Spanien - Portugal - Marokko - Algerien
22.7. - 13.10.1973

Teil 4
 

(Karte)

Dass wir nun also die nächsten neun Tage in Lissabon bleiben, hat massgeblich damit zu tun, dass wir auf das Eintreffen von Meisters und Sluchs Pässen warten müssen.

Den ersten Tag verbringen wir, wie es sich für einen Sonntag gehört, faul im Schwimmbad des Campingplatzes.


In Lissabon treffen wir uns mit Waltraud
und Christian

Abends gehen wir mit Waltraud und Christian in der "Cervecerija Inglesa" essen, da gibt es Rindersteaks für nur 1,50 DM. Christian wagt sich aber lieber an ein "Assortao de Marisco".


                 Der "Rossio"-Platz mit dem Theater

Am zweiten Tag unternehmen wir einen Bummel durch das Zentrum von Lissabon, benutzen auch den kuriosen Aufzug "Santa Justa", mit dem man in den höher gelegenen Stadtteil Chiado gelangen kann.

Anschliessend fahren wir zu der Fluss-festung Torre de Belem, und nachdem wir auch das Seefahrerdenkmal bewundert haben, besichtigen wir noch das Hieronimus-Kloster.

 "Lissabon - Lisboa"
 


 Kurios und praktisch, der Aufzug Santa Justa


 Die Flussfestung Torre de Belem
 


 Das manuelinische Hieronimus-Kloster


 Auf zu neuen Ufern!  Das Seefahrerdenkmal

Abends sitzen wir alle zusammen mit Meister und Sluch bei einem geselligen Umtrunk, und als Überraschungsgast ist auch ein gemeinsamer Freund mit dem Spitznamen "Wermuth" dabei. Der arbeitet bei der Lufthansa in London, kann also billig fliegen, und hat nun seine freien Tage genutzt, um uns in Lissabon zu besuchen.

Der dritte Tag ist zunächst dem technischen Dienst an unserem Auto gewidmet. Ich flicke endlich den seit Ciurana platten Reifen, mache dann ein paar Einstellarbeiten am Motor, und baue auch neue Unterbrecherkontakte ein.

Heute ist Dienstag, da gibt es Flohmarkt am Campo Santa Clara. Am Nachmittag fahren wir zusammen mit Waltraud und Christian dort hin, auf der Suche nach kuriosen oder praktischen Mitbringseln.

  
Immer interessant, der Flohmarkt auf dem Campo Santa Clara

Ich suche blaue Militärhemden, die sind praktisch auf Reisen, finde aber keine. Fast bin ich versucht, mir eine Matrosentracht zu kaufen, doch die ist mir ein paar Nummern zu klein, schade! Am Schluss bleibt's bei zwei stabilen Gürteln, und einer Munitionskiste aus Eisenblech. Die ist prima geeignet zur Aufbewahrung von Filmmaterial.

Später speisen wir wieder gemeinsam in der "Marisqueira Popular", wo ich mir heute eine Forelle für umgerechnet 2,30 DM leiste. Den Abschluss des Abends bilden ein obligatorischer Ginja und der Besuch eines Strassenlokals.

  
Estoril bietet einen schönen Sandstrand, und für den betuchten Besucher auch ein Spielcasino

Am vierten Tag begleiten uns Christian und Waltraud auf einem grösseren Ausflug. Von Lissabon aus fahren wir nach Westen, passieren die Badeorte Oeiras, Estoril und Cascais, und kommen so nach rund 70 Km zum "Cabo da Roca", dem westlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Die Felsen fallen hier steil ab zum Atlantik, auf dem wir weit draussen schemenhaft ein grosses Dreimast-Segelschiff ausmachen können.  (Karte)

  
Grosser Segler vor dem Cabo da Roca, an dessen Leuchtturm wir nun stehen

  
Waltraud, Connie und Christian,  dort " wo das Land aufhört, und das Meer beginnt"

Wir bekommen ein Zertifikat, das unseren Besuch hier “onde a terra se acaba e o mar comença” akreditiert, und kommen dann nach weiteren 20 Km Fahrt nach Sintra.


                  An einem Aussichtspunkt in Sintra

Ein hübscher Ort in reizvoller Lage, überragt von den Resten einer maurischen Burg.

Wir besichtigen den Palacio Nacional, ein alter Königspalast mit Stilrichtungen vieler Epochen, und fahren auch noch zum Nationalpalast von Pena, dem "portugiesischen Neuschwanstein".

Zurück in Lissabon, fallen wir alle sehr hungrig in das Restaurant "Marisqueira Popular" ein.

  
Der Nationalpalast von Sintra (li), und der verspielte Nationalpalast von Pena (re)

Den fünften Tag verbringen wir zum grössten Teil im Schwimmbad, und am Abend sitzen wir alle zusammen in grosser Runde in einem Strassencafé, und verabschieden "Wermuth", der morgen wieder nach London zurückfliegt. Meisters und Sluchs Pässe sind noch immer nicht eingetroffen.

Am Tag Sechs unternehmen wir mit Christian und Waltraud eine schöne Bootsfahrt. Für 16 Escudos plus 10 Escudos Erste-Klasse-Zuschlag nehmen wir die Fähre nach Barreiro, und können so das Stadtbild von Lissabon vom Fluss Tejo aus betrachten, der hier eine beachtliche Breite hat.

Die Strecke nach Barreiro beträgt immerhin sieben Kilometer.


Lissabon vom Fluss Tejo aus

  
Ein (fast) maritimes Vergnügen für nur wenig Geld

Barreiro selbst ist uninteressant, so nehmen wir in der Hafenbar nur einen Imbiss zu uns, bestehend aus Pasteten, Stückchen und Mineralwasser, dann geht’s wieder zurück.


                   Das "Geisterschiff" vom Cabo da Roca

Dabei entdecken wir im Hafen das grosse "Geisterschiff", das wir am Cabo da Roca gesehen hatten.

Wir suchen es auf, es ist die "Danmark", ein dänisches Segelschulschiff.

Abends vergnügen wir uns in der Bar des Campingplatzes mit Waltraud und Christian beim Canasta-Spiel.

Der siebte Tag bricht an, Waltraud und Christian fahren heute weiter. Wir verabreden uns für Fuengirola, 30 Km vor Malaga.

Ob der Trennung sind wir etwas melancholisch, und daher unternehmen Connie und ich einen Ausflug zum Cabo Espichel, wo eine Klosteranlage aus dem 17. Jh. den rauen Atlantikwinden trotzt.


 Die schroffen Klippen des Cabo Espichel
 


 Am Cabo Espichel befindet sich ein altes Kloster


 Der Autor dieser Zeilen in kontemplativer Haltung

Von dort ist es nicht weit nach Sesimbra, einem beliebten  Fischer- und Badeort. Auf dem Rückweg kommen wir an einem riesigen Waldbrand vorbei, die Feuerwehr bemüht sich bereits nach Kräften, den Brand einzudämmen.


 Sesimbra ist ein beliebter Ferienort für Lissaboner Bürger 


 Auf dem Rückweg kommen wir an einem schweren  Waldbrand vorbei 

Der achte Tag verläuft sehr häuslich, denn wir bewegen uns nicht vom Campingplatz fort. Abends würfeln wir mit Meister und Sluch ein paar Runden Kniffel.

Am neunten Tag wollen wir in die Stadt fahren, um mal wieder wegen der Pässe nachzufragen. Meister und Sluch sind jedoch noch nicht fertig, und reizen mich durch betonte Lahmarschigkeit, so dass ich mit ihnen schimpfe. Endlich fahren wir zur Post, doch oh Frust, wieder keine Pässe da! Die beiden enthüllen mir jetzt ihren Plan, mich heute eigentlich mit den Pässen überraschen zu wollen. Gestern hatte nämlich eine Telefonverbindung mit Sluchs Vater geklappt, und dieser hatte berichtet, dass er die Pässe am Mittwoch den 29.8. nach Lissabon abgeschickt hatte. Da hätten sie ja heute wirklich hier sein können!

Am Nachmittag suchen wir zusammen eine Werkstatt auf. An Sluchs Ford Capri wird der Auspuff geschweisst, und mein Escort bekommt ein neues Gewinde am Vergaserstutzen. Das war durchgedreht.

Da es jetzt als relativ gesichert erscheint, dass die Pässe in den nächsten Tagen eintreffen werden, beschliessen Connie und ich die Weiterfahrt, um noch ein paar Tage mit Waltraud und Christian verbringen zu können. Im "Comibebe" essen wir mit Meister und Sluch zu Abend, dann trinken wir am "Rossio" noch einen Abschiedskaffee. Morgen geht's weiter!

Wir verabschieden uns von Meister und Sluch in der festen Überzeugung, dass wir uns bald wieder treffen werden, um gemeinsam durch Marokko und Algerien zu fahren.

Über die gebührenpflichtige Ponte Salazar verlassen wir dann Lisboa. Die Strecke führt über Setúbal und Beja, die spanische Grenze überqueren wir bei El Rosal de la Frontera. Es ist bereits ziemlich spät, als wir Sevilla erreichen. Wir suchen den Campingplatz beim Flughafen auf, stellen das kleine Zelt auf. Das Abendessen ist schnell gemacht, es gibt eine Büchse Ravioli.   (Karte)

Die Nacht war nicht sehr erquickend, da wir das Zelt mit mehreren Stechmücken teilten. Gegen Morgen habe ich sie endlich alle totgeschlagen.

Als Erstes drehen wir ein paar Runden im Schwimmbecken, und einigermassen erfrischt fahren wir gegen Mittag in Richtung Innenstadt.

Wir parken hinter der Kathedrale, und suchen uns ein Lokal zum Essen.


 Die Giralda, der Glockenturm der Kathedrale


                       Eingang zum Alcázar von Sevilla
 

Nach dem Mittagessen raffen wir uns zu einer Besichtigung des Alcázar auf. Wir spazieren durch den Garten, schlafen dann auf einer Parkbank fast ein.

Anschliessend erklimmen wir noch die Giralda, und wandeln zum Abschluss auch noch durch die Kathedrale. In einem einfachen Strassenlokal verbringen wir den Rest des Abends.

Als wir gegen 23.30 Uhr zu unserem Auto zurückkommen, fällt mir sofort auf, dass das Seitenfenster offensteht. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, da sehen wir die ganze Bescherung! Jemand hat das Ausstellfenster mit Gewalt geöffnet, die Scheibe runtergekurbelt, und sich an unseren Sachen zu schaffen gemacht. Connies Fototasche ist auf den Sitz hochgezogen, meine Kamera war hinter der Lehne verborgen. Aber seltsamerweise fehlt nichts, und wir können diesen Umstand kaum fassen!

Aufgeregt fahren wir zum Campingplatz zurück, und trinken dort einen grossen Cognac "Terry", um unser Glück im Unglück zu feiern.

Am nächsten Tag fahren wir auf direkter Strecke nach Córdoba. Die gute Strasse führt durch eine Landschaft mit weiten gerodeten Feldern.  (Karte)

Erster Stopp an der römischen Brücke und am Alcázar. Als wir dann an der "Mezquita" stehen, ist bereits Mittagspause. Da wir hier nicht lange warten wollen, schauen wir sie uns nur von aussen an, und fahren dann weiter.


Das Ausstellfenster wurde in Sevilla aufgebrochen
 


 Die Römische Brücke war Teil der Via Augusta


  Im Hof der Mezquita, einst Moschee, dann Kathedrale


    Auf gut ausgebauter Strasse geht es nach Algeciras

Die Strasse ist nun grossteils sehr schlecht und geflickt. Ab der Provinzgrenze Málaga ist die Strecke wieder sehr gut ausgebaut und schnurgerade.

Am frühen Abend erreichen wir unser heutiges Ziel: Die Urbanisation El Faro bei Fuengirola, wo sich das Ferienhaus meiner Eltern befindet.  (Karte)

Die verbringen zur Zeit ihren Urlaub hier, und Waltraud und Christian campieren auch auf dem hiesigen Campingplatz, so dass man fast von einem "Familientreffen" sprechen kann.

Die nächsten vier Tage geniessen wir alle die Gastfreundschaft meiner Eltern, und unternehmen kleine Exkursionen nach Málaga und zu der sehenswerten Tropfsteinhöhle von Nerja.  (Karte)


 Für vier Tage tauschen wir das Zelt gegen das  Ferienhaus meiner Eltern


 Blick auf Malaga vom Gibralfaro aus

Inzwischen schreiben wir den 11. September. Waltraud und Christian haben gestern ihre Heimfahrt angetreten, und heute geht auch unsere Reise weiter.

In Algeciras gehen wir an Bord der Autofähre hinüber nach Ceuta, einer spanischen Exklave in Nordafrika. Somit steht uns nun der maghrebinische Teil unserer Reise bevor!                                               (Karte)