Spanien - Portugal - Marokko - Algerien
22.7. - 13.10.1973

Teil 6
 
(Karte)

So kommt es, dass wir uns mit Jimfred anfreunden, und ihn am nächsten Tag nach Rissani mitnehmen, 22 Km südlich von Erfoud.

Heute ist leider kein Markt, und so ist auch nicht viel los hier.

Wir erfrischen uns in einem Strassenlokal mit Orangenlimonade "Atlas Orange", und fahren wieder zurück, an Erfoud vorbei, zu der kleinen Bergfestung Borj Est.


Wir freunden uns mit dem englischen Tramper Jimfred an
 


Rissani empfängt seine Besucher mit einem imposanten Stadttor


 Auf dem Marktplatz ist heute nichts los

Man kann bis oben hinauffahren, und der einsame Wächter freut sich über unseren Besuch, und lädt uns zu einem Glas Pfefferminztee ein.

Von hier oben hat man einen herrlichen Ausblick über weite Teile der Oase Tafilalet, und in der Ferne kann man auch in der Ferne die recht hohen Sanddünen des Erg Chebbli ausmachen.

  "Erfoud und Rissani"


Nördlich von Erfoud liegt die kleine
Festung Bordj Est

 
Hier lädt uns ein einsamer Wächter zum Tee ein, und wir geniessen den Blick auf die Oase Tafilalet

Wir haben Jimfred vorgeschlagen, mit uns zu kommen auf der weiteren Tour nach und durch Algerien, gegen eine kleine Beteiligung an den Benzinkosten. Er zögert nicht lange, und willigt freudig ein.  (Karte)

So treten wir nun also die Fahrt von Erfoud nach Norden mit einem neuen Reisebegleiter an. Hinter Ksar-es-Souk verlassen wir das Tal des Oued Ziz, und die Strasse führt genau auf die Bergketten des Atlas zu. Unsere Route führt über Midelt, Boulemane und Sefrou nach Fès, eine der vier Königsstädte Marokkos.

 
Entlang des Oued Ziz geht es nach Norden, zu den Bergen des Atlas-Gebirges

Am nächsten Tag lassen wir es erst mal ruhig angehen, und gammeln auf dem Campingplatz herum. Erst am Nachmittag, als die grösste Hitze vorüber ist, fahren wir in die Stadt, zuerst nach Fes-el-Djedid, zum Königspalast.

Die Anlage kann nicht besichtigt werden, und die hohen, abweisenden Mauern gewähren keinerlei Einblick. Prächtig ist jedenfalls das goldene Eingangstor.

 
 Blick auf Fes-el-Bali

Danach fahren wir weiter, nach Fes-el-Bali, der Altstadt. Wir spazieren durch die malerischen engen Gassen, kommen zur Karaouin - Moschee, die von "Ungläubigen" nicht betreten werden darf. Von einer nahegelegenen Dachterrasse aus können wir einen Blick in den Innenhof dieser Moschee werfen. Von dort ist es nicht weit zum Viertel der Gerber, am Oued Fes. Am Abend sind wir wieder zurück auf dem Campingplatz.

 
Die Pracht des Königspalastes steht in starkem Kontrast zu der verbreiteten Armut der Bevölkerung


 Einer der Eingänge zur Medina


 Im Viertel der Färber und Gerber

Den zweiten Tag in Fès verbringen wir ausschliesslich auf dem Zeltplatz. Jimfred fühlt sich heute krank und zieht sich zurück. Connie trifft ausgerechnet hier einen Bekannten, und ich kann eine gute Tat vollbringen, indem ich einigen Leuten helfe, ihren Citroen 2CV wieder in Gang zu setzen.  (Karte)


 Ruhetag auf dem Campingplatz in Fes


 Jimfred fühlt sich heute nicht wohl

Zum Abschied umrunden wir die Stadt auf der "Route de Fès", dann nehmen wir die Ausfallstrasse in Richtung Osten, denn heute soll es nach Algerien gehen! In Bir Tam-Tam geraten wir in eine Polizeikontrolle. Ob wir in Ketama waren, will man wissen. Nein, waren wir nicht! Und stehen so offenbar auch nicht unter Haschischverdacht.

Bei Taza sind Bauarbeiten im Gange, ein Schild weist darauf hin: "Chaussée médiocre".  Nicht nur die schlechte Strasse, auch sonst erinnert die Gegend stellenweise an die Türkei. Besonders die kahlen, sanft geschwungenen Lehmhügel erinnern an Anatolien.

"Médiocre" ist auch das Wetter. Ein Gewitter zieht auf mit böigem Wind, und wir frieren, nach den heissen Tagen am Rande der Wüste.


 Gewitterstimmung bei Oujda, es ist kühl geworden


             Wir feiern den Kilometer 10.000 der Reise

Auf gerader, aber welliger Strasse geht es nun weiter in Richtung Oujda. (Karte)

Die Stadt ist schnell durchfahren, und kurz dahinter halten wir an, um eine Gedenkminute für unseren Zehntausendsten Reisekilometer zu zelebrieren.

Und dann stehen wir an der marokkanisch-algerischen Grenze. Während es bei den Marokkanern relativ flott geht, brauchen die Algerier 1½ Stunden für die Abfertigung. So ist es bereits dunkel, als wir durchs Gebirge in Richtung Tlemcen fahren.

Eine kleine Eule sitzt auf der Strasse, flattert im letzten Moment hoch. Die hat sich bestimmt genauso erschreckt wie ich! Mehr durch Zufall sehen wir ein Hinweisschild zum Camping von Tlemcen, und so finden wir den lauschigen Platz im Wald recht einfach.  (Karte)


Die Moschee und das Minarett von Mansourah  liegen in Trümmern


Eine lokale Sehenswürdigkeit: Die Kaskaden von Tlemcen

Auf dem Platz ist nichts los, und entsprechend ruhig war die Nacht. Als Erstes besuchen wir die Ruinen des Minaretts von Mansourah, und fahren dann noch an den Kaskaden von Tlemcen vorbei. Dann brechen wir auf in Richtung Oran. Die Strasse führt durch ein Weinanbaugebiet, später erstreckt sich rechter Hand der Salzsee von Oran (Sebkha d’Oran).

Es regnet, als wir den Badeort Ain-el-Turk erreichen, und den dortigen Campingplatz aufsuchen. Flugs taufen wir Oran in "Oh Rain" um. Nach dem Abendessen verschwindet Jim plötzlich. Als er wieder auftaucht gesteht er, dass er gekotzt hat. Auf unser Drängen hin eröffnet er uns, dass er Tomaten absolut nicht mag und auch nicht verträgt. Da muss der arme Kerl ja die letzte Zeit furchtbar gelitten haben, denn bei uns gibt es oft was mit Tomaten. Aber er hat sich irgendwie nicht getraut, uns das zu sagen.  (Karte)


                   Die "Skyline" von Oran, vom Hafen aus

In Oran lassen wir einen Ölwechsel machen, das Altöl sieht fast aus wie Milch durch den vielen Staub, den der Motor geschluckt hat.

Danach wollen wir auf der Bank Benzingutscheine holen, doch die ist geschlossen, und so fahren wir kurzerhand ohne Gutscheine. Der Sprit ist auch so spottbillig!

Um 12.00 Uhr verlassen wir Oran, folgen dem kurzen Stück Autobahn in Richtung Sidi-Bel-Abbès, halten uns dann aber in Richtung Mascara. Dabei kommen wir durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend, vorbei an ausgedehnten Olivenhainen. Vor Mascara rauschen wir fast in eine sehr schlecht gesicherte Baustelle hinein!   (Karte)


 Intensive Landwirtschaft bei Mascara


 Dann macht sich bald die Steppe breit

Bald liegen Mascara und die Eghris-Ebene hinter uns, und wir durch fahren die Bergregion des Tellatlas. Kurvenreiche Bergstrecken wechseln ab mit schnurgeraden Abschnitten über weite Hochebenen, und fruchtbare Täler weichen allmählich der dürren Steppe.

Wir bereiten uns am Auto ein einfaches Mittagessen, derweil kommen ein paar mit Gewehren bewaffnete Reiter vorbei.

Als wir dann die Fahrt fortsetzen, hat sich der Himmel stark bewölkt, ein Gewitter liegt in der Luft, und der Wind ist recht kühl. Links der Strasse tauchen die ersten Nomadenzelte auf.

    
  Wieder zieht ein Gewitter herauf

In dem kleinen Ort Medrissa tanken wir auf, folgen dann weiter der Strasse 2. Ordnung, welche sehr wellig ist und einige Schlaglöcher aufweist. Hinter einer Kuppe fällt die Strasse abrupt ab, und gleichzeitig zieht sich eine tiefe Rinne quer über die Fahrbahn! Es tut einen gewaltigen Schlag, als wir durch die Rinne knallen! Obwohl wir nicht schnell fahren, war das nicht zu sehen, so dass keine Zeit mehr zum Reagieren blieb!

Der Vorderachskörper hat den Schlag abbekommen, und wurde nach hinten gegen den Motor gedrückt, dabei hat es die Ölwanne eingebeult. Dadurch überträgt sich jetzt die Vibration des Motors auf das ganze Fahrzeug. Mit einem langen Montiereisen gelingt es mir, die Achse etwas vom Motor wegzudrücken, und da die Ölwanne noch dicht ist, können wir problemlos weiterfahren.

Wir fahren jetzt mit erhöhter Aufmerksamkeit, denn die Strecke, die durch eine flache, kaum besiedelte Gegend führt, hat noch viele weitere Schlaglöcher zu bieten. Endlich erreichen wir bei Ain Deheb die rot eingezeichnete Fernstrasse.

Hinter Aflou wird die Strasse nochmals sehr schlecht, doch dann kommen wir entlang einer Ölpipeline endlich zu unserem Tagesziel Laghouat. Wir speisen in in einem einfachen Restaurant, und nehmen dann im Hotel "Saharien" ein Dreibettzimmer.
                                                  
(Karte)

 
In Laghaouat nehmen wir uns ein Dreibettzimmer im Hotel Saharien

Laghouat hat keine besonders grosse Ausstrahlung. Wir wechseln 50 DM auf der Bank, und verlassen die Oase um 11.30 Uhr, wobei ein Begräbniszug unseren Weg kreuzt. Der Wind fegt Sand über die Landstrasse, die uns in die 220 Km entfernte Oase Ghardaia führt.  (Karte)


Die Landschaft wird wüstenartiger, wir fahren von Laghouat in Richtung Ghardaia

Die Landschaft ist sehr eintönig, erst 90 Km vor Ghardaia wird das Gelände etwas hügeliger, und damit auch kurvenreicher. Noch immer wirbelt der Sand über die Strasse, und kleinere Gruppen von Kamelen bringen etwas Abwechslung.

 
Sandverwirbelungen tanzen über die Strasse, und Kamele kreuzen unseren Weg

Die Oase Ghardaia liegt, zusammen mit weiteren vier Schwesteroasen, inmitten einer unwirtlichen, hügeligen Steinwüste, im Tal des M’Zab. Die Bewohner zeichnen sich durch besonders strenge Glaubensregeln aus, doch während wir über den von Arkaden umstandenen Marktplatz bummeln, und dann hinauf zum Minarett gehen, herrscht noch Mittagsruhe und kaum ein Mensch ist zu sehen.   (Karte)

  "Rundgang durch Ghardaia"

 
 Ghardaia und seine Schwesterstädte liegen im Tal des M'Zab


  Mittagsruhe über dem Markt von Ghardaia
 


 Das Minarett von Ghardaia
 


 Hier gilt eine strenge Kleiderordnung...


 ... an die sich Connie nicht so ganz hält

Bei der Weiterfahrt haben wir nochmal einen schönen Ausblick auf das palmbestandene Oasental des M’Zab, doch dann kommen wir in eine weite Ebene, wo ein Schild mahnt: "Debut Zone de Sable". Auf der Strasse sind auch schon kleine Dünen angeweht, so dass Slalomfahren angesagt ist.

Am frühen Abend erreichen wir dann die Oase Ouargla, wo die Gasfackeln der südlich gelegenen Erdölfelder von Haoud Berkaoui Ben Kahla mit ihrem unwirklichen Licht herüberscheinen. In einem einfachen Hotel mieten wir uns Zimmer für die Nacht.  (Karte)


Leider entpuppt sich das Hotel in Ouargla als Dreckloch


 Strassenszene in Ouargla

Das Hotel entpuppt sich zwar als ziemliches Dreckloch, dennoch schlafen wir lange. So lassen wir Ouargla erst um die Mittagszeit hinter uns, und dementsprechend meldet sich bereits nach nur 20 Km der Hunger.  (Karte)