Weiterziehen bis nach Griechenland und in die Türkei!

 
                                         Abu Ibn Al Barnie                                                          Sheik Al Meister hält seine Ansprache

Tagsüber gehen wir zusammen baden, abends gehen wir auf Kneipentour, wobei die urige Bar "La Salle" unser Stammlokal wird.

Eines Abends setzen wir dann einen 10-Liter-Eimer voll Sangría an, mit ordentlich Cognac drin, den wir im weiteren Verlauf des Abends auch leeren. Der Abend wird ein voller Erfolg!

Ein Ausflug führt uns in die Berge der "Sierra de Montsant", zu dem Bergnest "Ciurana".

Das ist nur über einen stellenweise steilen und gewundenen, und vor allen Dingen sehr staubigen, unbefestigten Weg zu erreichen.

Einsam, aber sehr romantisch ist es hier oben.


Auf Schotterpiste nach Ciurana

   "Fahrt nach Ciurana"
 

       Madeleine und Peter trampen weiter, viel Glück!

Peter und Madeleine trampen weiter, und einen Tag später treffen wir, nun wirklich per Zufall, unseren alten Freund Charlie aus Wiesbaden, genannt der "Aff", mit seiner neuen Freundin Gisela.

Mit der Besatzung des Fischkutters "David" vereinbaren wir, dass wir mit zum Fischen hinausfahren können. So stehen wir bereits um 5.45 Uhr auf, um pünktlich zur Abfahrt zu kommen.

Während Meister das Fischerboot mit einem mehr oder weniger eleganten Kopfsprung entert, begeben Barnie und ich uns auf angemessen seemännische Art an Bord.

Wir bezahlen unsere Passage in Form von einigen Flaschen Cognac und Sprudelwasser, und um 7.00 Uhr verlassen wir den Hafen.


"Unser" Fischerboot bevor wir es entern

  "Ein Tag auf einem Fischkutter"

 
                    Wir dösen im Schatten der Kajüte                                              Der Patrón behält das Netz im Auge

Um 9.00 Uhr werfen die Fischer das Schleppnetz aus, Cambrils und die Küste sind bereits im Dunst verschwunden. Wir kommen mit den Leuten ins Gespräch, und der Patrón erzählt uns, dass er früher mal Soldat bei der Spanischen Legion gewesen war.


                    Frittierte Sardinen, lecker, lecker!

In Öl frittierte Sardinen werden zubereitet, wir werden dazu eingeladen, und sind sehr froh darüber. Denn in unserem Eifer hatten wir vergessen, irgendeinen Proviant mitzunehmen.

Das Boot schwankt und stampft, wir machen ein Nickerchen, ausgestreckt auf dem Vorderdeck.

Um 12.00 Uhr wird das Netz eingeholt. Wir sind jetzt etwa 50 Km vor der Küste. Jemand entdeckt eine Seeschildkröte, und sofort wird Kurs darauf genommen. Sie gleitet direkt an der Bordwand entlang, und mit Netz und Käscher versucht man sie zu fangen. Doch die Schildkröte entkommt und taucht weg. Besser so!

Nachdem das Netz an Bord ist, wird der Inhalt ausgeleert, und das Netz sogleich erneut ausgeworfen. Nun nehmen wir wieder Kurs auf Cambrils, währenddessen wird der Fang sortiert und auf Eis gelegt.

Als wir um 17.00 Uhr wieder in den Hafen von Cambrils einlaufen, ist alles bereit für den Verkauf. Wir bedanken uns bei den freundlichen Fischern für das interessante Erlebnis, sind aber froh, nach 10 Stunden Geschaukel wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.

   "Ein Tag auf einem Fischkutter"

Auf unserem Campingplatz finden Bauarbeiten statt, leider unweit unseres Zeltes. Die wackeren Maurersleut’ beginnen ihr ehrbares Werk zu früher Stunde, und stören damit empfindlich unseren Schlaf. Wenn früh morgens die Mischmaschine zu rattern beginnt, und ein unüberhörbares Schaufeln, Hämmern und Klopfen einsetzt, fluchen wir grimmig in unsere Kissen und schwören Rache.

Als wir an einem der Abende von der Bar La Salle zurückkommen, schnappt Barnie seinen Werkzeugkasten, und wir gehen hinüber zu der Mischmaschine, mit düsteren Sabotageabsichten im Sinn. Irgendein wichtiges Teil wollten wir ausbauen, damit das Ding nicht mehr läuft. Da fällt unser Blick auf den Kunststoffknebel, der zum Einschalten dient. Das ist die einfachste Lösung! Einfach und wirkungsvoll! Barnie löst die Halteschraube, und schon kann er den Knebel abziehen. Zurück bleibt ein kurzer Vierkantstummel, der so nicht mehr gedreht werden kann. Morgen früh werden wir endlich mal ausschlafen können!

Und so ist es auch! Keine ratternde Maschine stört am Morgen unseren heiligen Schlaf, nur das Scharren von Schaufeln dringt irgendwann in mein Bewusstsein. Denn heute morgen müssen die armen Arbeiter ihren Speis und Mörtel von Hand anrühren.


             Auf dem Camping  Santa Marta in Cullera

Die Reise geht weiter. Wir folgen der Küstenstrasse nach Süden, mit Aff und Gisela im Geleit, passieren Castellón de la Plana, und erreichen südlich von Valencia den kleinen Küstenort Cullera. Den habe ich seit 1967 in guter Erinnerung.   (Karte)

Wie schon vor zwei Jahren, suchen wir den Campingplatz "Sta. Marta" auf.

Tagsüber halten wir uns vorwiegend am Strand auf, abends gehen wir Touristenmenüs essen, die für 60 Peseten (3,60 DM) zu haben sind.

Dann suchen wir uns möglichst "urige" spanische Kneipen, wo wir die Abende beschliessen.


Heute gibt es einen leckeren Salat mit Thunfisch

  
                                                          Lustige Stunden im Gartenlokal des Campingplatzes

Nach 4 Tagen geht’s weiter nach Süden, nach Alicante, wo wir am Abend eintreffen. Nach dem obligatorischen Menü mit anschliessendem Umtrunk fahren wir vor die Tore der Stadt, und schlagen auf einem Feldweg unser Lager auf. Wir schlafen alle auf unseren Luftmatratzen neben den Autos, nur Gisela schlummert auf dem Liegesitz in Charlies Wagen.   (Karte)

 
            Der markante "Peñón de Ifach" bei Calpe                               Unser Übernachtungsplatz im Gelände

 
                                Good morning sunshine...                                                           ...the world says hello!