Schnurgerade führt die Strasse hinaus in die Wüste, genau
nach Osten. Sie folgt der Pipeline T3, durch die irakisches Erdöl zum Hafen von
Tripoli im Libanon gepumpt wird. Und sie führt zu den Resten der antiken Stadt
Palmyra.
Diese uralte Stadt entstand schon vor mehr als 2000 Jahren
vor unserer Zeitrechnung, und war
Anlaufstelle für die großen Handelskarawanen, die zwischen Euphrat und
Mittelmeer durch die syrische Wüste zogen. Im Jahre 64 v. Chr. kam dann
Palmyra unter römische Herrschaft. Im 2. und 3. Jahrhundert erlebte die Stadt
ihre grosse Blütezeit, und wurde beträchtlich ausgebaut.
Die Bedeutung Palmyras an dem wichtigen Handelsweg zwischen
Ost und West nahm unter den Römischen Kaisern noch beträchtlich zu. Unter dem
Fürsten Septimus Odeanathus erhielt Palmyra von Rom Sonderrechte, und nach der
Ermordung des Fürsten kam seine Witwe Zenobia an die Macht.
Kaum an der Macht, lehnte sich Zenobia gleich gegen die
römische Vorherrschaft auf, und eroberte für Palmyra ein Reich, das von Ägypten
im Süden bis zum Bosporus im Norden reichte. Schliesslich besiegte Kaiser
Aurelian das Heer der streitbaren Königin, und führte sie als seine Gefangene
im Triumphzug durch Rom. Das war im Jahr 271.
Ein grosser Bereich der Stadt wartet noch darauf,
ausgegraben zu werden, und sicher birgt der Wüstensand noch manche interessante
Überaschung.
Auf einer erhöhten, 225 m langen Terrasse, befindet sich die
Anlage des Baal-Tempels. Die in diesem Tempel verehrte Gottheit Baal war
ursprünglich zuständig für Regen und Fruchtbarkeit, und entsprach in ihrer
Bedeutung dem griechischen Zeus und dem römischen Jupiter. Die einstige Pracht
im Inneren der Cella kann man nur noch ahnen.
Einige Steinreliefs und kunstvolle Deckenverzierungen mit Deckenrosetten
zeugen jedoch noch von der ursprünglichen aufwendigen Ausstattung dieses
Tempels zu Ehren Baals. |