Spanien - Portugal - Marokko - Algerien
22.7. - 13.10.1973

Teil 7
 
(Karte)

Wir halten einfach am Strassenrand, und bauen auf dem Betonsockel eines Richtungsschildes unseren Kocher auf.

Jim rührt sich eine Tütensuppe an, ich brate Zwiebeln in der Pfanne an, über die ich drei Eier schlage. Spiegelei Saharien.
 

  "Mittagspause bei Hassi Messaoud"


Am Strassenrand bauen wir unseren Kocher auf

 
 Als Erster kocht sich Jimfred ein Süppchen

 
 Dann bereite ich ein Menü zu, aus Spiegeleiern mit Zwiebeln und Majoran

Nach dem Mahl setzen wir die Fahrt durch die sandige Ebene fort, und bald kommen die ersten Dünen des ausgedehnten "Erg Oriental".

Arbeiterkolonnen sind damit beschäftigt, die Strasse von Sandverwehungen zu befreien.


 Arbeiter schaufeln die Strasse frei


      Wir nähern uns der Erdölstadt Hassi Messaoud

Ein Militärflughafen, eine Pipeline und Erdgasfackeln kündigen Hassi Messaoud an.                    (Karte)

Ein fürchterlicher Platz, wie Connie meint, mit Raffinerien, und aus Baracken bestehende Wohnanlagen.

Und überall Pumpen und Förderanlagen, Öllachen und Gasfackeln. Kein Ort, der zu längerem Verweilen einlädt.

 
 Rechts der Strasse brennt eine grosse Öllache, und in der Ferne wird Gas abgefackelt


 Eine Pipeline verläuft längs der Strasse


  Überall Feuer, Rauch, und Öl

Wir machen kehrt, und folgen dann der Strasse nach Norden, in Richtung Touggourt. Mehrere Kamele stehen malerisch vor einer Düne, und hier in den Dünen von Dokhara soll es auch "Sandrosen" geben. Nach einigen Suchen im Sand finden wir tatsächlich ein paar bescheidene Exemplare.


   In Richtung Touggourt wird es wieder romantischer


 Bei Dokhara suchen wir nach "Sandrosen"
 

Bald danach erreichen wir die Oase Touggourt.       (Karte)

An einem schönen Platz im Zentrum lassen wir uns nieder und trinken eine Limo, dann folgen wir der Strasse nach El Oued.


 Limonadenpause in Touggourt


          Vor El Oued begeistern uns herrliche Dünen

Obwohl die Strasse in gutem Zustand ist, kommen wir wegen der ständigen Sandverwehungen nur langsam voran. Die herrliche Dünenlandschaft begeistert uns.

Im Scheine der Abendsonne nehmen wir einen Imbiss am Auto ein, fasziniert von dem prächtigen Farben- und Schattenspiel in den Dünen.

 

 
Impressionen der Dünenlandschaft von El Oued, und von unserem Abendessen

Kleine Siedlungen und Palmenhaine sind die Vorboten der Oase El Oued. Vor den Türen liegen die Leute in ihren weissen Kitteln und schwätzen. Ein ausgesprochen friedliches Bild.   (Karte)

Als wir in El Oued eintreffen, ist es bereits dunkel. Wir quartieren uns im "Hotel Oasis" ein, und bekommen hier ein richtiges Appartement mit zwei Doppelschlafzimmern, einer Küche, und sogar mit einem Balkon, der eine reizvolle Aussicht auf Palmen und Dünen bietet. Das Ganze ist mit 28 Dinar zwar teuer, aber wenn man das Dreckloch in Ouargla für 30 Dinar bedenkt, zahlt man gerne diesen Preis.

 
Im "Hotel Oasis" in El Oued bekommen wir ein kleines Appartement mit Balkon

Wir gehen noch mal in den Ort, aber die Kneipenkultur ist schlecht. In der ersten Kneipe die wir aufsuchen, gibt es nur Bitterlimonade und Pepsi Cola. Wir schauen uns um nach einer Teestube, ein guter Pfefferminztee wäre nach unserm Geschmack, aber wir können keine finden. Schliesslich landen wir in einer ausgebauten Garage, wo einige Männer beim Kartenspiel zusammensitzen. Hier bekommen wir zwar Pfefferminztee, aber der ist nur aufgewärmt worden. Horrible!

Der nächste Tag beginnt mit einem oberpeinlichen Zwischenfall. Wir können nicht widerstehen, den Aschenbecher mit der Aufschrift "Hotel Oasis - El Oued" einzustecken. Aber während ich gerade damit beschäftigt bin, im Auto das Gepäck zu verstauen, kommt der junge Mann vom Hotel, und reklamiert den Aschenbecher. Peinlich, peinlich!

Ich möchte am Liebsten zwischen unseren Taschen und Koffern im Laderaum verschwinden. Er verlangt 10 Din., dann könnten wir ihn behalten. Das gibt uns wenigstens Gelegenheit zur Entrüstung. Was? Soviel Geld für einen ollen Aschenbecher? Ich hole das Ding aus der Tasche, und Connie gibt ihn zurück.

Abgesehen davon, das El Oued eine hübsche Oase ist, hat sie zwei Besonderheiten:

Die Dächer ihrer Häuser bestehen aus Kuppeln oder Tonnengewölben, weshalb sie auch "Stadt der tausend Kuppeln" genannt wird, und die Dattelpalmen stehen nicht in grossen Hainen, sondern vielmehr in kleinen Gruppen am Grund von tiefen Sandtrichtern.


Kuppeldächer in El Oued

Da die Wurzeln so bis zum Grundwasser reichen, erspart das die künstliche Bewässerung. Dafür müssen aber andererseits die Trichter immer wieder mühsam vom hineingewehten Sand befreit werden.

 
In der Gegend von El Oued stehen die Palmen am Grund von grossen, tiefen Sandtrichtern

Wir verlassen El Oued, und kommen noch durch weitere, ähnliche Oasen. Einmal wagen wir uns mit dem Auto etwas zu weit in den Sand, und als wir weiterfahren wollen, stecken wir fest. Die Kinder, die hier überall zahlreich herumspringen, wollen nur gegen Zahlung eines Bakschisch beim Schieben helfen. Ein freundlicher Taxifahrer ist uns dann schliesslich behilflich, und die Fahrt geht weiter, und zwar in Richtung Biskra.   (Karte)


            Wir durchqueren eine versalzte Senke

Wir passieren eine von Dünen umrahmte Senke, über der die Luft flimmert, wir sehen viele "Fata Morganas", welche das Vorhandensein von Wasser vortäuschen.

Es gibt aber auch tatsächlich einige Tümpel mit salzigem, bitterem Wasser, und wir sehen mit Salz verkrustete Pflanzen.

Dann geraten wir in eine Polizeikontrolle, man verlangt den Nachweis einer Colera-Impfung. Nach Begutachtung unserer Impfausweise können wir unbehelligt weiterfahren.

An Biskra vorbei führt die Strasse nun nach Westen, und wir fahren direkt gegen die Sonne, das strengt an. Schliesslich erreichen wir Bou Saada, und finden hier das "Hotel Bellevue". Die Bettlaken sind verdreckt, aber für eine Nacht muss es gehen.   (Karte)


 In Bou Saada übernachten wir im "Hotel Bellevue"


 Die "schöne Aussicht" aus dem Hotelfenster

Mit dem neuen Tag beginnt der Fastenmonat Ramadhan. Nach einem Gang über den Markt fahren wir weiter, und etwa 120 Km hinter Bou Saada macht es plötzlich ein lautes, unschönes "Knack", und der Wagen sackt hinten ab! Da ist was kaputt gegangen!    (Karte)


120 Km hinter Bou Saada bricht die linke hintere Blattfeder

Sofort fahre ich rechts ran, dabei schleift das Rad im Radkasten. Die Blattfeder hinten links ist gebrochen! Sie war ja permanent durch die Zuladung durchgebogen, und die Tatsache dass wir in Spanien den defekten Stossdämpfer zwar ausgebaut, aber nicht ersetzt hatten, hat wohl den Bruch begünstigt. Und die unebene, sehr wellige Strasse hat auch ihr Teil dazu beigetragen!

 
Da ist guter Rat teuer, denn das Malheur ist nicht leicht zu flicken

Ich versuche eine provisorische Reparatur, damit wir wenigstens in die nächste Werkstatt kommen. Dazu bocke ich den Wagen hoch, wobei unser Scherenwagenheber auch am Ende seiner Kraft ist. Der defekte Stossdämpfer wird wieder eingebaut, und als "Abstandshalter" benutzt, wobei zwei Zelthäringe aus recht stabilem Rundeisen als Halteklammern dienen.

 
Ich bastele ein Provisorium, bei dem der alte Stossdämpfer als Stütze dient, und mit zwei
Zelthäringen gegen Verrutschen gesichert wird

Zwei Stunden später können wir die Fahrt vorsichtig fortsetzen. Unser Ziel ist der 20 Km entfernte Ort Birine, wo es eine Werkstatt geben soll. Langsam schaukeln wir über die schlechte Strasse, und viermal kracht die fragile Konstruktion zusammen, und muss wieder geflickt werden. Unser Wagenheber packt's nicht mehr, und freundliche Einheimische helfen uns mit ihrem Wagenheber aus.

Gestresst gelangen wir so nach Birine, wo man uns tatsächlich das gebrochene Federblatt schweissen kann. Die freundlichen Leute laden uns sogar für die Ramadhan-Feier am Abend ein, doch wir sind angesichts unseres Missgeschicks nicht in Feierlaune, und lehnen dankend ab.  (Karte)

Gegen 17.00 Uhr fahren wir von Birine zurück zur Hauptstrasse, froh, dass alles so glimpflich verlaufen ist. Ohne Probleme passieren wir Tiaret, und gelangen nach rund 250 Kilometer nach Frenda, wo sich der Kreis unserer Oasenrundfahrt schliesst. Doch 20 Km nach Frenda, in der Nähe der Ortschaft Ain-el-Hadid, bricht die geflickte Feder erneut! Die Schweissnaht hat der Belastung nicht standgehalten! Die Sonne ist bereits untergegangen, es wird dunkel. Beim Versuch, den Wagen hochzubocken, bricht unser Wagenheber endgültig entzwei! Ja, Himmel Arsch und Zwirn!

Ein Land Rover und ein VW Kübelwagen (Typ 181) kommen daher, wir halten sie an. Es sind zwei Scheichs mit Gefolge. Einer findet an Connie gefallen, und würde sie am liebsten entführen. Aber sie leihen uns einen Wagenheber, so dass ich mein Provisorium wieder einbauen kann. Doch weit kommen wir nicht damit! Nach nur 300 m weiter rutscht alles wieder raus, und wir haben die Schnauze voll für heute. Daher beschliessen wir, hier gerade am Strassenrand über Nacht zu bleiben. Das Abendmenu besteht aus einer Dose Ravioli, dann kauern wir uns alle drei im Auto auf die Sitze, und schlafen mehr schlecht als recht.   (Karte)

Bei näherem Augenschein stellt sich heraus, dass sich das Rad noch frei drehen kann, so dass wir gegen 9.00 Uhr die Fahrt langsam und vorsichtig fortsetzen. So gelangen wir nach Mascara, wo wir zwar offene Werkstätten sehen, doch wir haben beschlossen, die Fahrt wie gehabt fortzusetzen. So erreichen wir tatsächlich ohne Zwischenfälle auch die sympathische Stadt Sidi bel Abbès, mit ihren Alleen und Parks.

Zum Glück ist die weitere Strasse recht gut, und bis jetzt hat unser Auto durchgehalten. Die Ortschaften hier wirken alle sehr französisch, und die Weinernte ist in vollem Gange. In vielen Kurven windet sich nun die Strasse in die Berge hinauf, und so gelangen wir zur Stadt Tlemcen. Bald ist dann auch die Grenze erreicht, und die Einreise nach Marokko erfolgt ohne Probleme.

Hinter Berkane, etwa 20 Km vor Nador, bricht dann die Federstützkonstruktion wieder mal zusammen, und zu allem Überfluss bricht dabei die Feder noch an einer anderen Stelle! Ein Spanier und ein Marokkaner helfen uns mit einem Wagenheber aus, und es gelingt mir, das Ganze nochmals zusammenzuflicken.

Sehr langsam setzen wir dann die Reise fort, zu allem Unglück ist die Strasse hier wieder sehr schlecht und hubbelig. Entsprechend angespannt sind unsere Nerven. In Nador tanken wir für unsere letzten Dirhams, und dann erreichen wir gegen 22.45 Uhr die Grenze nach Melilla. Ob wir noch auf die Fähre kommen?

Doch die Grenzabfertigung geht dann doch nicht ganz so flott, jedenfalls wird es 23.20 Uhr bis wir im Hafen von Melilla eintreffen. Zu spät, das Schiff fährt ohne uns.

Wir haben absolut keine Lust, schon wieder im Auto zu schlafen, und suchen uns daher eine preiswerte Pension.         (Karte)