Griechenland - Türkei - Persien - Afghanistan

6.7. - 18.10.1975


Teil 2


         Grün und fruchtbar ist die Küstenebene des
                                     Kaspischen Meeres

In Babol suchen wir ausgiebig den Campingplatz "Yazdah Hectar", den es hier angeblich geben soll, aber alles Suchen und Fragen hilft nichts, wir finden den blöden Platz nicht.

Wir verfolgen sogar einen Campingbus mit persischer Nummer, ohne Erfolg.

In Gorgan soll der nächste Campingplatz sein, so fahren wir weiter.

 

Doch wir haben Glück, und 5 Km vor Sari entdecken wir einen neu angelegten Platz mit dem Namen "Pileca".

Vor Freude darüber gehen wir ins Restaurant schlemmen, was unsere Kasse um immerhin 400 Rial (16 DM) schmälert.

Die Übernachtung ist mit 200 Rial (8 DM) auch nicht gerade billig, aber dafür gibt’s piekfeine warme Duschen.

    
   Wasserbüffel am Kaspischen Meer

Am nächsten Morgen ereilt uns in Sari ein Missgeschick, welches aber glimpflich verläuft. Wir durchfahren einen Kreisel auf der äussersten Spur, als ein Wagen von innen kommt, und uns abdrängt. Alles Bremsen und Hupen hilft nichts, wir schrammen an dem Wagen entlang.   (Karte)

Eine junge Frau steigt aus, und versucht gleich arrogant, uns die Schuld zuzuschieben. Ihr Mann, der hinter ihr herfuhr, ist gleich zur Stelle, aber fairerweise sagt er, er habe nicht gesehen, wie es passiert sei. Ich mache eine Skizze zum Unfallhergang, und der Mann verschwindet, um die Polizei anzurufen.

Dann warten wir fast eine halbe Stunde, keine Polizei taucht auf. Der Schaden an beiden Wagen ist gering, einige Schrammen, und bei uns ist der linke Aussenspiegel abgerissen. Wir einigen uns ohne Polizei, jeder trägt seinen Schaden, und fertig! Uns ist das auch recht, denn wer weiss, wie die Polizei entschieden hätte.

Unser Tagesziel ist Gorgan, denn dort soll laut Handbuch ein Campingplatz sein. Doch als wir dort ankommen, finden wir einen düsterer Picknickwald an einem Bach vor, mit einem Ausflugslokal, und Bauarbeiterzelten in der Nähe. Das ist nicht so ganz das was wir erwartet hatten. Aber da es noch recht früh am Tag ist, fahren wir weiter in Richtung Mashhad.

Auf der weiteren Fahrt kommen wir durch einen Naturpark, mit einer Landschaft, die unseren deutschen Mittelgebirgen ähnelt: Dichter Wald, Felsblöcke, enge Täler, Wiesen. Ein erholsames Stück Weg.

Hinter Gorgan machen wir einen kleinen Umweg zu der Ortschaft Gonbad, um das 1000 Jahre alte Turmgrab des Herrschers Qabus zu sehen.   (Karte)

   
  Das Turmgrab des Qabus zu Gonbad

Danach folgt als Kontrast wieder eine Steppenlandschaft. Am Anfang ist es interessant, da teilweise wüstenartig, doch auf die Dauer wird’s wieder eintönig.

 
Auf dem Weg nach Mashhad wird die Landschaft zunehmend wüstenartig

Die Sonne ist bereits untergegangen, als wir die Stadt Mashhad erreichen. Wir folgen den Hinweisschildern zum Campingplatz, welche uns mitten in die Stadt locken, um uns dann wieder mal unserem Spürsinn überlassen. Das entlockt uns den einen oder anderen Fluch, wir finden den Platz aber dann schliesslich doch noch.  (Karte)

In Mashhad haben wir zwei Tage Aufenthalt. Der erste Tag steht im Zeichen von Connies Geburtstag, für diesen Anlass haben wir eigens einen Geburtstagskuchen aus der Dose mitgeschleppt, der schmeckt aber schrecklich süss.

Wir unterhalten uns mit anderen Reisenden, darunter ein Paar aus Lörrach mit Riesendogge, und darüber wird es uns für einen Besuch des Bazars zu spät.
 

    
             Mashhad:  Das Heiligtum grüsst aus der Ferne
 


      Fayencen am Komplex der Goharshad-Moschee

Am zweiten Tag besichtigen wir die Stadt, bestaunen den prächtigen Komplex der Goharshad-Moschee mit dem Grabmal des Imam Reza, das Mashhad zu einem bedeutenden Wallfahrtsort für alle schiitischen Moslems macht.

Natürlich dürfen wir nicht hinein, doch auch der Anblick von der Strasse aus gibt einiges von der Schönheit des Heiligtums preis.

  Mashhad

 
Auch von der Strasse aus gibt das Heiligtum einiges seiner Schönheit preis

Um das Heiligtum herum werden Häuser abgerissen, man will hier wohl eine grosszügige Anlage schaffen. Interessant ist es auch, das Gemisch aller vorderasiatischer Volksstämme hier zu beobachten, besonders Afghanen, Hazarahs, Usbeken und Turkmenen. Alle sind freundlich, und bei aller Heiligkeit ist hier nicht diese ablehnende Haltung vorhanden, die wir letztes Jahr in Ghom verspürt hatten.


  Ich ziele mit der Kamera, und er...?


 Im Strassenbild sieht man viele Mullahs

 
 In Mashhad treffen sich viele der vorderasiatischen Volksstämme

Mittags erfrischen wir uns im Schwimmbecken des Campingplatzes, halten dann einen kurzen Plausch mit einem netten Kanadier, und gehen am Nachmittag nochmals in die Stadt. Auf der Suche nach kleinen Mitbringseln durchstöbern wir das Bazarviertel, das aber nicht mit Isfahan mithalten kann.

Das Abendessen gestaltet sich schwierig. Eine Stunde laufen wir in der Stadt umher, um eine Fresskneipe zu suchen, alles was wir finden, ist eine kleine Kebab-Bude. Da essen wir 2 "Hundewürstchen" (Hackfleischspiesschen) mit Brot, und spülen mit Canada Dry nach.

Inzwischen schreiben wir den 22. Juli, heute geht's weiter nach Afghanistan! Wir brechen wir früh auf, und über Sengbast und Fariman geht es nach Taiabad, in Richtung afghanischer Grenze.

Zuvor tanken wir alle Kanister voll, an der Tankstelle erfreut uns ein schön bunt bemalter afghanischer Lkw. Wir sind ganz aufgeregt, noch 20 Km, und wir sind an der Grenze!

  
   Schnurgerade geht es zur afghanischen Grenze

Die Perser brauchen dann 1 ½ Stunden für die Abfertigung, anschliessend fahren wir kilometerlang durch ein Stück Niemandsland hinüber zu den Afghanen.

Das ist eine Grenze! Ein ziemlich heruntergekommenes Zollgebäude, viel Staub und Hitze, Lastwagen und Busse. Die Grenzbeamten sehen aus wie Müllmänner!     (Karte)

Ein etwa 16-jähriger Zöllner untersucht unser Auto. Ausreisende Touristen müssen sogar auf eine Grube fahren, und den ganzen Wagen ausräumen. Das erwartet uns also auf der Rückfahrt auch noch. 3 ½ Stunden dauert die Abfertigung, Mann oh Mann, da ist Geduld gefragt, und immer nur lächeln...

Und dann sind wir in Afghanistan, und die Landschaft scheint auch sogleich verändert. Eines fällt sofort auf: Keine Reklame, keine Autos, die Menschen sind traditionell gekleidet, das Land ist ursprünglicher als Persien.

Die Fahrt führt uns durch flache Steppe, dann kommt die erste Zahlstelle. Die Benutzung der Strasse kostet eine Gebühr.

    
                             Wir fahren in Richtung Herat

In einer Lehmhütte trinken wir die erste afghanische Cola, man knöpft uns 15 Afs ab, 10 Afs wäre korrekt gewesen.

Der erste Eindruck von den Leuten ist positiv. Wir erreichen die Stadt Herat im Licht der Abendsonne, ein aussergwöhnlich malerischer Anblick. Die Minaretts der zerstörten Medresse ragen in den Abendhimmel. In der Stadt gibt es kaum Autoverkehr, dafür viele bunte Pferdekutschen, die Männer tragen ihre typische Kleidung mit Turban, die Frauen sind total verschleiert, eine ganz reizvolle Atmosphäre.   (Karte)


 Wir erreichen die Stadt Herat am Abend
 


 Die Menschen sind freundlich und würdevoll
 

Wir fahren zum Park-Hotel, welches auch tatsächlich in einem parkähnlichen Gelände mit hohen Bäumen steht.

Auf der Wiese dürfen wir unser Zelt aufstellen, wir zahlen 20 Afs pro Person für eine Nacht.

Ein mongolischer Polizist sorgt für Sicherheit, alle sind sehr freundlich.

  Herat

   

 
Wir zelten sehr schön unter schattigen Bäumen, im Garten des Park-Hotel

Zusammen mit drei Knaben aus einem Eschweger VW-Bus gehen wir ins Hotelrestaurant, wo wir die einzigen Gäste sind. Dort essen wir ein Gericht aus ekligem Fleisch und Reis, dazu gibt es aber gutes Büchsenbier. Wir feiern den ersten Abend in Afghanistan, und es ist so nett, dass ich die unglaubliche Menge von 3 Dosen Bier konsumiere. Beim Bezahlen kommt dann die Überraschung: 1 Dose kostet 110 Afs = 4,50 DM! Na ja, dafür war’s ein schöner Abend!

Unser erster Weg am nächsten Morgen führt auf eine Bank, zum Geldwechseln. Das ist in diesem Land eine gewaltige Sache, bei der die Nummer jedes Geldscheines notiert wird.

Auf der Strasse kommt uns ein Deutscher entgegen, den wir auch schon an der Grenze getroffen hatten. Er heisst Thomas O., und studiert Orientalistik in Isfahan.

Wir nehmen ihn und seinen englischen Freund Robert dann mit zu den ausserhalb liegenden Ruinen der Koranschule der Königin Gauhar-Shad, wo nur noch vier Minaretts wie Schornsteine in den Himmel ragen.
 

   
     Das ist übrig von der Koranschule der Gauhar-Shad


                       Das Mausoleum der Gauhar-Shad

Die einst prachtvolle Anlage ist von den Engländern im Jahr 1885 mit Dynamit in die Luft gejagt worden, um freies Schussfeld für die Kanonen zu schaffen! Barbarische Logik des Krieges!

Wenigstens blieb das Mausoleum der Gauhar Shad verschont, das in einem Pinienwäldchenin der Nähe steht. Es wird von einer blauen Kuppel gekrönt, um die sich Ornament- und Schriftbänder ziehen.
 

Auch den zweiten Tag verbringen wir mit Besichtigungen von Herat und Umgebung.  (Karte)

Nach einem Besuch der sehr sehenswerten Freitagsmoschee machen wir einen kurzen Gang über den Bazar, und kommen zur Zitadelle.

  Herat

   

 
Portale und Innenhof der prachtvollen Freitagsmoschee von Herat

Das mächtige Bollwerk aus gebrannten Ziegeln wurde zum letzten Mal im 15. Jahrhundert von den Timuriden ausgebaut, und ist nun schon lange dem Verfall preisgegeben.


 Auf dem Markt in Herat


 Die Zitadelle zeigt starke Zeichen des Verfalls

 Im Nordwesten der Stadt besuchen wir eine kleine Moschee, in deren Garten, unter einem viele Hundert Jahre alten Pistazienbaum, der Poet Djami beerdigt liegt.

 
In einer kleinen Moschee liegt das Grab des Poeten Djami, aus dem ein uralter Pistazienbaum wächst

Danach fahren wir nach Gasergah zu einem bedeutenden Heiligtum, in dem der Dichterphilosoph Ansari verehrt wird (11. Jh.). Hier treffen wir auch wieder Thomas und Robert, und wir nehmen sie mit zurück in die Stadt.


 In Gasergah treffen wir Thomas und Robert


 Hier wird der Dichter und Philosoph Ansari verehrt

Abends gehen wir alle zusammen essen, in das Restaurant "Samowar", im Erdgeschoss der Tourist-Information. Wir sitzen auf Teppichen, und ich vertilge mit Genuss und Appetit ein hervorragendes Gericht namens "Lawang-Lawang". Zur Untermalung spielt afghanische Musik.

Originell die "Klimaanlage" des Lokals: Ein Loch in der Aussenwand des Lokals, davor ein dichtes Gestrüpp. Von Zeit zu Zeit schüttet jemand einen Eimer Wasser auf das Gestrüpp, das Wasser verdunstet rasch bei der geringen Luftfeuchte, dabei entsteht Verdunstungskälte, und so weht ein erfrischender, kühler Hauch durch den Raum. Die Nacht verbringen wir wieder in unserem Zelt auf der Wiese des Park Hotels.

Die Reise geht weiter, und wir nehmen Abschied von der liebenswürdigen Stadt Herat.

Die heutige Etappe führt uns bis ins 570 Km entfernte Kandahar.  (Karte)

Eine von den Russen gebaute Betonplatten-Strasse führt durch die Wüstenlandschaft, die uns auf dieser Strecke erwartet.

In Abständen versperren Schranken die Strasse, und sie werden erst geöffnet, nachdem wir unsere Wegegebühr entrichtet haben. Die Kassierer sind alle halb bekifft, und der Wegezoll ist gering.

Die Strasse verläuft zwischen Gebirgsausläufern und dem Rand der trostlosen Dasht-e-Margo, was bezeichnenderweise "Todeswüste" bedeutet.

Wir sehen verlassene Dörfer und in den Lüften kreisende Geier, und es ist fast unerträglich heiss. Wir messen 52 Grad im Auto! Daher kühlen wir uns mit Turbanen aus nassen Handtüchern, die aber innerhalb weniger Minuten wieder trocknen.   (Karte)

  
Auf Betonplattenstrasse durch die Dasht-e-Margo

 
In der Luft kreisen Geier, und es ist extrem heiss und trocken hier