Spanien, Marokko und Portugal
5.8.69 - 3.10.69

Teil 2
 

Am Morgen trennen wir uns von Charlie und Gisela, die noch an der Küste bleiben wollen.

Wir wenden uns landeinwärts, fahren über Elche und Murcia nach Granada.

Auch hier schlagen wir, nach dem Abendessen, ausserhalb der Stadt unser Luftmatratzenlager auf.
 


Auf der Fahrt nach Murcia


         Der berühmte Löwenbrunnen in der Alhambra

In Granada besichtigen wir ausführlich die Alhambra, und anschliessend den Generalife-Park.

Die Kathedrale suchen wir auch auf, dann fahren wir über Málaga weiter bis nach Marbella, zu dem gleichen Zeltplatz am Meer wie schon 1967.  (Karte)

Sogleich suchen wir unsere Stammlokal, die "Bar Amsterdam" auf, doch statt der flotten "chicas" steht nun ein nervtötender Engländer hinter der Theke. Das ist nicht mehr dasselbe...

Plakate animieren uns, einen Stierkampf mit dem berühmten Matador "El Cordobés" zu besuchen, doch ersticken die unverschämt hohen Eintrittspreise unser Vorhaben im Keime. So suchen wir die "Bar El Cordobés" auf, ist ja auch was!

Rassigen Flamenco gibt es hingegen gratis, da hier gerade eine Fiesta stattfindet. Während ich mich also an andalusischem Brauchtum erfreue, rennen Barnie und Meister verzückt in eine Kneipe mit Fernseher, um sich dort ein Fussballspiel anzusehen.

 
       Barnie hat einen Graben durch unser Zelt gezogen                                     Unsere Campingküche

Eines Morgens geht ein starker Gewitterregen nieder, und Barnie verhütet das Schlimmste, indem er einen Graben durch unser Vorzelt zieht.

Auch in der folgenden Nacht tobt ein entsetzliches Gewitter, und ein rechter Sturzbach fliesst erneut durch unser Vorzelt. So nass kann das Zelt nicht eingepackt werden, also müssen wir die für heute vorgesehene Abreise verschieben.

Nach 5 Tagen in Marbella ruft das Abenteuer Marokko. Wir verstauen Zelt und Zubehör im Wagen, und verlassen Marbella in Richtung Algeciras. Dort angekommen, kaufen wir sogleich Schiffsbillets für die Fähre nach Ceuta.

Um 16.00 Uhr geht’s an Bord, und um 16.30 Uhr legen wir ab.

Wir fahren am Felsen von Gibraltar vorbei, die Berge Marokkos tauchen auch bald aus dem Dunst auf.

Gegen 18 Uhr laufen wir in den Hafen von Ceuta ein, und kurz darauf betreten wir zum ersten Male afrikanisches Festland!    (Karte)


Mit der Fähre "Virgen de Africa" geht's nach Ceuta

In der spanischen Exklave Ceuta tanken wir billig, da steuerfrei, dann erfolgt der Grenzübertritt nach Marokko ohne Schwierigkeiten. Wir gelangen rasch über Tetouan nach Tanger, unserem heutigen Etappenziel. Hier suchen wir den Campingplatz mit dem schönen spanischen Namen "Miramonte" auf, trinken ein Bier, bauen unser Zelt auf, und gehen schlafen.   (Karte)

Bei der Erkundung der Stadt Tanger besichtigen wir zuerst die Kasbah, lassen dort das Auto stehen, und gehen dann hinunter in die Altstadt, und in das Hafenviertel. Davon nicht weit entfernt ist der "Gran Socco", der grosse Markt.

Hier setzen wir uns in ein Strassenlokal, trinken süssen Pfefferminztee, und lassen das Milieu auf uns wirken. Nebenbei lässt sich Barnie für 1 Dirham etwas Haschisch aufschwätzen.


An der Kasbah von Tanger

 
                                                Gran Socco                                                                          Ein typischer Wasserverkäufer

Danach gehen wir auch noch auf den "Petit Socco". Tanger ist ja recht interessant, jedoch sind die Leute fürchterlich aufdringlich. Jeder quatscht einen an, will was von einem, will was verkaufen, oder betteln, oder sonstige Dienste aufschwatzen. So flüchten wir genervt in die Ruhe des Campingplatzes. Hoffentlich ist es nicht in ganz Marokko so!

Abends sitzen wir noch lange vorm Zelt und trinken Rotwein, der uns nicht so recht schmeckt. In der Ferne hören wir Hundegebell, und Hähne krähen mitten in der Nacht!

Tags darauf verlassen wir Tanger in Richtung Rabat. Es geht die Küste entlang nach Asilah, vorbei an den Resten des antiken Lixus, nach Larache.

Hinter Ksar-el-Kebir passieren wir die ehemalige spanisch-französiche Grenze, und über Kenitra gelangen wir schliesslich nach Rabat.   (Karte)


Von Tanger aus fahren wir nach Rabat


            Wir campieren an der Reitbahn von Souissi

Nach zwei Stunden vergeblicher Suche nach einem Campingplatz finden wir eine Campiermöglichkeit auf dem Gelände der Reitbahn Souissi.

Hier stehen wir gut und sogar praktisch ungestört. Die sanitären Anlagen sind zwar notdürftig, aber dafür zahlen wir auch nur ein kleines Trinkgeld.

Neben uns campiert ein junger Holländer mit seiner Frau. Der ist sehr nett, kennt Marokko anscheinend recht gut, und der gibt uns einige wertvolle Tipps.

Wir fahren in die Stadt, denn laut Reiseführer müsste am heutigen Freitag König Hassan mit prächtigem Gefolge zur Königsmoschee zum Gebet reiten, doch nichts dergleichen geschieht.

Wir rechnen mit einer Verspätung der Zeremonie, und schreiten zum Zeitvertreib die Front des riesigen Königspalastes ab.


Eingang zum Palast von König Hassan

Für 10 Dirham heuern wir einen der unvermeidlichen "Führer" an, und besichtigen mit dessen Hilfe das Innere des Königspalastes. Der Führer meint, dass es Hassan heute vorzöge am Strand zu liegen, statt zu beten. Uns interessiert natürlich auch die nahegelegene Königsmoschee, doch als Ungläubige dürfen wir nicht hinein, nur einen flüchtigen Blick durch die Tür können wir nehmen.

Daran schliesst sich ein Bummel durch das Markviertel der Altstadt an. Wir trinken den guten Pfefferminztee, kaufen Sandalen, und Barnie lässt sich wieder auf einen Haschischkauf ein.


                 Marokko ist ein Land grosser Kontraste

Der Händler hat das Zeug nicht dabei, und wir folgen ihm durch die engen und verwundenen Gassen des Souk.

Mir ist etwas mulmig dabei. Wenn die uns jetzt irgendwo eins über die Rübe hauen, können wir gar nichts machen... Aber schliesslich bleiben wir vor einem Haus stehen, der Deal kommt zustande, und wir gehen aufatmend zurück. Barnie kauft sich auch noch ein Haschpfeifchen, dann geht’s zurück zum Zelt.

Hier brutzeln wir uns ein Stück Fleisch in der Pfanne, dessen Genuss für Meister nicht ganz ungetrübt verläuft. Er sitzt am Tisch vor seinem Teller, zur Salzsäule erstarrt, während sich ein grosser Hund sein Steak vom Teller holt! Die Hunde streifen den ganzen Tag dort wild umher, und sind ganz friedlich und harmlos, aber Meister hat leider panische Angst vor Hunden.

Ein Ausflug führt uns in den etwa 30 Km südlich von Rabat gelegenen Ort Ain-el-Aouda.

Unser holländischer Nachbar hat uns nämlich erzählt, dass dort gerade tolle Reiterspiele stattfinden sollen.

Aber wir kommen zu spät, die Spiele sind schon beendet, und übriggeblieben ist nur ein riesiges Zeltlager und viel Trubel.

 
Fantasia in Ain-el-Aouda, leider schon vorbei

Als wir auf einer Nebenstrasse zurückfahren, kommen wir sozusagen im Hinterhof von Rabat an. Aus Schilf, Wellblech und Dreck haben sich hier die Ärmsten der Armen ihre Behausungen zurechtgezimmert. Es verschlägt uns fast den Atem beim Anblick des Elends.

Um den Tag sinnvoll auszufüllen, besichtigen wir noch die Chellah-Anlage, die heute grösstenteils nur noch aus einem Garten mit herrlicher Blütenpracht besteht.

Abends am Zelt "überfällt" uns ein deutsches Touristenpaar mit Cognac und Gin der Marke "Green Fish". Barnie holt sein Haschpfeifchen raus, Manfred und Helga sind ganz wild darauf, auch mal Haschisch zu probieren. Ich nehme auch mal ein paar Züge, verspüre aber keine besondere Wirkung. Der Alkohol hingegen, der verfehlt seine Wirkung nicht, besonders der "Green Fish", den wir zum Schluss noch leeren.

 
      Die eindrucksvollen Mauern der Kasbah von Rabat             Dahinter verbirgt sich ein subtropischer Garten

Auch die Kasbah von Rabat steht auf unserem Besichtigungsprogramm. Am Eingang trinkt Barnie von einem Strassenverkäufer ein Glas Limonade, aber nur 5 Minuten später kotzt er sie wieder raus, wahrscheinlich besser so...

Hinter den Mauern der Kasbah verbirgt sich ein wunderbarer subtropischer Garten.

  
                                                                               Blütenpracht im Garten der Kasbah


          Der  Hassanturm ist das Wahrzeichen Rabats

Zum Abschluss besichtigen wir das Mausoleum von Mohammed V, und besteigen den 44 Meter hohen Hassan-Turm, der Teil ist einer unvollendeten Moschee aus dem 12. Jahrhundert.

Nach vier Tagen in Rabat setzen wir die Reise fort, fahren über Khemisset in Richtung Meknès. 5 Km vor der Stadt liegt das "Vallée Heureuse", das "Glückliche Tal".

Dahinter verbirgt sich ein im Tal gelegener, von der Strasse aus nicht einsehbarer, botanischer Garten. Die Anlage ist liebevoll angelegt und gepflegt, und es gibt hier subtropische und tropische Pflanzen und Gewächse aller Art. Nicht unbedingt die "Hängenden Gärten von Babylon", wie die Eintrittskarte verspricht, aber doch sehr schön.

 
 Vor Meknes liegt das "Vallée Heureuse", ein verwunschener botanischer Privatgarten

Am späten Nachmittag kommen wir dann in Meknès an, stürzen uns sogleich in die Altstadt.

Unter anderem bewundern wir das Bab Mansour, welches als das schönste Stadttor Marokkos gilt.

Kurz vor Sonnenuntergang, im Schein der Abendsonne, besichtigen wir die gewaltigen Ruinen der "Roua", den riesigen Stallungen des Sultans Mulay Ismail, die einmal 12.000 Pferde beherbergen konnte.

  
 Bab Mansour, der Eingang zur Königsstadt

Unweit davon liegt der Ruinenkomplex des "Heri", die ebenfalls gewaltigen Getreidespeicher des selben Sultans.

An der Strasse zur Neustadt liegt ein Ausstellungsgelände. Das erscheint uns zum Campieren geeignet, und tatsächlich können wir hier auf einem Rasenstreifen unser Nachtlager einrichten.


   Südlich des Atlas kommen wir in das Tal des Oued Ziz

Dem Rat des netten Holländers aus Rabat folgend, wollen wir die Oasen Erfoud und Rissani besuchen. Dazu müssen wir den Mittleren Atlas über den 2.178 m hohen Col du Zad überwinden, und auch den Hohen Atlas bei dem 1.847 m hohen Pass des  Tizi n’ Talrhemt überqueren.

40 Km vor Ksar-es-Souk gelangen wir in das Tal des Oued Ziz, und die Strasse führt an mehreren schönen Kasbahs vorbei.

Die Route folgt dem Lauf des Oued Ziz, und hinter Ksar-es-Souk kommen wir in die Oasenlandschaft von Erfoud und Rissani.    (Karte)

In Erfoud gibt es eine einstmals von den Franzosen gebaute Sportanlage mit einem Schwimmbecken. Die Anlage ist von hohen Mauern umgeben, die Zufahrt erfolgt durch ein grosses Tor. Hier können wir für ein geringes Entgelt campieren, und hier sind auch noch ein paar andere Reisende. Gerne würden wir schwimmen, doch leider ist das Schwimmbecken leer. Aber auf unser Bedauern hin wird gleich das Wasser angestellt, und es läuft die ganze Nacht.

Wir schlafen unter freiem Himmel, es ist aber auch nachts noch so heiss, dass man kaum Schlaf findet. Erst gegen Morgen kühlt es etwas ab, jedoch bei Sonnenaufgang kommen dann Dutzende von Fliegen, und bringen einen zur Verzweiflung.