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Algerische Sahara
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Der gewaltige Gebirgsstock des Akar-Akar gibt optisch schon mehr her, und Rudolf versichert, es werde noch interessanter. Und dann sehen wir auch bald die typischen Hoggar-Berge vor uns, die man aus den Reiseführern kennt. Ein letzter steiler Anstieg, dann sind wir auf der Passhöhe des Assekrem, mit 2.780 m einer der höchsten Gipfel des Gebirges. (Karte)
Auf der Hoggarpiste (3) |
Hier muss es wohl vor Kurzem geregnet haben Die Piste ist gut befahrbar
Der vulkanische Ursprung des Hoggar ist unverkennbar
Enttäuschung macht sich breit. Wolken, schlechte Sicht, und dazu weht ein kalter, unangenehmer Wind. Dann kommt plötzlich über den benachbarten Berg eine grau-gelbe Staubwolke auf uns zu. Das sieht gespenstisch aus im letzten Licht des Tages, und es wird mit einem Male sehr stürmisch. |
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Schleunigst packen wir die Sachen zusammen, und stellen die Autos in den Windschatten einer der Schutzhütten.
Wir setzen uns in eine der Hütten, und warten, was da über uns hereinbricht. Es wird aber nur ein ganz normaler Regen, vielleicht etwas stürmischer als normal. Regen auf dem Assekrem! Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet!
Um 6.30 Uhr weckt uns Rudolf, und keuchend erklimmen wir die Anhöhe, von der wir den Sonnenaufgang erleben wollen. Tatsächlich haben sich die Wolken verzogen, und in einem prächtigen Naturschauspiel taucht die Sonne hinter den markanten Hoggarspitzen auf, nächtliches Grau weicht morgenlicher Röte, Bergketten gestaffelt wie Scherenschnitte, da muss der Poet in mir aufpassen, dass er keinen Kitsch produziert. Jedenfalls geht in diesen Augenblicken für uns ein Traum in Erfüllung!
Sonnenaufgang über dem Assekrem |
Sonnenaufgang über der Mondlandschaft des Hoggar
Der zweite Teil der Hoggar-Rundfahrt ist länger und schwieriger als die gestrige Strecke. Es gibt etliche knifflige Passagen: Steile Flussbettdurchfahrten, enge Serpentinen, steinige Pisten, Sandstrecken. Aber wir kommen überall prima durch, Peters Bus setzt ein paarmal auf. In einem langen Sandstück bleiben wir stecken, wir haben zu wenig Schwung gehabt. Mit den Sandblechen und dank Peters Unterstützung sind wir schnell wieder flott. Höhepunkte auf der Strecke sind der Berg Ilamane, und ein Berg, bestehend aus "Orgelpfeifen" aus Basalt.
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Ebenfalls vulkanischen Ursprungs: Ein Berg, bestehend aus "Orgelpfeifen" aus Basalt
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Wir passieren ein Tuareg-Dorf, die Frauen wollen alles mögliche verkaufen, die Männer sitzen dabei und schauen zu. Sie bieten kleine Ledertäschchen an, Schmuck und Kamelpeitschen. Aber sie haben unmögliche Preise, und wollen nicht handeln.
Dann stossen wir auf ein ausgeschlachtetes T1-Bulli-Wrack, dem die Fahrt offensichtlich nicht so gut bekommen ist wie unserem Bus. Schade, muss ein schönes Fahrzeug gewesen sein, liebevoll bemalt. (Karte)
Auch so kann eine Reise in die Sahara enden...
Wir stehen noch einen Tag lang an der Quelle Tahabort. Rudolf hat sich inzwischen mit Schweizern angefreundet, will mit ihnen zusammen nach Agadez im Niger weiterfahren. Wie gerne würden wir uns da auch anschliessen! Wir kramen die Strassenkarten hervor, machen Planungen. Einmal die ganze Sahara durchqueren, das wär' was! Und dann weiter zur Elfenbeinküste! Warum gerade dorthin? Weil's ein wohlklingendes Ziel ist!
Wir verabschieden uns herzlich von Rudolf, tanken alle Kanister voll, und begeben uns wieder auf die Piste, zurück nach Norden. Wir legen ein flotteres Tempo vor als auf der Hinfahrt, und bis zum Abend haben wir 230 Km geschafft. Ich mache einen Ölwechsel (SAE 50), säubere den Luftfilter, und schmiere die Vorderachse ab. Das war längst fällig, ist aber jedesmal eine ziemlich unangenehme Arbeit. Man ist öl- und fettverschmiert, und mit Sand paniert, einfach widerlich!
Am nächsten Tag umrunden wir wieder den Marabout, geniessen noch einmal den "Rausch der Freiheit" auf den weiten Sandflächen, und erreichen nach einer Tagesleistung von 250 Km heute noch den Beginn der Asphaltstrasse. Wir haben die Piste in zwei Tagen geschafft! (Karte)
Wir stellen uns neben die Strasse zum Übernachten, leider stört ein starker Wind unsere Gemütlichkeit. Schon um 21.30 Uhr treiben uns Sturm und Müdigkeit in die Betten. Doch es ist ein gutes Gefühl, dass wir "die Piste" ohne Schwierigkeiten gemeistert haben, vor Allem wenn man bedenkt, was man vorher so alles an Schauergeschichten darüber gehört hat.
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Während wir am nächsten Morgen in Richtung Ain Salah fahren, bringt der Wind immer mehr Staub mit, und wird schliesslich zu einem richtigen Sandsturm. Es pfeift und heult um das Auto, der Sand fegt über die Strasse von Ost nach West, prasselt unaufhörlich aufs Blech. (Karte)
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Die Sonne verschwindet hinter einem grauen, milchigen Schleier, und oft müssen wir anhalten, weil die Sicht gleich Null ist. Ich überlege sogar, ob wir nicht ganz stehen bleiben sollten. Aber das scheint kein Sturm zu sein, der gleich vorüber ist. Ain Salah wollen wir doch erreichen. |
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Sandverwehungen machen ein Durchkommen schwierig, und wir sind froh, als wir Ain Salah gegen 15 Uhr erreichen. Wir stellen uns in den Palmenhain, und warten ab. Das "Sandstrahlgebläse" bleibt nicht ohne Wirkung: Die Scheinwerfergläser sind blind, der Lack auf der linken Seite ist matt, die Stosstange teilweise von Lack befreit. Ausserdem versagt der Anlasser seinen Dienst, und der Bus muss angeschoben werden.
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Tags darauf, der Sturm fegt noch immer, baue ich den Anlasser aus, reinige den Magnetschalter, und löte mit Hilfe der Gasflamme unseres Kochers eine der Schleifkohlen wieder fest. Danach können wir wieder normal starten.
Nach meiner Theorie müssen wir nur das Plateau de Tademait erreichen, um vor demSandsturm sicher zu sein. Sand gibt es dort nicht mehr, und der Wind alleine ist ja nicht so schlimm. Am Nachmittag schlagen wir uns zur versandeten Tankstelle durch, wenden uns dann nach Norden.
Gleich am Ortsschild treffen wir auf grosse Sandverwehungen über der Strasse. Mehrere Lkw stehen hier, und etwas abseits steckt ein deutscher VW-Bus im Sand. Ich schaue mir die Sache an. Mit ein Mal Steckenbleiben müsste das zu schaffen sein. Uns so ist es auch. Mit viel Schwung rein, steckenbleiben, Bleche unterlegen, und durch!
Sandsturm bei In Salah |
Auch nördlich von Ain Salah kommt es zu Sandverwehungen, und wir bleiben stecken
Bei der nächsten Verwehung geht es genauso. Die weitere Fahrt verläuft unproblematisch. 30 Km hinter Ain Salah kommt eine leichte Geländestufe, und nach 180 Km geht’s hinauf auf das Plateau de Tademait. Hier ist es tatsächlich nur noch windig, und von Sand keine Spur mehr. Ein feuerroter Mond geht gespenstisch über dem kahlen Plateau auf.
63 Kilometer vor El Golea zweigt eine Strasse ab nach Westen, nach Timimoun, und hier verabschieden wir uns herzlich von Peter und Gisela. Nach 15 gemeinsamen Tagen trennen sich unsere Wege, denn wir haben uns für die Route über Timimoun entschieden. (Karte)
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Die Strecke ist sehr gut asphaltiert, ohne jeden Sand, aber auch sehr eintönig und langweilig. Timimoun ist ein Oasenstädtchen mit roten Lehmhäusern, in sogenanntem sudanesischem Stil. Es ist hübsch hier, besonders gut gefällt uns der liebevolle Kamelbrunnen, aber überall sitzen Müssiggänger herum, und man fühlt sich sehr beobachtet. Ausser einem holländischen Auto sehen wir keine Touristen.
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Auf der weiteren Rückreise bekommen wir noch einmal schöne Dünen zu sehen, doch sonst bietet die Strecke über Beni Abbés, Béchar und Ain Sefra keine besonderen Höhepunkte mehr. Allerdings bleibt das Auto an einer Steigung plötzlich einfach stehen, doch der Austausch des von Staub und Sand verstopften Benzinfilters bringt ihn wieder in Schwung. |
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Bei Oujda reisen wir nach Marokko ein, und nehmen Kurs auf Melilla. In Nador erschreckt uns der Bulli noch einmal, als sich die hintere Stosstange löst, und scheppernd herunter hängt. Ein Stück Draht schafft Abhilfe. In Melilla gehen wir an Bord der Fähre nach Malaga, und um Mitternacht legt sie ab. (Karte) |
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Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr schnüffelt der Haschund des spanischen Zolls im Hafen von Malaga durch den Wagen, und in den folgenden fünf Tagen spielen wir noch Touristen an der Costa del Sol.
In drei Tagen bewältigen wir dann die rund 2.500 Km lange Fahrt zurück nach Wiesbaden. Allerdings bereitet das Getriebe ab Lyon zunehmend Probleme. Ohne ersichtlichen Grund fliegt der 4. Gang immer wieder raus, und zum Schluss klemme ich einen Kochlöffel zwischen Ablagebrett und Ganghebel, um das Rausrutschen zu verhindern, und so bewältigen wir auch die restlichen 500 Km bis zu unserer Haustür. (Route)
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P.S.: Das Getriebe, vor der Reise ja erst gekauft, wurde dann von dem VW- Händler auf Garantie repariert.
Im Dezember, also zwei Monate nach unserer Rückkehr, gab der Motor seinen Geist auf, als ein Ventil des dritten Zylinders abriss. Er war insgesamt nur etwas über 60.000 Km gelaufen.