Griechenland - Türkei - Persien - Afghanistan

6.7. - 18.10.1975

Reisedauer:  105 Tage                            Strecke:  21.000 Km

Die Route:   Wiesbaden - Würzburg - Graz - Maribor - Kraspina - Zagreb - Beograd - Nis -Skopje - Saloniki - Asprovalta - Alexandroupolis - Ipsala  - Tekirdag  - Istanbul  - Ankara - Ürgüp Kayseri - Sivas  - Erzurum  - Grenze - Täbris - Teheran - Babolsar - Babol - Sari - Gorgan - Mashhad -  Sengbast - Fariman - Taiabad  - Herat - Kandahar - Ghazni - Kabul - Salang Pass  - Khulm  -  Mazar e Sharif  - Balkh - Mazar e Sharif  - Khulm  - Salang Pass - Kabul - Bamiyan - Band e Amir - Bamiyan  - Doshi - Kabul  - Ghazni  - Kandahar  - Herat - Mashhad - Sari - Teheran - Isfahan - Dorud - Malayer - Hamadan - Kermanshah - Senendaj - Rezayeh - Grenze - Van - Fähre Vansee - Tatvan - Diyarbakir - Elazig - Malatya - Kayseri - Ürgüp / Göreme  - Aksaray  - Tuz Gölü  -  Ankara - Bolu - Adapazari  -  Istanbul  -  Ipsala - Alexandroupolis - Xanthi Kavala  - Asprovalta - Kriopigi - Saloniki - Lárisa - Lamía - Athen - Fähre Hania (Kreta) - Rethimnon - Iraklion - Agios Nikolaos - Ierápetra - Agia Galini - Lendas - Kali Limenes - Agia Galini  - Plakiás - Rethimnon - Hania (Fähre nach Piräus) - Athen - Lamía - Lárisa  - Katerini  - Gevgelija - Skopje - Dubrovnik - Split - Zadar - Karlobag  -  Karlovac - Zagreb - Maribor - Graz  - Leoben - Radstadt - Salzburg - München - Nürnberg - Würzburg - Wiesbaden    (Karte)
 

Teil 1

Sind 100 Tage genug, um auf dem Landweg nach Indien und Nepal zu fahren, und auch wieder zurück? Im Frühjahr 1975 beschäftige ich mich eingehend mit dieser schwierigen Frage, studiere Reiseführer, Landkarten und Prospekte, und stelle eine Route zusammen, die sich in 3 1/2 Monaten bewältigen lässt.

Immerhin waren wir im letzten Jahr schon bis zum Persischen Golf gefahren, und von Persien nach Indien ist es ja dann nicht mehr sooo weit...! Die Planung sieht eine Rundfahrt durch Punjab und Rajastan vor, dann weiter nach New Delhi, und über Jaipur, Agra, Gwalior, Khajurao, Varanasi und Patna hinauf zu dem nepalesischen Kathmadu.


Unsere geplante Reiseroute nach Kathmandu

Reisefahrzeug ist mein inzwischen 5 Jahre alter Ford Escort Kombi, der zwar bereits 202.000 Km gelaufen ist, davon aber erst 62.000 Km mit seinem zweiten Motor. In der sicheren Erwartung, auf dieser Reise jede Menge schlechter Strassen und Schotterpisten anzutreffen, versehe ich die Scheinwerfer mit Schutzgittern, und ein auf dem Dachgepäckträger ruhendes Gitter kann bei Bedarf vor die Frontscheibe geklappt werden.

Auf dem Dachträger finden, neben zwei kompletten Ersatzrädern, drei 20-Liter-Stahlblechkanister Platz, und natürlich nehmen wir wieder diverse Ersatzteile mit, sowie den gut bestückten Werkzeugkasten.

Unser Steilwandzelt werden wir zu Hause lassen, stattdessen kaufen wir ein preiswertes Hauszelt (Made in DDR), das genauso schnell wie die kleine Hundehütte aufgebaut ist, aber mehr Platz und fast Stehhöhe bietet.

Sicher werden wir auch wieder im Auto übernachten müssen, doch da uns die unbequeme Pennerei im Sitzen ziemlich auf den Keks geht, ersetze ich die Vordersitze durch bequeme Liegesitze aus einem Fiat-Schrottauto. Die müssen allerdings vorklappbar sein, was ich mit einem rustikalen Eigenbau-Mechanismus bewerkstellige: Die Sitze ruhen auf dicken Holzklötzen, und sind dank eines kräftigen Scharniers nach vorne zu klappen. Nicht unbedingt TÜV-geeignet, aber es hält.

Unseren bewährten Kochschrank stellen wir wieder so in den Laderaum, dass er bei geöffneter Heckklappe direkt zugänglich ist, und zusätzlich bastele ich noch einen geräumigen Schrank mit 3 Klapptüren. Der wird hinten quer auf der Ladefläche festgeschraubt, und die hintere Sitzbank samt Lehne baue ich ganz aus. Damit gewinnen wir zusätzlichen Gepäckraum, können aber trotzdem die Lehnen zum Schlafen herunterlassen. Jetzt haben wir schon fast ein "Wohnmobil"!

Technisch sind wir also gut gerüstet für dieses Abenteuer, doch die Entwicklung der politischen Lage in Indien bereitet uns Sorgen.

Nach schweren Unruhen, und nachdem Gerichte versucht hatten, ihre Macht zu beschneiden, verhängte Indira Gandhi am 26. Juni, also wenige Tage vor unserer Abreise, den Ausnahmezustand über das Land.

   
    Wir sind bereit zur Abreise!

Doch noch sind wir optimistisch, lassen uns die nötigen Impfungen verpassen und besorgen uns die notwendigen Visa, zuletzt das afghanische auf dem Konsulat in Frankfurt.

Am 6. Juli reihen wir uns ein in den starken Reiseverkehr, und legen mit 950 Km eine lange, erste Etappe zurück, die kurz vor Zagreb, bei dem kleinen Ort Krapina endet.

Dort stellen wir uns um 2.00 Uhr an den Strassenrand, und pennen im Auto.
                        
(Karte)

   

Gegen 9.00 Uhr erwachen wir, die Liegesitze haben sich gut bewährt, nur das Lenkrad störte mich etwas.

Heute fahren wir auf dem berühmt-berüchtigten "Autoput", über Zagreb, Belgrad und Nis nach Skopje.

Die dauernde Überholerei ist sehr ermüdend, denn sie erfordert volle Konzentration.

Doch wir kommen gut voran, und gegen 22.30 Uhr erreichen wir die griechische Grenze bei Gevgelija - Evzoni. Es geht weiter nach Saloniki, dann an Kavalla vorbei, und um 2.00 Uhr sind wir endlich in Aspróvalta, wo wir mit unseren Freunden Dieter und Ursel verabredet sind. Zur Begrüssung müssen wir sie allerdings erst aufwecken.  (Karte)

Die folgenden drei Tage verbringen wir zusammen mit Dieter und Ursel in Aspróvalta. Mit dem Ort können wir uns aber nicht so recht anfreunden. Die Hauptverkehrsstrasse führt mitten hindurch, es ist laut und ungemütlich, und für unseren Geschmack zu stark auf Tourismus eingestellt. Doch der lange, breite Sandstrand ist sehr schön, und das Meer lädt ein zum Baden. Des Abends gibt es Salat, Keftedes und Bohnen, in verschiedener Reihenfolge, und dann halten wir uns an Ouzo und Wein.

Der einzige Ausflug führt uns auf einer Schotterstrasse nach Stavros und Olibia, auf der Chaldikidi-Halbinsel. Hier ist es endlich typisch griechisch!

Nach diesen drei Tagen brechen wir die Zelte in Aspróvalta ab, es geht nach Istanbul! Dieter und Ursel haben beschlossen, uns bis dorthin zu begleiten.

Nach einem Mittagessen in Alexandroupolis ist es dann nicht mehr weit zur türkischen Grenze.

Der Grenzübertritt verläuft völlig problemlos, doch nur wenige Kilometer später hat Dieter Pech!

Ein von einem Fahrzeug hochgeschleuderter Stein fliegt ihm in die Windschutzscheibe, und die geht natürlich zu Bruch!

   
            Pech: Ein Stein zertrümmert Dieters Scheibe


      Dieter versucht, die Sache mit Humor zu nehmen

In dem Ort Tekirdag entdecken wir eine "Oto - Çami" - Werkstatt (Werkstatt für Autoscheiben).

Die haben zwar keine passende Scheibe für die "Ente" vorrätig, aber für 30 DM bauen sie eine aus normalem Fensterglas ein.

Dadurch haben wir nun viel Zeit verloren, und so suchen wir bereits hinter Tekirdag nach einem Camping-platz.

Wir landen in einem Gartenlokal an der Strasse, und die Leute hier sind so nett und bieten uns an, doch hier stehen zu bleiben. Nun gut, Problem gelöst!

Wir kochen uns was am Auto, trinken dann noch ein paar Bier in dem Lokal, und verbringen so einen netten Abend.

    
                                Der erste Abend in der Türkei

Am nächsten Morgen kommt dann die Überraschung, denn die knöpfen uns doch tatsächlich 100 TL (= 16 DM) für die Übernachtung im Auto auf ihrem Grundstück ab! Auch wenn die Leute noch so nett sind, sollte man doch immer vorher fragen, was es kostet!

Während wir uns noch darüber ärgern, fahren wir weiter in Richtung Istanbul.

Wir steuern den Campingplatz von Ataköy an, der voll belegt ist.  (Karte)

Gemeinsam besuchen wir das Topkapi - Serail, und die unweit davon liegende Blaue Moschee.

Dann spazieren wir hinunter zu der Galatabrücke, und trinken dort einen erfrischenden "Ayran".

Der am nächsten Tag geplante Besuch des Grossen Bazar muss leider ausfallen, denn es ist Sonntag, und das hatten wir nicht bedacht.


 Blick auf Bosporus und Topkapi Serail


 Abschied auf dem Parkplatz Sultan Ahmet

Wir trinken einen Abschiedstee, danach ein letzter Händedruck auf dem Parkplatz von Sultan Ahmet, und dann fahren Dieter und Ursel zurück nach Aspróvalta.


                           Tuffsteinkegel in Kappadokien

Für uns beginnt erneut das "Abenteuer Asien". Wir überqueren den Bosporus, und gelangen bei sehr starkem Verkehr nach Ankara.  (Karte)

Ab dort folgen wir einer Nebenstraße nach Kayseri, und auch das wird eine anstrengende Fahrt. Gut, dass wir den Kassettenspieler eingebaut haben, so halten mich die ersten drei Folgen des Hörspiels der "Buddenbrooks" wach.

So erreichen wir endlich müde und erschöpft den Campingplatz "Çimenlik" in Ürgüp, mitten in der faszinierenden Landschaft von Kappadokien.

Wider Erwarten wird der nächtste Tag zu einem mittleren Horrortrip.

Der Aufbruch ist jedoch friedlich. Wir fahren nach Kayseri, kaufen dort Brot, Weintrauben und Pfirsiche ein.

50 Kilometer vor Sivas beginnt eine unasphaltierte Gebirgsstrecke, die uns eigentlich noch als gut befahrbar in Erinnerung ist.   (Karte)

    
    Noch ist die Strasse durch Anatolien in Ordnung

Hinter Sivas beginnt dann aber der Schlamassel so richtig! Aus unerfindlichen Gründen hat sich die gesamte Strecke von Sivas bis Erzurum seit dem letzten Herbst in eine üble Schotterpiste verwandelt! Auf einer Länge von über 500 Km hat man auf die bestehende Asphaltdecke eine dicke Schotterschicht aufgebracht! Das wird also eine entsetzliche Fahrerei, oft mit herabgelassenem Schutzgitter vor der Scheibe.

 
 Dann quälen wir uns über 500 Km Schotter, vorsichtshalber mit heruntergeklapptem Schutzgitter

Als wir endlich nach vielen Stunden in Erzurum ankommen, ist der Campingplatz neben der BP-Tankstelle mit einer Kette abgesperrt. So stehen wir also die Nacht über an der Tankstelle neben stinkenden Lkws, und träumen von Asphalt.(Karte)

Am nächsten Tag zerschlägt sich leider unsere Hoffnung, wenigstens die Strecke zur Grenze asphaltiert vorzufinden. Ein grauenhafter Acker, über den wir da rumpeln!

Laufend klappen die Schranktüren auf, und Connie hat schwer zu kämpfen, um zu verhindern, dass sich der Schrankinhalt in das Auto ergiesst, und bald trägt sie einige Beulen am Kopf davon.

     
                         Noch 80 Km bis zur iranischen Grenze

 
Der schneebedeckte Gipfel des Berges Ararat ist heute klar zu sehen


                        Warten am Zollhof von Bazargan

Dafür erfreut uns aber ein wunderschöner, freier Ausblick auf den Gipfel des Berges Ararat.

So kommen wir an die türkisch - persische Grenze bei Bazargan. Dort ist der Teufel los, und so brauchen wir 1 ½ Stunden für die Formalitäten.

Doch dann schweben wir entspannt auf persischem Qualitätsasphalt nach Täbris.
                       
(Karte)

Der dortige Campingplatz neben dem Shah-Goli ist ziemlich voll. Wir unterhalten uns noch etwas mit einem deutschen Paar, und schlummern dann recht gut auf den Liegesitzen. Heute war der zehnte Reisetag, und bis Persien sind wir schonmal gekommen!

Täbris ist die Hauptstadt der Region Azerbeidjan, die wir am nächsten Tag durchqueren, und ausgedehnte Weizenfelder erinnern daran, dass Azerbeidjan als die "Kornkammer" des Iran gilt.

 
 Kornfelder in Azerbeidjan, und aus Lehmziegeln gebaute Dörfer

Der Verkehr nimmt stark zu, und dann erreichen wir Teheran.     (Karte)

Wie wir zum Campingplatz "Gol-e Sahra" finden, wissen wir ja noch von vorigen Jahr.

Er ist zwar ab dem grossen Kreisel mit dem Shahyad-Monument ausgeschildert, aber dennoch nicht leicht zu finden.


         Das Shahyad-Monument grüsst den Besucher

Der Campingplatz ist total überfüllt, Schuld daran sind riesige Fernlaster, deren Fahrer hier campieren. Ausserdem hausen hier grössere Gruppen koreanischer Gastarbeiter.

Und sehr laut ist es auch auf diesem Platz, denn er liegt direkt an einer stark befahrenen Strasse, die Bahnlinie führt in der Nähe vorbei, und der Flugplatz ist nicht weit. Ausserdem ist nebenan noch eine Lastwagen-Werkstatt...

Trotzdem verbringen wir hier einen gemütlichen Abend mit dem deutschen Paar, das wir schon in Täbris getroffen hatten, und bleiben auch noch den nächsten Tag hier, um Wäsche zu waschen, und ganz einfach zu faulenzen.


 Der Verkehr in Teheran ist recht chaotisch


 Elendsviertel in Teherans Randbezirken

Bevor wir Teheran hinter uns lassen, umrunden wir noch einmal das Shahyad-Monument, und lassen uns durch den chaotischen Verkehr nicht von einer kleinen Stadtrundfahrt abhalten.

Während wir dann Richtung Nord einschlagen, sehen wir auch die Kehrseiten solch einer Metropole, die von einem breiten Gürtel von Elendsvierteln und Slums umgeben ist.

Unmittelbar nördlich von Teheran steigt die Strasse an ins Elburs-Gebirge.

Die schroffen und Kahlen Berghänge sind nicht ohne Reiz, besonders im Kontrast zu einigen tief eingeschnittenen grünen Tälern.

Es herrscht dichter Verkehr, denn die Teheranis kommen zurück vom "Freitagsausflug".  (Karte)

   
      Nördlich Teherans erhebt sich  das Elburs-Gebirge


             Ein prachtvoller Blick auf den Demavend

Hinter Ab-e-Ali spotzt plötzlich unser Motor, und schliesslich bleibt er stehen. Ich habe die Benzinpumpe im Verdacht, baue sie daher aus und reinige sie, und oh Wunder, der Motor läuft wieder.

Dann sehen wir den Demavend vor uns, in seiner vollen Pracht! 5.600 m hoch ist dieser erloschene Vulkan, der höchste Berg des Iran.

Die Nordhänge des Gebirges zeigen ein völlig gegensätzliches Bild, denn sie sind dicht bewaldet, und die Strasse führt nun hinab in die üppig grüne Küstenebene, an den Gestaden des Kaspischen Meeres.   (Karte)